Kategorie: Neuigkeiten

Neuigketien aus der Verpackungswelt und Innoform

  • Kleine Partikel, aber großes Problem: Dr. Ulrich Nehring über Mikroplastik

    Kleine Partikel, aber großes Problem: Dr. Ulrich Nehring über Mikroplastik

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?

    Ich beschäftige mich seit mehr als 25 Jahren mit der Konformitätsbeurteilung von Materialien und Gegenständen, die für den Kontakt mit Lebensmitteln bestimmt sind. Darüber hinaus arbeite ich seit vielen Jahren in Arbeitsgruppen verschiedener Branchenverbände mit, die sich mit den lebensmittelrechtlichen Anforderungen an Lebensmittelkontaktmaterialien beschäftigen und gegenwärtig in engem Austausch mit dem Gesetzgeber nach einer zukunftsweisenden Überarbeitung und Ergänzung der gesetzlichen Anforderungen suchen.

    Wie genau befassen Sie sich beruflich mit der Bewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien?

    In meiner beruflichen Tätigkeit gibt es eigentlich drei Bereiche, in denen ich mich mit der Beurteilung von Lebensmittelkontaktmaterialien bzw. mit Konformitätsarbeit beschäftige:
    Einerseits bin ich als Gutachter bzw. Sachverständiger tätig und habe in diesem Zusammenhang die Aufgabe, die lebensmittelrechtliche Konformität von einzelnen Lebensmittelkontaktmaterialien im Auftrag meiner Kunden zu beurteilen und zu zertifizieren. Ich stütze mich dabei auf die sogenannten “supporting documents” und wissenschaftliche Grundlagen.

    Der zweite Bereich meiner beruflichen Tätigkeit ist die Schulung von verantwortlichen Mitarbeitern in Betrieben, die sich mit der Herstellung oder der Verwendung von Lebensmittelkontaktmaterialien und -gegenständen befassen. Es geht bei diesen Schulungen vor allem um die Vermittlung von Wissen über die komplexen lebensmittelrechtlichen Anforderungen in der EU und in anderen Teilen der Welt sowie über die Details einer dem Stand der Technik entsprechenden Konformitätsarbeit.

    Der dritte Bereich meiner beruflichen Tätigkeit ist die Mitarbeit in fachlichen Arbeitsgruppen von Branchenverbänden. Hier geht es gegenwärtig vor allem darum, die notwendige Überarbeitung der lebensmittelrechtlichen Anforderungen in der EU sowie in EU-Mitgliedstaaten mit fachlichem Input konstruktiv zu begleiten und voranzutreiben.

    Wie sollten die Behörden länderübergreifend kooperieren, um im Gesetzesdschungel mehr Sicherheit und mehr Einheitlichkeit für die Inverkehrbringer zu schaffen?

    Eine bessere Zusammenarbeit der Behörden ist tatsächlich länderübergreifend, das heißt in unseren föderalen Strukturen in Deutschland als auch staatenübergreifend in der EU, aber auch global notwendig.  

    In Deutschland kann man insbesondere in der amtlichen Lebensmittelüberwachung enorm große Unterschiede in der Intensität und Kompetenz der durchgeführten Kontrollen zu Bedarfsgegenständen in den Bundesländern feststellen. Dies ist nicht nur schlecht für den Verbraucherschutz, sondern führt auch in den betroffenen Unternehmen, deren Aktivitäten sich in der Regel nicht auf einzelne Bundesländer beschränken, zu großen Verunsicherungen.

    Auf internationaler Ebene in der EU, aber auch global kann man in den vergangenen Jahren einen Trend zu nationalen Alleingängen bei der Gesetzgebung zu Lebensmittelkontaktmaterialien und eine nachlassende Bereitschaft zu einer Harmonisierung erkennen.  Auch dies ist für den Verbraucherschutz sehr nachteilig und behindert zudem den freien Warenverkehr. Wir müssen es also schaffen, an einen Tisch zurückzukehren und mehr Bereitschaft zu Kompromissen aufbringen, wenn langfristig ein verbesserter Schutz für Verbraucher und gleichzeitig ein breites Warenangebot erreicht werden soll.

    Welcher Bereich sollte aus Ihrer Sicht vom Gesetzgeber dringend geregelt werden?

    In der EU ist ja der Katalog von Materialklassen, für die es keine Einzelmaßnahmen, das heißt keine spezifischen lebensmittelrechtlichen Anforderungen gibt, deutlich länger als der Katalog von spezifisch geregelten Lebensmittelkontaktmaterialien. Besonders problematisch ist dies sicher bei relevanten Materialklassen wie Papier & Karton, Klebstoffen, Lackierungen und Druckfarben. Die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte hat aber gezeigt, dass das Konzept der Rahmenverordnung mit Einzelmaßnahmen für alle Materialklassen gar nicht realistisch umsetzbar ist. Insofern ist es sinnvoll, über ein ganz neues Konzept nachzudenken. Genau dies wird ja auch auf europäischer Ebene gegenwärtig getan. Ich hoffe sehr, dass genügend Mut besteht, alte Zöpfe abzuschneiden und der Verantwortung der Lebensmittelunternehmer ein größeres Gewicht zu verleihen. Dabei darf allerdings das Prinzip der Guten Herstellungspraxis, das ja nicht nur dem Lebensmittelunternehmer abverlangt, stets nach dem Stand der Technik zu arbeiten, sondern auch seine Sorgfaltspflicht mit dem dynamischen Rahmen der technischen Machbarkeit sinnvoll begrenzt, aus den Augen verloren werden.

    Die gesetzlichen Vorgaben werden immer strenger. Welche Konsequenzen kann das für Zulieferer und Hersteller, aber auch für die Verbraucher haben?

    Eine systematische und wissenschaftlich begründete Verschärfung von Anforderungen ist ja ein Ausdruck der technischen Entwicklung und der sinnvollen Zielsetzung, Verbraucherschutz ständig zu verbessern. Solche Veränderungen der gesetzlichen Anforderungen werden von keinem, auch nicht von der beteiligten Wirtschaft, abgelehnt. Problematisch für Zulieferer und Hersteller von Lebensmittelkontaktmaterialien sind in den vergangenen Jahren besonders solche Rechtsvorschriften gewesen, die überwiegend aus politischem Aktionismus  heraus und ohne solide wissenschaftliche Begründung entstanden sind und meistens nationale Alleingänge dargestellt haben. Solche Anforderungen behindern nicht nur den freien Warenverkehr, sie können auch unmittelbar zu einer Verschlechterung des Verbraucherschutzes führen. Ein gutes Beispiel für eine solche Anforderung ist das Verbot von Bisphenol A in Frankreich.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich das Risiko nicht gelisteter Substanzen ein?

    Das gesundheitliche Risiko von Ausgangsstoffen für Lebensmittelkontaktmaterialien lässt sich ja nicht grundsätzlich, also pauschal, sondern nur sehr spezifisch bewerten. Ich sehe keinen Anhaltspunkt dafür, dass Lebensmittelkontaktmaterialien, für die keine Positivliste von Ausgangsstoffen aufgestellt wurde, grundsätzlich ein höheres gesundheitliches Risiko für Verbraucher darstellen als die wenigen Materialien, für die es eine solche Liste gibt. Entscheidend für eine Verbesserung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes wird es aus meiner Sicht sein, dass es uns gelingt, allgemeine Kriterien für eine Risikobewertung von Stoffen, die aus Lebensmittelkontaktmaterialien auf Lebensmittel übergehen können, zu definieren, die dem Stand der Toxikologie und Analytik entsprechen und zudem eine realistischere Expositionsbetrachtung berücksichtigen. Es gibt ja deutliche Anzeichen dafür, dass das Prinzip der Positivlisten nicht aufrecht zu erhalten ist, weil die Kapazitäten amtlicher Risikobewertungsinstitutionen in der EU bei Weitem nicht ausreichen, um in akzeptabler Zeit die enorm große Zahl an möglichen Stoffen aus Lebensmittelkontaktmaterialien zu bewerten und für eine Listung vorzubereiten. Eine Risikobewertung von Stoffen in der Verantwortung der Lebensmittelunternehmer nach gesetzlich festgelegten Prinzipien und Verfahren und  mit amtlicher Überwachung wäre nach meiner Einschätzung eine funktionierende und sichere Alternative.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?

    Hersteller und Inverkehrbringer von Lebensmittelkontaktmaterialien müssen  die Konformitätsarbeit deutlich detaillierter und intensiver durchführen. Dies ist vor allem für mittelständische Unternehmen, die ja den Markt beherrschen, eine große Herausforderung. Gelingen wird dies auch nur, wenn die Wertschöpfungsketten übergreifende Zusammenarbeit der Unternehmen weiter verbessert wird und mehr Transparenz in der Kommunikation herzustellen ist.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten, z. B. für spezifische Migrationslimits (SML), ein?

    Wo Grenzwerte wie SMLs existieren, ist der Nachweis von Konformität und Nicht-Konformität formal natürlich immer deutlich einfacher als ohne solche Maßstäbe. Die vorhandenen Grenzwerte stützen sich aber nicht alle auf eine Risikobewertung, die heutigen Ansprüchen noch genügen kann. Insofern muss man sich die Grenzwerte jeweils kritisch anschauen. Außerdem ist das Aufstellen von gesetzlichen Grenzwerten an komplizierte formale und amtliche Verfahren gebunden, die weder der Anzahl der zu bewertenden Stoffe noch dem Tempo der Innovation gerecht werden können. Insofern ist das Konzept der Grenzwerte im Bereich der Lebensmittelkontaktmaterialien zwar komfortabel für alle, die Konformität nachweisen oder überwachen müssen, es ist aber vermutlich nicht das Mittel der Wahl, um den Verbraucherschutz in diesem Bereich mittelfristig weiter zu verbessern.

    Sie referieren über „Mikroplastik – kleine Partikel und großes Problem?“  Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

    Als Naturwissenschaftler bewegen mich an diesem Thema vor allem die vielen unbeantworteten wissenschaftlichen Fragestellungen. Das fängt mit einer klaren Definition für Mikroplastik an und geht über ökologische und gesundheitliche Bedeutung sowie analytische Herausforderungen hin zu Optionen der Vermeidung. Was mich an dem Thema auch bewegt, ist das enorme Potential einer Emotionalisierung. Unsere Aufgabe als Naturwissenschaftler ist neben der Beantwortung der wissenschaftlichen Fragen auch, die Diskussion immer wieder so weit wie möglich auf einen sachlichen Teppich zurückzuholen und politischen Aktionismus ohne wissenschaftliche Begründung  nach Kräften zu vermeiden.

    Bei Mikroplastik denken die Verbraucher vor allem an Marine-Littering und in erster Linie an die Verpackungsbranche. Als erste Quelle von Mikroplastik wird allerdings der Abrieb von Autoreifen angesehen, der rund ein Drittel der gesamten Mikroplastik-Emissionen darstellt. Müssen wir zurück zu Pferd und Kutsche? Und ist die Verpackungsindustrie nur der Sündenbock?

    Dies ist schon ein erster Effekt der Emotionalisierung. Es ist bereits belegt, dass Mikroplastik in Gewässern überwiegend auf Abrieb aus Fahrzeugbereifung zurückzuführen ist und dass Verpackungen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Aber das Bild von einem Berg schmutziger PET-Flaschen, die am Ufer eines brackigen Gewässers dümpeln, ist nun einmal viel einprägsamer und im Fernsehbild einfacher darzustellen als kaum sichtbarer Reifenabrieb. Nichts gegen Reitsport und eine schöne Ausfahrt mit der Kutsche, aber ein Weg zurück, wenn es ihn überhaupt gibt, ist niemals die Lösung. Wir müssen nach vorne gehen, die Thematik sachlich und wissenschaftlich fundiert aufarbeiten und geeignete Lösungen entwickeln. Dabei kann ein Blick zurück auf Mittel und Wege, die der Vergangenheit angehören und vergessen sind, allerdings nicht schaden.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?

    Obgleich ich ein echter Flachlandindianer bin, begeistern mich seit meiner Kindheit die Berge. Dort  bewege ich mich zu Fuß, auf Skiern oder mit dem Fahrrad und genieße die großartige Landschaft. Bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit lese ich ein gutes Buch oder höre Musik. Wenn ich bei all dem meine Familie um mich habe, fehlt mir eigentlich gar nichts.

  • Dr. Ralph Derra über Klebstoffbewertung und -prüfung

    Dr. Ralph Derra über Klebstoffbewertung und -prüfung

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?

    Mein Institut, die ISEGA, beschäftigt sich im Schwerpunkt mit flexiblen Materialien für den Einsatz als Verpackungsmaterialien. Diese werden im Bereich Lebensmittel, Pharmazie und Medizinprodukte eingesetzt.

    Wie genau befassen Sie sich beruflich mit der Bewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien?

    Die Haupttätigkeit ist die Bewertung von Rezepturen der Rohstoffe bis zum fertigen Verpackungsmaterial. Auf diesen Informationen werden Prüfpläne zur Erstellung von Konformitätsunterlagen innerhalb der Produktionskette aufgebaut.

    Wie sollten die Behörden länderübergreifend kooperieren, um im Gesetzesdschungel mehr Sicherheit und mehr Einheitlichkeit für die Inverkehrbringer zu schaffen?

    Die Kooperation zwischen den einzelnen EU-Mitgliedsländern ist schwierig, da oft unterschiedliche nationale Voraussetzungen gegeben sind. Eine Vereinheitlichung innerhalb der EU ist auf Grund der Erfahrungen der letzten Jahre nur sehr langwierig möglich.

    Die gesetzlichen Vorgaben werden immer strenger. Welche Konsequenzen kann das für Zulieferer und Hersteller, aber auch für die Verbraucher haben?

    Ich glaube nicht, dass die gesetzlichen Vorgaben wirklich strenger werden; die chemische Analytik wird nur immer empfindlicher. Dadurch tauchen immer neue Probleme auf, zu denen dann die wissenschaftliche Bewertung fehlt. Es wird immer nicht ausreichend geregelte Substanzen geben. Weder die Produkthersteller noch die Behörden haben Möglichkeit, von einem Null-Risiko zu sprechen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass wir in der Regel unsere Ernährung nicht nur aus der gleichen Verpackung zu uns nehmen. Das macht das Risiko geringer, aber die Bewertung nicht einfacher.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?

    Ich sehe keinen besonderen Handlungsbedarf für Packmittelhersteller, solange man die Konformitätsbewertung im Auge behält.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten, z. B. für spezifische Migrationslimits (SML), ein?

    Grenzwerte sind natürlich für eine endgültige Beurteilung eine schöne Sache, nur darf man nicht vergessen, dass man bei den analytischen Größenordnungen, über die wir heute diskutieren, auch bei einer einfachen Überschreitung eines Grenzwertes noch nicht außerhalb einer Konformität liegt.

    Sie referieren über Klebstoffbewertung und -prüfung. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?

    Klebstoffe, wie auch alle anderen chemischen Produkte zur Veredlung von Verpackungsmaterialien, sind immer eine besondere Herausforderung, da man sich über die Anwendung vorher Gedanken machen und das auch mit den Messergebnissen bestätigen muss.

    Wie aufwendig sind bei Klebstoffen Reinheits- und Rückstandsprüfungen, um die lebensmittelrechtliche Eignung bei der Verwendung für Lebensmittelverpackungen zu gewährleisten?

    Die chemische Analytik von Klebstoffen ist nicht so aufwendig, solange eine gute Kommunikation über die Zusammensetzung und die Rohstoffe existiert. Schwierig sind dabei pauschale Analysen, mit denen nur die Listen der Standardverunreinigungen abgearbeitet werden. Das ist besonders im asiatischen Bereich häufig der Fall. Mit solchen Informationen kann man keine wirkliche Produktbewertung durchführen.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?

    Ich begeistere mich natürlich für die üblichen, dem Alter angepassten, Sportarten. Zurzeit begeistert mich allerdings am meisten der persönliche Erfolg meines Sohnes bei „Jugend forscht“ im Bereich Chemie. Das hat mich persönlich dazu veranlasst, Schulen für Aktivitäten in diesem Bereich stärker zu unterstützen.

    Dr. Ralph Derra promovierte nach dem Studium der Chemie an der Universität Würzburg bei Prof. Helmchen. Nach Arbeitseinsätzen bei ISEGA GmbH in Berlin und in einer Papier- und Zellstoff-Fabrik in Deir-Ez-Zor, Syrien, übernahm er die Laborleitung der ISEGA GmbH, Aschaffenburg. Dort ist er seit 1986 Geschäftsführer.

    Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Verpackungsmaterialien, Boden- und Luftanalytik betreut er den Zertifizierungsbereich von Materialien im Kontakt mit Lebensmitteln. Neben der Analytik und Bewertung von Lebensmittelverpackungen sind Umweltauswirkungen wie Recycling und Kompostierung Arbeitsschwerpunkte.

    In der neuen Deutschen Akkreditierungsstelle DAkkS vertritt er die Gesellschaft Deutscher Chemiker GDCh in den Bereichen Chemie und gesundheitlicher Verbraucherschutz.

    Dr. Derra ist Obmann der analytischen DIN-Gruppen für Papier sowie für den Lebensmittelkontakt von Kunststoffen und vertritt in dieser Funktion auch die deutsche Normung in den europäischen Gremien bei CEN. Seit 2015 ist er Chairman des CEN/TC 172 Pulp, Paper and Board.


  • Fakten rund um Kunststoffverpackungen

    Fakten rund um Kunststoffverpackungen

    PlasticsEurope und die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen (IK) engagieren sich mit einem Aufklärungs-Newsroom, wie sie es nennen, unter:
    https://newsroom.kunststoffverpackungen.de/ .

    Neben Neuigkeiten aus dem “eigenen Stall” werden auch interessante, faktenbasierte Sendungen aus Funk und Fernsehen sowie Tagespresse verlinkt und ggf. kommentiert.

    Wenn auch Sie sich für Fakten rund um Plastik interessieren, klicken Sie doch einmal auf den Link.

  • Neue Orientierungswerte für die Bewertung von Oligomeren aus PA6- und PA66-haltigen (Folien-)Verpackungen

    Neue Orientierungswerte für die Bewertung von Oligomeren aus PA6- und PA66-haltigen (Folien-)Verpackungen

    Die Oligomere des Polyamid 6 (aus Caprolactam) und aus Polyamid 66 (aus Hexamethylendiamin und Adipinsäure) sind nicht in der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 gelistet. Dementsprechend gibt es bisher auch keinen Grenzwert.

    Laut 21. Sitzung der BfR-Kommission (in Deutschland) für Bedarfsgegenstände (wie Verpackungen) wird die Bewertung von Polyamid-Oligomeren der Stellungnahme Nr. 014/2018 des BfR vom 30. Mai 2018 überarbeitet.

    Aufgrund vorliegender Studien zur Genotoxizität sowie zur akuten, subakuten und subchronischen Toxizität einzelner Oligomere bzw. von Mischungen verschiedener Oligomere ist die folgende Höchstmenge für eine Migration als toxikologisch akzeptabel einzustufen: 5 mg/kg Lebensmittel(-simulanz) als Summe der Migrationswerte der zyklischen PA 6-Oligomere (n = 2 bis 8, also Dimer bis Octamer) sowie der zyklischen PA 6,6-Oligomere (n = 1 bis 4, also „Monomer“ bis Tetramer). Vorher lag der angenommene Orientierungswert bei 0,09 mg/kg Lebensmittel(-simulanz). Es ergibt sich somit für einige, früher gemessene Grenzwertüberschreitungen eine Entschärfung.

    Die vollständige Veröffentlichung (Protokoll vom 7. November 2018) finden Sie hier: https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/21-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-bedarfsgegenstaende.pdf

  • Ist das Verpackung und kann das weg?

    Ist das Verpackung und kann das weg?

    Sind Verpackungen ihre Mühe und das Geld wert, was wir Verpacker ihr zuschreiben? Daran zweifelt der aufmerksame Laie. Zu dem Schluss komme ich auch aufgrund des Ergebnisses der neuesten DVI-Umfrage. Fast die Hälfte (45,4 %) der repräsentativ befragten Gruppe von Bundesbürgern fühlen sich mitverantwortlich an der medial bereits schon so benannten „Kunststoffkatastrophe“, der Vermüllung der Meere und allem, wofür die Verpackung sonst noch mitbeschuldigt wird.

    Auf die Frage jedoch, was jeder einzelne für sich zur Erhöhung der Nachhaltigkeit tun wolle, war schon auf Platz drei die Verpackung (mehr unverpackt kaufen, weniger Versandhandel etc.). Aber wer weiß, ob das hilft und auch wirklich besser wäre? Welche Art des Handelns ist CO² neutraler? Unverpackt einkaufen und nur die Produkte konsumieren, mit denen das klappt? Oder ganz auf Online-Handel verzichten und selber zum Supermarkt fahren und die Produkte dort selber „abholen“? Wer weiß das schon, und wer kann das fundiert ausrechnen? Daran arbeiten einige spezialisierte Institute wie IFEU oder denkstatt. Doch die Ergebnisse sind bisher noch Momentaufnahmen und Einzelbewertungen ganzer Produktzyklen, in denen die Verpackung und der Vertriebskanal meistens eine untergeordnete Rolle einnehmen.

    Doch stände es unserer Flexpack-Industrie – und da beziehe ich die Markeninhaber und den Handel mit ein – gut zu, hier Klarheit zu schaffen und einfache Fragen zu beantworten wie:

    • Mehrweg oder Einweg – was ist besser für Produkt xy?
    • Folienverpackte Gurke oder unverpackte Gurke – was nützt uns und der Umwelt mehr?
    • Multimaterial-Standbeutel oder Mono-Blechdose – was ist optimaler für Mensch und Natur?

    Mir fällt es auf jeden Fall leichter, auf Fernreisen zu verzichten, als auf den Supermarkt mit frischen und gut verpackten Produkten.

    Aber vielleicht brauchen wir uns auch gar nicht immer nur über Verzicht streiten. Ein Schub hin zu optimierten Verpackungen, minimalisierten Materialeinsätzen bei optimiertem Verbrauchernutzen bringt sicher mehr, als wenn die Bildungselite aus Berlin Mitte alles versucht, unverpackt zu kaufen, wenn sie nicht gerade Yoga auf Bali studiert.

    Ich denke, für unsere Diskussion ist es sinnvoll, wenn wir uns auf den Einflussbereich konzentrieren und nicht alles in einen Topf werfen, wie es natürlich medienwirksamer wäre. Ich denke, wir müssen die neuen  Schulaufgaben machen und u. a. die drei o. g. Fragen kompetent und ideologiefrei beantworten lernen. Das ist ein Prozess, der uns sicher einige Jahre begleiten wird, da es grundlegende Fragen sind, die sich wie alles in der Welt im Kontext des Weltgeschehens permanent verändern. Was heute verwerflich erscheint, galt früher als Fortschritt. Wenn wir heute den Online-Handel anprangern, so kann er doch die Zukunft nachhaltiger gestalten. Wie das gehen kann? Eine These von Stefan Munz https://www.innoform-coaching.de/co_neu/de/referenten/stefan-munz in seinem Interview zur anstehenden Tagung http://um.innoform.de in Würzburg lautet:

    …“ In zwanzig Jahren werden wir nicht mehr über Multi- oder Omni-Channel reden. Zukunftsforscher sagen voraus: Im No-Line-Commerce werden Online- und Offline-Welten zu einem grenzenlosen Shoppingerlebnis verschmelzen. Jeder kann zu jeder Zeit alles kaufen. Produkt-Informationen werden überall verfügbar sein. Verbesserte Mobilfunkstandards und Endgeräte sowie moderne Logistikkonzepte werden das ermöglichen. Der Convenience-Bereich wird weiter wachsen, die personalintensive Frische-Theke wird zur Rarität.

    Die Entsorgung wird dann Multi-Channel sein. Ausgediente Waren, die keinen Nutzwert mehr haben, aber noch einen Rohstoffwert besitzen, werden online gehandelt und nicht mehr nur an der Straße entsorgt. Der Recy-Commerce wird sich als Geschäftsmodell des Urban Mining etabliert haben.

    In fünfzig Jahren werden Verpackungen dann endlich der Natur nachempfunden sein. Sie sind dann so intelligent und kreislauffähig wie die Bananenschale es heute bereits ist.“… Quelle: https://www.innoform-coaching.de/blog/2019/03/21/stefan-munz-ueber-orientierungshilfen-zur-bemessung-der-recyclingfaehigkeit/


    http://um.innoform.de

    So ist das, was wir im Moment mit dem Online-Handel entwickeln und erproben, ein Beispiel für die Entsorgung von übermorgen. Noch weiß niemand, wie es sich wirklich entwickelt. Aber unserer Branche muss es nicht an Zuversicht mangeln. Doch brauchen wir Innovationen, die ihren Namen verdienen und visionäre Ansätze wie den eben zitierten. Und eines sollte schnell passieren – Kommunikation mit dem Kommunikationsmedium Nr. 1 verbessern – der Verpackung und zwar zu dem, der alles bezahlt – dem Verbraucher.

    • Warum berechnen wir nicht für die wichtigsten Lebensmittelverpackungen die optimale Kombination aus Form und Material? Nur damit wir es erst einmal wüssten …
    • Warum kommunizieren wir nicht die Gründe für unsere Verpackungswahl? Nur damit der Verbraucher uns mehr (zu)traut …
    • Warum benennen wir so selten echte Verpackungsmängel bei den Entscheidern – z. B. den Marketiers? Nur damit wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit da leisten, wo er wirkt …

    Es sind andere Interessen, die uns an all dem scheinbar hindern. Doch langfristig erfolgreich werden die sein, die zunächst sich und dann den Interessierten diese und viele weitere, grundlegende Verpackungsfragen beantworten.

    Wir möchten bei unserer Tagung in Würzburg einen Teil dazu beitragen und laden alle ein mitzuhelfen, die richtigen Verpackungen zu entwickeln und zu verbreiten.

    Karsten Schröder, März 2019

  • Vorhersage-Tool zur Bewertung MOSH/MOAH relevanter Beiträge

    Vorhersage-Tool zur Bewertung MOSH/MOAH relevanter Beiträge

    11.03.2019: Das Bemühen der Lebensmittelwirtschaft und ihrer Zulieferbranchen, geeignete Lebensmittelverpackungen einzusetzen, deren Beschaffenheit den potentiellen Übergang von Mineralölsubstanzen (MOSH und MOAH) oder Analogen auf die verpackten Lebensmittel nicht zulässt, war der Hintergrund für ein Projekt der Gemeinschaftsforschung auf der Plattform des Forschungskreises der Deutschen Ernährungsindustrie (FEI).

    In drei Jahren intensiver Mess-, Modellierungs- und Zusammenarbeit haben das Fraunhofer Institut für Verpackung und Verfahrenstechnik (IVV) Freising und das Institut für Systemverfahrenstechnik der TU München unter Federführung des BLL und des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) eine Technische Leitlinie zur Vermeidung von Mineralöeinträgen an relevanten Stellen entwickelt.

    Mit Hilfe des Tools lassen sic MOSH/MOAH-relevante Beiträge bezüglich ihrer Eignung bewerten und Maßnahmen zur Minimierung oder Vermeidung der Produktbelastung durch neue Verpackungslösungen (wie Barriereschichten, Innenbeutel, Adsorberlösungen, Frischfaserverpackungen) von bereits eingesetzten Lebensmittel-Verpackungslösungen beurteilen.

    In einer gestuften Vorgehensweise können Unternehmen ohne Messungen auf dem mathematischen „Modelling“ beruhende Annahmen zum MOAH-Übergang berechnen und Freigabeentscheidungen treffen. So können Mineralöleinträge an relevanten Stellen vermieden werden.

    Bei komplexeren Fragestellungen sind Migrationsmessungen nach den im Projekt angewandten Methoden bei IVV erforderlich . Die 52seitige Leitlinie steht Interessierten kostenfrei als Druckfassung oder als Download-Version zur Verfügung.

    Auch dieses Thema wird bei unserer Tagung rund um Lebensmittelrecht
    http://le.innoform.de diskutiert werden.

  • Anpassung zur Verordnung (EU) Nr. 10/2011

    Anpassung zur Verordnung (EU) Nr. 10/2011

    Die 12. Anpassung zur Verordnung (EU) Nr. 10/2011 durch Verordnung (EU) 2019/37 wurde veröffentlicht. Hier finden Sie die Originalfassung.: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX:32019R0037

    Doch was ändert sich für die Flexpacker?

    Die Anhänge I und III werden geändert:

    • Anpassungen der Stofflisten
      • Crotonsäure, CAS 3724-65-0: Aufnahme SML (T)
      • 3-Hydroxybuttersäure-3-Hydroxyvaleriansäure-Copolymer, CAS 080181-31-3: Aufnahme SML (T)
      • 1,2,3,4-Tetrahydronaphthalin-2,6-dicarbonsäuredimethylester, CAS 23985-75-3: Bezeichnung in englischer Fassung korrigiert
      • [3-(2,3-Epoxypropoxy)propyl]trimethoxysilan, CAS 2530-83-8: Verwendung als Zusatzstoff oder als Hilfsstoff bei der Herstellung von Kunststoffen bzw. Verwendung als Monomer oder als anderer Ausgangsstoff oder als durch mikrobielle Fermentation gewonnenes Makromolekül korrigiert
    • Aufnahme von 3 neuen Stoffen:
      • (Poly((R)-3-hydroxybutyrat-co-(R)-3-hydroxyhexanoat), CAS 147398-31-0
      • Dimethylcarbonat, CAS 616-38-6
      • Isobutan, CAS 75-28-5
    • Klarstellung, dass Milcherzeugnisse mit pH <= 4,5 mit Simulanz D1 und B und > 4,5 nur mit D1 zu prüfen sind

  • Dr. Gottfried Weyhe über PE-Siegelschichten im Aufbruch – Neustart des Bewährten

    Dr. Gottfried Weyhe über PE-Siegelschichten im Aufbruch – Neustart des Bewährten

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Tatsächlich ist das Inno-Meeting seit vielen Jahren Quelle für Anregungen und natürlich auch für die Pflege alter sowie Gewinnung neuer Kontakte. Hier einen aktiven Beitrag zu leisten, ist für mich schon eine besondere Herausforderung und zugleich Türöffner für weitere interessante Gespräche und Kontakte.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Das sind neues unkonventionelles Denken und neue Ansätze auf Basis alter Erfahrungen. Für die Themen der Zukunft sind neue Ideen und Allianzen jenseits gewohnter Lieferketten gefragt. Das ist unheimlich spannend.

    Ihr Thema lautet “Neustart des Bewährten – PE-Siegelschichten im Aufbruch”. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    PE-Siegelschichten sind altbewährt und aus der flexiblen Verpackung nicht wegzudenken. In der Vergangenheit sind die Anforderungen an solche Folien immer weiter gestiegen (z. B. Maschinengeschwindigkeit). Anscheinend gab es aber seit vielen Jahren nicht wirklich Neuigkeiten. Das ist aber nicht richtig, denn es gab hier Entwicklungen, die es nun auch ermöglichen, den neuen Anforderungen zu entsprechen. Im Vortrag möchte ich anhand einiger Beispiele versuchen, den weiten Bogen von den Trends und Herausforderungen zu diesen Möglichkeiten zu spannen.

    Polyethylen-Siegelschichten kommen dem Flexpacker erst einmal als alter Hut daher, ja wenn nicht sogar als Voraussetzung für flexible Verpackungen. Sehen Sie hier konkreten Handlungsbedarf, weil bewährte Systeme eben auch in die Jahre kommen, oder wie begründen Sie den Aufruf zum Neustart des Bewährten?

    Es sind in den letzten Jahren neue PE-Materialien entwickelt worden, die den gestiegenen Anforderungen an Siegelschichten besser gerecht werden können. Auch die analytischen Methoden haben sich rasant entwickelt, so dass man z. B. Siegelprozesse besser verstehen und optimieren kann. PE ist sehr gut recyclebar. Neue Rohstoffe,  Technologien und Analysen ermöglichen es sicherlich, neue Verpackungsmaterialien zu entwickeln, in denen diese Karte zusätzlich zu den Siegeleigenschaften ausgespielt werden kann.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Wir müssen auf jeden Fall umdenken. Ich sehe das als Chance und Entwicklungstreiber. Es ist allerdings noch nicht ganz klar, in welche Richtung(en) die Reise geht. Aber genau das ist spannend. Natürlich gibt es dabei wirtschaftliche Risiken, die sicher noch nicht abschätzbar sind. Ein schönes Bespiel für solche Entwicklungen ist für mich das Verbot der Glühlampe: Halogenbeleuchtung war eine Sackgasse, Energiesparlampen hatten viele Fragezeichen und heute haben wir eine LED-Technik mit vor einigen Jahren noch undenkbaren Möglichkeiten, an die damals kaum jemand gedacht hat.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Das Rad zurückdrehen ist keine Lösung. Die Kunststoffverpackung wird weiter eine Zukunft haben, aber eben mit intelligenteren, nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Lösungen.
    Das Rad muss dabei insoweit teilweise zurückgedreht werden, dass man sich von liebgewordenen, aber für die Funktionalität nicht essentiellen Eigenschaften von Verpackungen trennen muss. Vielleicht ist ja z. B. ein Hochglanzkonterdruck nicht für jede Verpackung zwingend notwendig.
    Wir sind auf die Herstellung hochwertiger Polyolefin-Folien spezialisiert. Wir arbeiten primär daran, die Stärken dieses Materials in intelligentere Verpackungen einzubringen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Mich begeistert Kultur und Geschichte im weitesten Sinne. Im Raum Halle-Leipzig, wo ich wohne,  gibt es davon reichlich, was ich mit meiner Familie dankbar nutze. Dass ich von meiner kleinen Enkeltochter begeistert bin,  muss ich sicher nicht extra erwähnen.

    Dr. rer. nat. Gottfried Weyhe studierte von 1980 – 1985 Physik an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale. Nach dem Berufseinstieg bei Carl Zeiss Jena sammelte er 1987 – 1992 in den Leuna-Werken erste Erfahrungen in den Bereichen Polymerphysik und -analytik. 1992 – 1998 begann er in der schwierigen Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung  seine Tätigkeit als Anwendungstechniker in der Gesellschaft für Analytik und Atomspektroskopische Messtechnik mbH. Schwerpunkte waren hier Verfahrensentwicklung, Analysengerätebau und Umweltanalytik. Durch die nebenberufliche Fortführung der Arbeiten an der Dissertation zu Struktur-Eigenschafts-Beziehungen von PA-6 riss der Kontakt zur Polymerphysik und Kunststofftechnik auch während dieser Phase nie ganz ab. Die Promotion erfolgte 1995 an der Universität Rostock.

    Seit 1998 ist er in der POLIFILM EXTRUSION GmbH (früher: ORBITA-FILM GmbH) tätig, zunächst als Mitarbeiter im Bereich Entwicklung/Anwendungstechnik mit Schwerpunkt PE-Kaschierfolien als Siegelschicht für flexible Verpackungen, zuletzt als Teamleiter Anwendungstechnik im Geschäftsbereich Technische Folien.

    Am liebsten beschäftigt er sich mit Kaschierfolien für flexible Verpackungen und der anwendungstechnischen Kundenbetreuung sowie der Problemlösung und Fehlersuche.

  • Benedikt Kauertz über aktuelle Herausforderungen für Lebensmittel-Verpackungen aus Kunststoff

    Benedikt Kauertz über aktuelle Herausforderungen für Lebensmittel-Verpackungen aus Kunststoff

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Ich möchte den Blick der Teilnehmer darauf lenken, dass Ökobilanzen ein wichtiger Baustein in der Entscheidungsfindung sein können. Manchmal sind die Ergebnisse überraschend oder laufen der „landläufigen“ Meinung entgegen. Dann wird es spannend und dann lohnt der Einstieg in die Diskussion.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Insbesondere Kunststoffverpackungen brauchen einen Neustart, was die Thematik Kreislaufführung angeht. Es geht m.E. vor allem darum, ein Bewusstsein für Kreislaufführung bei alle Akteuren in der Wertschöpfungskette herzustellen. Kreislaufführung ist kein exklusives Thema der Hersteller und Recycler. Auch Handel und Konsument haben da ihre Anteile und die Politik sollte sich lösungsorientiert einbringen und keine symbolhaften Verbote diskutieren.

    Ihr Thema lautet “Aktuelle Herausforderungen für Lebensmittel-Verpackungen aus Kunststoff”. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Im Moment ist das Klima für Kunststoff-Verpackungen nicht leicht. Im Vortrag möchte ich vor allem beleuchten, wie die Alternativen zu bewerten sind. Auch möchte ich zeigen, wie groß der Einfluss des Recyclings auf die Gesamtwertung ist und welche aktuellen Herausforderungen für Lebensmittel-Verpackungen aus Kunststoff sich durch die neuen bzw. geplanten gesetzlichen Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene ergeben.

    Verpackungen werden öffentlich kritisiert und sind sogar verpönt. Was zeigen Ihre wissenschaftlichen Betrachtungen im Hinblick auf Flexpack für Lebensmittel hinsichtlich Nachhaltigkeit sowie Sinn und Unsinn?

    Sinn oder Unsinn ist kein Bewertungsmaßstab der Ökobilanz. Wir sehen in unseren Studien oft, dass eine strikte Fokussierung der Diskussion auf Recyclingfähigkeit und klimarelevante Emissionen bisweilen zu seltsamen Entscheidungen führt.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Wenn sie leichte Kunststoffverpackungen bspw. durch Glas-Einwegverpackungen ersetzten, werden sie der Umwelt auf lange Sicht nicht helfen – aber das ist eigentlich ein schon lange bekanntes Ergebnis.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Wir bewerten ja nur Verpackungssysteme, die entweder im Markt sind oder deren Entwicklung schon recht konkret ist. Ich denke, dass in einigen Bereichen eine Refokussierung nötig sein kann, aber eine Rolle rückwärts oder Räder zurückdrehen: eher nicht…

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Vor allen Dingen meine Familie. Wer sich bemüht, die Fragen seiner Kinder ernst zu nehmen und zu beantworten, schärft – so habe ich das festgestellt – auch seine Argumentation im beruflichen Kontext.

    Benedikt Kauertz studierte von 2000-2006 Raum- und Umweltplanung an der technischen Universität Kaiserslautern. Seit 2006  ist er als Themenleiter für Umweltbewertung komplexter Systeme am ifeu tätig. Er beschäftigt sich mit Umweltbewertung von Verpackungen und Energiesystemen und der Getränkeverpackungsökobilanzierung sowie der stofflichen Nutzung von Biomasse (Biokunststoffe). Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Strategische Umweltprüfung (SUP) und Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) sowie die Ausbreitungsrechnung nach TA Luft (Austal 2000 Modell). Zusätzlich beschäftigt er sich mit dem Critical review nach ISO 14040/44.

     

  • Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Holger Eschenburg über die Problematik und den Neustart von Monomaterial und BOPP?!

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Nach meiner 27-jährigen Tätigkeit in der flexiblen Verpackungsindustrie bin ich sicherlich sehr gut vernetzt. Dennoch bin ich auf den Austausch und das Networking beim Inno-Meeting sehr gespannt. Speziell zu den aktuellen Themen „Recycling & Reduzierung von Plastik“ freue ich mich auf interessante Gespräche und den Erfahrungsaustausch.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Neustart heißt für mich heute „Umdenken” in der flexiblen Verpackungsindustrie: Nicht nur auf alt bewährte Verpackungen/Barrieren vertrauen, sondern über den Tellerrand hinausschauen und versuchen, mit den neuen, aktuellen Möglichkeiten den Anforderungen Recycling & Plastik-Reduzierung gerecht zu werden.

    Ihr Thema lautet “Neustart für Monomaterial und BOPP?!” Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Typische Standard-Verbunde bestehen heute aus Mischmaterialien, z. B. PET/OPP/PE, sowie met. Folien und Aluminiumfolien. Diese sind nach dem aktuellen Stand der Recycler problematisch bei der werkstofflichen Aufbereitung von Kunststoffen. Hier möchte ich die Zuhörer auf den aktuellen Stand der Technik bringen, wie Barrieren, Siegeleigenschaften etc. aus  OPP erreicht werden können. Ansätze für die eigene Umstellung, insbesondere zum Thema Recycling, können dann erfolgreich genutzt werden.

    Das Thema, Verpackungsfolien recyclingfähig zu bekommen, beschäftigt Sie sehr. Warum sprechen Sie von Neustart? Ist die Akzeptanz von Monomaterial und BOPP bei Verpackungsverwendern in den letzten Jahren aufgrund der neuen Verpackungsordnung größer geworden oder gibt es noch andere Gründe?

    In der Vergangenheit habe ich häufig in Kunden-Meetings neue Folien präsentiert. Oft bekam ich Antworten wie: „Nein, wir bleiben beim Altbewährten. Hier wissen wir, dass unser Produkt ausreichend Barriere und am Ende des Shelf Lifes unsere geforderte Qualität erreicht.“ Oft hat man die maximal möglichen Barrieren der am Markt erhältlichen Verpackungsmaterialien ausgenutzt. Leider waren Nachhaltigkeit, Recycling und Vermeidung von Plastikabfall meist kein Thema – sicherlich aus Kostengründen.

    2018 war ich hauptsächlich zum Thema Recycling unterwegs. Ich durfte feststellen, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Kunden sind heute bereit zu testen und sind offen für neue Ideen. Hier möchte ich aus meinem Erfahrungschatz der letzten Monate berichten und Möglichkeiten aufzeigen, aktuelle Standard-Verbunde „Ready for recycling“ auszurüsten.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Der Konsument erwartet heute gewisse Haltbarkeiten von Produkten, z. B. Tee 3 Jahre, Müsli 12 Monate, Schokoladenkekse 12 Monate etc. Logistik, wie Transporte nach Übersee, machen hohe Wasserdampfbarrieren nötig. Die große Frage, die sich stellt: Muss innerhalb Europas immer eine maximale Haltbarkeit erreicht werden oder können wir diese reduzieren und damit die Türen für neue nachhaltige Verpackungen öffnen?

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Als Angestellter eines Polypropylen-Herstellers muss ich sagen, dass ich der aktuellen Entwicklung ganz gelassen entgegen sehe. Aus meiner Sicht ist das Thema der Zukunft “Recycling und die Wiederverwertung von Verpackungsmaterialien”. Polyproplyen-Folien bieten hier mit den neuen Technologien hervorragende Möglichkeiten. Und: Das Wichtigste ist, dass der Kreislauf wirklich geschlossen werden kann. In den nächsten Jahren werden wir sicherlich Post consumer recyceltes Polypropylen wieder zu einer Folie mit direktem Lebensmittelkontakt verwerten können.

    Bei Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe, biologisch abbaubar etc. sehe ich sicherlich die Tatsache, dass die Folien auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt werden, aber am Ende in der thermischen Verwertung landen. Denn: Nicht jeder hat einen Kompost zu Hause bzw. nicht immer wird die Folie den richtigen Weg in die braune Tonne finden.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Ich bin begeisterter Wassersportler. Neben Windsurfen und Segeln verbringe ich viele Stunden auf dem MTB und mache die Berge rund um Köln unsicher.

    Holger Eschenburg (Betriebswirt), Außenwirtschaft an der Aufa in Köln. Seit 1992 arbeitet er in verschiedenen Positionen bei der Firma UCB/Innovia Films im Vertrieb. Er kennt sich besonders gut aus mit der Folienextrusion von Gieß- und Blasfolie sowie mit Barrierefolien (top coationgs EVOH/Alox) und dem Recycling von Folien auf Basis nachwachsender Rohlstoffe.

    Aktuell ist er für den Vertrieb Zentral & Nord Europa zuständig.

     

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