Kategorie: Verpackungsdesign

  • Ich will meine Schokoladenverpackung zurück

    Ich will meine Schokoladenverpackung zurück

    Liebe Schokoladenverpacker,

    damals gab es noch die schönen Alu-Einwickler, die die Schokolade so richtig gut gegen alle Umwelteinflüsse schützten. Darüber lag ein glatter Papier-Einwickler, der sich beim Auspacken schon quasi selbstständig vom Alu ablöste. Das würde heute jeden Entsorger freuen. Da man sie nicht wieder verschließen konnte, brauchte niemand ein schlechtes Gewissen haben, 100 g in einem Rutsch zu genießen.

    Und dann kam die Folienverpackung, die mit Heißsiegelkleber versiegelt wurde und bei manchen Modellen sogar als Wiederverschluss funktionierte, wenn es denn dazu kam. Nach Gebrauch blieb eine Plastikfolie mit Klebstoff und Druckfarbe übrig, die man gern verbrannte oder aus der Parkbänke und andere Massenprodukte aus dem Non-Food-Markt hergestellt wurden. Es war die Monomaterialverpackung erfunden.

    Dann wollte das Marketing gern den Wiederverschluss noch verbessern und entwickelte fleißig weiter, bis dieses nun auch mit neuen „Klebstoffen“ gelang. Die perfekte Schokoladenverpackung schien geboren. Leicht zu öffnen, selbsterklärend im Gebrauch und aus Monomaterial. Das beste war dann vielleicht noch der Preisvorteil und die unglaublich präzise und schnelle automatische Verarbeitung der Plastikverpackung. Lange Haltbarkeit, Frische und gute Hygiene waren auch durch die kluge Materialwahl garantiert.

    Doch „plötzlich“ kamen die Umweltkatastrophen mit Klima- und Plastikkrise aus dem Nichts daher, und manche waren geneigt,  auf eine einlagige sogenannte umweltfreundliche Papierverpackung für Schokolade umzuschwenken – natürlich nur der Umwelt zuliebe. Das passt auch zum Biotrend, für den das Papier seit Jahren als Wunderwaffe gegen Umweltprobleme stilisiert wird. Und so entwickelten Papierhersteller künstliche Zusatzstoffe, die eine Barriere erzeugen sollten, damit das Papier auf das frühere Aluminium verzichten kann, aber trotzdem aroma- und schadstoffdicht daher kommt. Ein Barrierepapier zu 100% nachwachsend und recyclingfähig? Ist das denn dann auch sofort umweltfreundlicher und besser als die doch so ideale und gut etablierte Folienverpackung mit Wiederverschluss, die sich so lange und stetig weiterentwickelt hatte?

    Ich möchte meine preiswerte, frische, hygienische, leicht zu öffnende, wiederverschließbare und gut zu entsorgende Plastikverpackung zurückhaben.

    Ein Aufruf zum Augenmaß an Entwickler und Entscheider zur Vermeidung von Verschlimmbesserung – im Detail teilweise überspitzt formuliert von Karsten Schröder

  • Thomas Schmitt über Technologien für Barrierefolien ohne PA für eine bessere Kreislaufwirtschaft

    Thomas Schmitt über Technologien für Barrierefolien ohne PA für eine bessere Kreislaufwirtschaft

    Der Themenschwerpunkt bei der diesjährigen Barriere-Verbundfolien-Tagung liegt auf einfach, optimal und recycelfähig. Ist das Ihrer Meinung nach überhaupt möglich? 

    Ja, aber zur Zeit mit vielen Einschränkungen und zu beachtenden Punkten im Lebenszyklus des Endprodukts!

    Welchen Schwierigkeiten sehen sich Verpackungshersteller gegenüber?

    Die Gesetzgebung stellt zum großen Teil die falschen Weichen! Die Anforderungen der Verpackungen müssen auf die zu verpackenden Produkte angepasst werden. Hierbei sind aktuelle Normen überzogen, und die Kostenseite muss beachtet werden!

    Mit welchen unerwünschten Konsequenzen müssen Verpackungshersteller bei der Verwirklichung dieser Forderungen rechnen?

    Ein moderner Maschinenpark kann nahezu alle Produkt-Ideen und -Vorstellungen realisieren! Der R&D Aufwand und die Zertifizierung neuer Verpackungen ist gigantisch. Darüber hinaus fehlen die Vorgaben, in welche Richtung sich die Verpackungen verändern müssen!

    Die Tagung Barriere-Verbundfolien findet im zweijährigen Zyklus statt. Was waren Ihrer Meinung nach die größten Fortschritte in der Entwicklung innerhalb der letzten zwei Jahre? Können Sie Anwendungsbeispiele nennen?

    Aus der Perspektive des Extrusionsanlagenbauers liegen die Herausforderungen in der Bandbreite der zu verarbeitenden Rohstoffe und in den entstehenden Rohstoffkombinationen. Diese müssen immer höhere Qualitätskriterien erfüllen. Eine Barrierefolie ohne PA ist wohl der neueste Schritt in die richtige Richtung.

    Wo sehen Sie in naher Zukunft bahnbrechende Veränderungen im Barrierefolienbereich insgesamt und bezogen auf Barriere im Speziellen?

    Es werden sich sehr viele neue Rohstoffkombinationen bilden, um den öffentlichen Ansprüchen gerecht zu werden. Diese müssen ggf. neu entwickelt und/oder es müssen maschinenseitige Anpassungen für die entsprechenden Extrusionsanlagen entwickelt werden.

    Ihr Thema lautet „Technologien für Barrierefolien ohne PA für eine bessere Kreislaufwirtschaft“. Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Aktuell lassen sich Barrierefolien nicht recyceln!

    Bei Folien ohne PA entstehen neue PE-Rezepturen mit EVOH. Diese müssen die physikalischen Eigenschaften des fehlenden PA ersetzen.

    Warum empfehlen Sie Barriere ohne PA, und wie passt diese Strategie zu Ihren Multiylayer-Anlagen, die Sie seit Jahren erfolgreich verkaufen? Wird nun alles wieder mit weniger Schichten produziert werden?

    Das PA beträgt bis zu 20 % des Folienverbundes. Hier entsteht eine Vielfalt von PE-Rezepturen, die immer noch einen mehrschichtigen (7- bis 9-schichtigen) Folienaufbau benötigen.

    Bei welchen Verpackungen wird es Ihrer Meinung nach mit der Barriere übertrieben und warum?

    Die Kernaussage „Was will ich verpacken und wie lange soll es halten!“ muss realistischer angewendet werden!

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft (Barriere-)Verbundfolien ein?

    Unverzichtbar!

    Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Leidenschaftlicher Freizeitmusiker

    Dipl.-Ing. Thomas Schmitt machte eine Ausbildung zum Maschinenbauer und staatl. gepr. Maschinenbautechniker bei der Automatik Maschinenbau GmbH in Großostheim. Danach nahm er weltweit Granuliersysteme in Betrieb.

    1986 begann er ein Studium der Kunststoff-Verfahrenstechnik an der Fachhochschule und machte 1989 seinen Abschluss als Dipl.-Ingenieur.

    Von 1989 bis 1992 war er bei der Automatik Maschinenbau GmbH als Gebietsverkaufsleiter tätig. 1993 wurde er Verkaufsleiter und später Geschäftsführer bei der Dr. Collin GmbH in Ebersberg und wechselte 2002 zur Reifenhäuser Maschinenbau GmbH in Troisdorf. Hier war er bis 2009 Geschäftsführer im Bereich Vertrieb / Marketing.

    Seit 2009 ist Thomas Schmitt Geschäftsführer bei der Reifenhäuser/ PureLoop VAD – Vertriebs-Agentur-Deutschland in Niedernberg.

  • Heiko Hünemeyer: Ein Markeninhaber handelt bereits

    Heiko Hünemeyer: Ein Markeninhaber handelt bereits

    Das Inno-Meeting gilt als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von Ihrem Beitrag?

    Eine Initialzündung für die Branche und einen Informationsaustausch zwischen den Verantwortlichen, der dazu beiträgt, Meinungen durch Tatsachen zu ersetzen.

    Der Themenschwerpunkt beim diesjährigen Inno-Meeting liegt auf „Handeln“. Anders ausgedrückt: Zeit zum Umdenken. Was fällt Ihnen spontan zu diesem Thema – bezogen auf Verpackungen und Verbraucheranforderungen – ein?

    Es gibt noch viel zu optimieren! Wir können noch vieles verbessern! Es ist noch nicht zu spät! Wir können es gemeinsam schaffen!

    Ihr Thema lautet „Ein Markeninhaber handelt bereits“. Was wird Ihre Kernaussage sein, und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Jedes Unternehmen und jede Marke kann, wenn sie will, im Rahmen des Umwelt- und Klimaschutzes agieren und klimaneutral, plastikneutral, frei von Mikroplastik und vieles mehr werden. Wir wollen aufzeigen, wie so ein Handeln vollzogen werden kann, und ob das im wahrsten Sinne des Wortes ausreicht, um tatsächlich „nachhaltig“ zu sein. Gleichzeitig wollen wir aber auch aufzeigen, welche Vor- und Nachteile sowie Chancen und Risiken sich aus einem solchen Engagement ergeben können.

    Auf Ihrer Website kommunizieren Sie, dass Sie sich in klimaneutralen Projekten engagieren, seit 2019 mit Ökostrom produzieren, Ihre Produkte kein Mikroplastik enthalten und mit dem Unternehmen Plastic Bank kooperieren, um Verpackungsmüll wieder der Recycling-Wertschöpfungskette zuzuführen. Alles Maßnahmen, die die Akzeptanz Ihrer Produkte beim Verbraucher steigern sollen?

    Die Verbraucherakzeptanz zu steigern, ist zweifelsohne eines der herausragenden Ziele, aber nicht das einzige. Die Verantwortung für uns als Unternehmen ist es, die bestmöglichen Produkte auf den Markt zu bringen – sowohl für unsere Konsumenten, als auch für die Umwelt. Letztendlich geht es natürlich auch darum, Wettbewerbsvorteile herauszuarbeiten und diese für die Marke sinnvoll zu nutzen.

    Was war Ihre Motivation, schon so früh nachhaltiger zu werden?

    Das große Nachhaltigkeitsengagement ist für unser traditionelles Familienunternehmen eine generationsübergreifende selbstverständliche Verpflichtung. Schon seit vielen Jahrzehnten bzw. mehreren Generationen richten wir uns nachhaltig aus und sind uns unserer Verantwortung für Mensch und Umwelt bewusst. So behandelte z. B. bereits meine empirische Diplomarbeit an der Universität zu Köln aus dem Jahre 1983 ein spezifisches Verpackungsthema, bei dem vor allem dem Umweltschutz bzw. der Nachhaltigkeit eine für die damalige Zeit ungewöhnlich große Bedeutung zugeordnet wurde. In 1991 wurde daraufhin federführend durch mich, über den Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst des B.A.H., der erste Leitfaden zur Umsetzung und Anwendung der Verpackungsverordnung verfasst. Unser mittlerer Sohn hat dann im Jahr 2018 seine Masterarbeit an der Hochschule Fresenius zum Thema CO2-Kompensation und deren Implementierung in die Unternehmensstrategie sehr erfolgreich erstellt. Das Thema Nachhaltigkeit ist demzufolge in der Familien- und Unternehmensphilosophie schon langfristig fest verankert.

    Wie kommunizieren Sie Ihr Nachhaltigkeitsengagement auf Ihren Verpackungen und in der Öffentlichkeit?

    Unsere Primär- und Sekundärpackmittel sind mit dem Siegel von ClimatePartner (ID-Nr. 12669-1802-1001) für die Klimaneutralität unserer Produkte und unseres Unternehmens sowie dem Siegel von Plastic Bank (ID-Nr. schaebens.de/pb-1001) für die Plastikneutralität in Bezug auf unsere Produktverpackungen gekennzeichnet. Darüber hinaus sind unsere Trays, in denen die meisten unserer Produkte am Point of Sale angeboten werden, als Sekundärpackmittel neben diesen beiden Siegeln und den dementsprechenden Aussagen zusätzlich mit einem von uns selbst entwickelten Siegel für „0 % Mikroplastik“ versehen. Wir entwickeln zurzeit außerdem mit der Agentur Blue Life eine Kommunikations- und Werbekampagne für unser Nachhaltigkeitsengagement, die ab Anfang 2020 aktiv umgesetzt werden wird.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein?

    Entgegen vieler anders lautender bzw. negativer Erwartungshaltungen schätze ich persönlich die Zukunft der Kunststoffverpackungen als ausgesprochen positiv ein. Es gilt dabei zu differenzieren zwischen einem öffentlichen Meinungsbild, das aktuell eindeutig gegen Kunststoff spricht, und den Tatsachen, die eindeutig für Kunststoff sprechen. Wenn die Entsorgung und das Recycling von Kunststoffverpackungen verbessert sowie Optimierungspotentiale, wie z. B. durch die Rezyklatinitiative von dm-drogeriemarkt u. a., erfolgreich genutzt und umgesetzt werden, ist und bleibt Kunststoff für viele Verpackungsvarianten ein herausragend gut geeigneter Rohstoff.

    Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Meine Familie und ich setzen uns bereits seit vielen Generationen für den Natur- und Umweltschutz ein, den wir u. a. in unserem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb in der Eifel (Rheinland-Pfalz) auch als Angler und Jäger engagiert umsetzen. Darüber hinaus sind wir sehr sportbegeistert. Seit drei Jahren fördern und unterstützen wir als Haupt- und Trikotpartner alle Frauen- und Mädchenfußballmannschaften vom 1. FC Köln.

    Heiko Hünemeyer studierte nach zahlreichen in- und ausländischen Praktika und Traineeships in Köln Betriebswirtschaftslehre. Im Rahmen dieses Studiums erfolgte von ihm eine empirische Diplomarbeit zu einem spezifischen Verpackungsthema. Nach seinem Studium wechselte er in die Familienunternehmensgruppe, zu der u.a. auch die Firma Haus Schaeben zählt.

    In 1991 war er federführend beteiligt an der Erarbeitung des Leitfadens zur Umsetzung und Anwendung der Verpackungsverordnung, die durch den Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst des B.A.H. veröffentlich wur-de. Schaebens ist Marktführer in der Gesichtspflege, wobei insbesondere Masken, Konzentrate und Seren hier im besonderen Interesse der vornehmlich weiblichen Kundschaft stehen. Alle diese Produktserien sind Innovationen, die auf Heiko Hünemeyer unmittelbar zurückzuführen sind.

    Heiko Hünemeyer ist Gründungsmitglied in der Arbeitsgruppe Pharma im Markenverband und dort auch Vorstandsmitglied sowie Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe Grenzgebiet Arzneimittel im B.A.H. und dort im Beirat.

  • Walter Pohl über klimaneutrale Verpackungen – Ein Beitrag zum Klimaschutz

    Walter Pohl über klimaneutrale Verpackungen – Ein Beitrag zum Klimaschutz

    Das Inno-Meeting gilt als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von Ihrem Beitrag?

    Klimawandel und Klimaschutz sind zurzeit in aller Munde. In einigen Fällen ist das Hintergrundwissen jedoch mangelhaft. Mit meinem Vortrag will ich bei den Veranstaltungs­teilnehmern die Informationslücken und Hemmschwellen abbauen und das Verständnis für die Bedeutung von Klimaneutralität erhöhen. Ich möchte Wege aufzeigen, wie sich Unternehmen unter anderem über ihre Produkte erfolgreich im Klimaschutz positionieren können.

    Der Themenschwerpunkt beim diesjährigen Inno-Meeting liegt auf „Handeln“. Anders ausgedrückt: Zeit zum Umdenken. Was fällt Ihnen spontan zu diesem Thema – bezogen auf Verpackungen und Verbraucheranforderungen – ein?

    Die Verbraucher wollen von Industrie und Handel kein „weiter so“ hören, sondern klare Bekenntnisse zum Umweltschutz. Die Zeit der Einwegverpackung scheint Vergangenheit zu sein. Zukünftig werden vom Verbraucher Konzepte zur Vermeidung und Reduzierung sowie Recycling und Klimaneutralität erwartet.

    Wie bringt Ihr Unternehmen Handeln nach Ihrer Definition zum Ausdruck?

    Wir legen an uns selbst die gleichen Maßstäbe an wie an unsere Kunden. Deshalb überprüfen wir kontinuierlich unsere Einspar- und Vermeidungspotentiale, z.B. bei Geschäftsreisen und kompensieren die unvermeidbaren CO2-Emissionen durch entsprechende Ausgleichsprojekte. „Handeln“ bedeutet für uns zudem, unsere Lösungen im Interesse unserer Kunden ständig weiter zu entwickeln, um noch mehr Unternehmen auf einfache Weise eine klimaneutrale Zukunft zu ermöglichen.

    Ihr Thema lautet „Klimaneutrale Verpackungen – Ein Beitrag zum Klimaschutz“. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Verpackungen sind für die Produktsicherheit und Markenwahrnehmung unverzichtbar. Sie stellen in der Regel die häufigste Kontaktfläche zwischen Marke und Verbraucher dar. Daher ist es um so wichtiger, dass Unternehmen über die Verpackung ihre Klima­schutz­aktivitäten sichtbar machen.

    Der Nutzen für die Verpackungshersteller liegt dabei auf der Hand: Sie sind es, die es ihren Kunden ermöglichen, durch den Einkauf von klimaneutralen Verpackungen auf ihr Klima­schutz­engagement hinzuweisen. Die Verpackungen oder Produkte sind mit dem Label „klimaneutral“ gekennzeichnet und der Emissionsausgleich lässt sich über eine eindeutige ID-Nummer transparent nachvollziehen. Die Kosten für einen CO2-Ausgleich sind außerdem äußerst gering. In der Regel betragen sie ca. 1 Prozent der eigentlichen Produktionskosten.

    Ihre Referenzliste bekannter Unternehmen spricht für sich. Woher rührt die Motivation Ihrer Kunden, die Beratungstätigkeit von ClimatePartner in Anspruch zu nehmen?

    Siehe auch Antwort auf Frage 4. Hierzu kommt noch der Effekt, den Sie mit der Referenzliste angesprochen haben: Immer mehr Unternehmen verstehen, dass es an der Zeit ist, sich im Klimaschutz zu engagieren. Der Handlungsdruck seitens der Wettbewerber und auch Endkunden wird zunehmend größer.

    Warum werden Klimaschutzbemühungen von den Unternehmen nicht besser in der Öffentlichkeit kommuniziert?

    Das kann ich so nicht bestätigen. Selbstverständlich gibt es Betriebe, bei denen die CO2-Bilanz den ersten Schritt der Nachhaltigkeitsbemühungen darstellt. Diese Firmen wollen, bevor sie mit dem Thema nach draußen gehen, noch weitere Weichen stellen, um die Glaubwürdigkeit im Klimaschutz beim Verbraucher sicher zu stellen. Für die meisten unserer Kunden jedoch ist die Klimaneutralität ein zentraler Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie. Und darüber berichten sie auch ausführlich. Einige Unternehmen haben eigene Bereiche ihrer Website geschaffen, um ihre Anstrengungen im Klimaschutz, teilweise auch mit Nennung des für den Ausgleich genutzten Klimaschutzprojektes, auszuloben. ClimatePartner steht seinen Kunden bei der Umsetzung von Kommunikations­maßnahmen beratend zur Seite.

    Welche Anstrengungen muss die Verpackungsindustrie unternehmen, um dem Plastik-Bashing entgegen zu wirken?

    Themen wie Recycling, Mehrweg und alternative Materialien für Verpackungen werden derzeit breit diskutiert, nicht nur in Verbindung mit Stichworten wie Ocean Waste, sondern auch im Zusammenhang mit generellen Umweltschutzmaßnahmen. Diesen Themen muss sich die Industrie stellen und eigeninitiativ vernünftige Lösungswege aufzeigen. Zudem muss klar herausgestellt werden, welche Verpackungen aus Kunststoff z. B. aufgrund von Hygiene- und Sicherheitsvorschriften zurzeit noch unverzichtbar sind, weil sie zum Verbraucherschutz beitragen.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein?

    Der sinnvolle Einsatz von Kunststoffverpackungen wird zukünftig immer häufiger hinterfragt werden. Umso wichtiger wird es daher sein, immer wieder zu reflektieren, welche Verpackungsform für den letztendlichen Verwendungszweck die geeignetste ist. Dabei gilt die Regel: Vermeiden wo es möglich ist, reduzieren wo es sinnvoll ist und nutzen wo es nötigt ist.

    Unsere Teilnehmer möchten Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Ich bin verheiratet und habe zwei erwachsene Töchter. In meiner Freizeit widme ich mich der Natur, indem ich im Urlaub oder bei Spaziergängen meinem Hobby der Fotografie nachkomme. Mein Computer hilft mir bei der Bildbearbeitung ebenso wie beim Einspielen von Musiktiteln mit dem Keyboard.

    Walter Pohl

  • Prof. Dr. Markus Schmid über Handlungsansätze für nachhaltigere Lebensmittelverpackungskonzepte – Aktuelles aus der anwendungsorientierten Forschung

    Prof. Dr. Markus Schmid über Handlungsansätze für nachhaltigere Lebensmittelverpackungskonzepte – Aktuelles aus der anwendungsorientierten Forschung

    Das Inno-Meeting gilt als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von Ihrem Beitrag?

    In meinem Vortrag zu „Handlungsansätzen für nachhaltigere Lebensmittelverpackungskonzepte – Aktuelles aus der anwendungsorientierten Forschung“ werde ich u.a. Ergebnisse aus öffentlich geförderten Forschungsprojekten zu Biopolymeren aus Reststoffen und Nebenprodukten der Lebensmittelproduktion vorstellen. Persönlich verspreche ich mir von meinem Beitrag, dass eine sachliche Diskussion zu möglichen Packmittelalternativen entsteht und dass wir gemeinsam handeln, um wirklich nachhaltigere Verpackungskonzepte in den Markt zu bringen.

    Der Themenschwerpunkt beim diesjährigen Inno-Meeting liegt auf „Handeln“. Anders ausgedrückt: Zeit zum Umdenken. Was fällt Ihnen spontan zu diesem Thema – bezogen auf Verpackungen und Verbraucheranforderungen – ein?

    In Bezug auf die Verbraucheranforderung nach nachhaltigeren Produkten müssen wir natürlich handeln, aber bitte mit Vernunft und Sachverstand. Zum Beispiel Mehrschichtverbundfolien einfach mit Papier zu kaschieren, um diese optisch nachhaltiger aussehen zu lassen, leistet sicherlich nicht zwingend einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Oder noch schlimmer: Verpackung so weit zu reduzieren, dass der Produktschutz nicht mehr gewährleistet ist. Mögliche Maßnahmen sollten erst ordentlich und ganzheitlich durchdacht werden, bevor gehandelt wird.

    Ihr Thema lautet „Handlungsansätze für nachhaltigere Lebensmittelverpackungskonzepte – Aktuelles aus der anwendungsorientierten Forschung“. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Eine der wichtigen Aussagen wird sein, dass wir gerade in diesen turbulenten Zeiten, in denen Lebensmittelverpackungen so massiv unter medialem Beschuss stehen, nicht überstürzt reagieren, sondern klug agieren müssen, um für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen adäquate Lösungen zu finden. Einige mögliche Lösungsansätze werde ich aufzeigen und hoffe, dass möglichst viele Zuhörer daraus einen Nutzen ziehen. 

    Verbraucher betrachten Verpackungen oft als notwendiges Übel. Sie stellen in Ihrem Vortrag ausgewählte Ansätze und Ergebnisse von mehreren Forschungs- und Entwicklungsprojekten vor, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: nachhaltigere Verpackungsmaterialien zu entwickeln. Welches Forschungsprojekt hat sie persönlich ganz besonders beeindruckt und warum?

    Alle Forschungsprojekte, die ich vorstellen werde, haben ihren gewissen Reiz. Besonders beeindruckt bin ich von der Tatsache, dass es möglich ist, aus Reststoffen- und/oder Nebenprodukten der Lebensmittelproduktion hochwertige Werkstoffe mit großartiger Funktionalität herzustellen.

    Wie lange müssen wir noch bis zur Markteinführung warten?

    Einige der Prozesse und  Materialien haben bereits einen sehr hohen Technologiereifegrad und könnten damit in naher Zukunft marktverfügbar sein, wohingegen andere Materialien noch einiges an Forschungs- und Entwicklungsarbeit benötigen.

    Warum sind die Biopolymere immer wieder auf der Agenda – wird das nicht alles viel zu teuer?

    In der Tat können Biopolymere nur dann einen echten Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, wenn diese eine hohe Funktionalität aufweisen und zu marktfähigen Preisen produziert werden können. Um dies zu erreichen, ist noch einiges an Arbeit notwendig. Diesen Weg hin zu einer kreislauforientierten Bioökonomie einzuschlagen halte ich für richtig und wichtig.

    Welche Anstrengungen muss die Verpackungsindustrie unternehmen, um dem Plastik-Bashing entgegen zu wirken?

    Sachliche Aufklärungsarbeit leisten und dass nicht alleine!  Alle Akteure der Wertschöpfungskette müssen hier an einem Strang ziehen.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein?

    Kunststoffe werden auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der Primärfunktion von Verpackungen leisten. Dabei wird der Anteil an Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen steigen und der Ausbau kreislauffähigerer Konzepte weiter voranschreiten. Kunststoffverpackungen werden also ein Teil der Lösung für den notwendigen Wandel zu einer nachhaltigen und kreislauforientierten Bioökonomie sein.

    Unsere Teilnehmer möchten die Referenten auch gern persönlich besser kennenlernen. Deshalb noch eine letzte Frage: Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben besonders?

    Schwäbischer Zwiebelrostbraten mit Spätzle und Soße.

    Prof. Dr. Markus Schmid ist ausgebildeter Fleischermeister und Betriebswirt des Handwerks. Er studierte Lebensmitteltechnologie und Food Processing an der Hochschule Fulda und promovierte am Lehrstuhl für Lebensmittelverpackungstechnik der Technischen Universität München. Er arbeitete als Projektmanager am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV in Freising. Seit März 2018 ist er Professor an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen in der Fakultät Life Sciences am Standort Sigmaringen. Dort leitet er das Sustainable Packaging Institute SPI.

  • Ist Bambus-Geschirr gesundheitlich unbedenklich?

    Ist Bambus-Geschirr gesundheitlich unbedenklich?

    Nachhaltig, natürlich, unbedenklich, biologisch abbaubar, kompostierbar, umweltschonend, spülmaschinenfest, aus nachwachsenden Rohstoffen, ökologisch wertvoll, recyclebar, wiederverwendbar, 100 % Bambus … Das sind nur einige Argumente, mit denen die Hersteller ihre Coffee-to-go-Becher als Alternative zu Plastik anbieten.

    Neben Bambus sind aber auch Kunststoffe wie Melaminharz oder Harnstoff-Formaldehydharze enthalten. Dieses Bambusgeschirr hat eine matte Oberfläche und eine Holzmaserung ist nicht zu erkennen.

    Wenn die Becher mit heißen Flüssigkeiten gefüllt werden, die heißer sind als 70 Grad, migrieren die Bausteine des Melaminharzes – Formaldehyd und Melamin – in das Lebensmittel.

    So bestätigte der vzbv ( Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. ), dass 2018 und 2019 ALLE insgesamt 37 untersuchten Proben von Bambusprodukten den Grenzwert für Formaldehyd deutlich überschritten haben, und dass eine Probe zusätzlich den Grenzwert für Melamin nicht eingehalten hat.

    Das Europäische Schnellwarnsystem für Lebensmittel- und Futtermittel hatte schon 2018 in seinem Bericht auf Seite 31 bekannt gegeben, dass der Anstieg der Warnungen für Bedarfsgegenstände um 17 % zum Teil auf „Bambus – Geschirr“ zurückzuführen ist.

    Weitere Informationen finden Sie hier:
    https://www.verbraucherzentrale.nrw/wissen/umwelt-haushalt/produkte/schadstoffe-in-bambusgeschirr-20573

  • Verordnung (EU) 2019/1338 der Kommission vom 8. August 2019

    Verordnung (EU) 2019/1338 der Kommission vom 8. August 2019

    Die nächste Änderungsverordnung der 10/2011 wurde am 8. August 2019 veröffentlicht und ist gestern in Kraft getreten. Es ist aber nur eine Ergänzung zur Zulassung einer Substanz.

    Die Beschränkung für die Substanz Poly((R)-3-hydroxybutyrat-co-(R)-3-hydroxyhexanoat) (FCM-Stoff-Nr. 1059, CAS-Nr. 147398-31-0) wurde wie folgt erweitert:

    Nur zur alleinigen oder zur Verwendung in einer Mischung mit anderen Polymeren im Kontakt mit allen Lebensmitteln bis sechs Monate oder länger bei Raumtemperatur oder darunter, einschließlich Phasen der Heißabfüllung oder kurze Phasen des Erhitzens. Die Migration aller Oligomere mit einem Molekulargewicht unter 1 000 Da darf 5,0 mg/kg Lebensmittel nicht überschreiten.

    Wenn das fertige Material oder der fertige Gegenstand, das/der diesen Stoff enthält, in Verkehr gebracht wird, müssen die Belege gemäß Artikel 16 eine ausführliche Beschreibung der Methode enthalten, mit der sich bestimmen lässt, ob die Migration von Oligomeren die Beschränkungen gemäß Tabelle 1 Spalte 10 erfüllt. Diese Methode muss zur Verwendung im Rahmen der Konformitätsprüfung durch eine zuständige Behörde geeignet sein. Ist eine angemessene Methode öffentlich verfügbar, so ist auf diese Methode zu verweisen. Erfordert die Methode eine Kalibrierungsprobe, so ist der zuständigen Behörde auf Anforderung eine hinreichende Probe zur Verfügung zu stellen.

    Die vollständige Version der Änderungsverordnung finden Sie hier.

    Bei Fragen zu Konformitätserklärungen helfe ich gern weiter: Heike Schwertke 0441 94986-14

  • Das sollten wir Experten auswendig wissen

    Das sollten wir Experten auswendig wissen

    Diese allgemeinen Mythen um Müllentsorgung sind kaum auszurotten. Und bei dem einen oder anderen Punkt war auch ich etwas überrascht, wie es heute läuft mit unserem Müll: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-muell-mythen-faktencheck-1.4520588?utm_source=pocket-newtab

    Karsten Schröder aus www.sueddeutsche.de

  • Ist das Verpackung und kann das weg?

    Ist das Verpackung und kann das weg?

    Sind Verpackungen ihre Mühe und das Geld wert, was wir Verpacker ihr zuschreiben? Daran zweifelt der aufmerksame Laie. Zu dem Schluss komme ich auch aufgrund des Ergebnisses der neuesten DVI-Umfrage. Fast die Hälfte (45,4 %) der repräsentativ befragten Gruppe von Bundesbürgern fühlen sich mitverantwortlich an der medial bereits schon so benannten „Kunststoffkatastrophe“, der Vermüllung der Meere und allem, wofür die Verpackung sonst noch mitbeschuldigt wird.

    Auf die Frage jedoch, was jeder einzelne für sich zur Erhöhung der Nachhaltigkeit tun wolle, war schon auf Platz drei die Verpackung (mehr unverpackt kaufen, weniger Versandhandel etc.). Aber wer weiß, ob das hilft und auch wirklich besser wäre? Welche Art des Handelns ist CO² neutraler? Unverpackt einkaufen und nur die Produkte konsumieren, mit denen das klappt? Oder ganz auf Online-Handel verzichten und selber zum Supermarkt fahren und die Produkte dort selber „abholen“? Wer weiß das schon, und wer kann das fundiert ausrechnen? Daran arbeiten einige spezialisierte Institute wie IFEU oder denkstatt. Doch die Ergebnisse sind bisher noch Momentaufnahmen und Einzelbewertungen ganzer Produktzyklen, in denen die Verpackung und der Vertriebskanal meistens eine untergeordnete Rolle einnehmen.

    Doch stände es unserer Flexpack-Industrie – und da beziehe ich die Markeninhaber und den Handel mit ein – gut zu, hier Klarheit zu schaffen und einfache Fragen zu beantworten wie:

    • Mehrweg oder Einweg – was ist besser für Produkt xy?
    • Folienverpackte Gurke oder unverpackte Gurke – was nützt uns und der Umwelt mehr?
    • Multimaterial-Standbeutel oder Mono-Blechdose – was ist optimaler für Mensch und Natur?

    Mir fällt es auf jeden Fall leichter, auf Fernreisen zu verzichten, als auf den Supermarkt mit frischen und gut verpackten Produkten.

    Aber vielleicht brauchen wir uns auch gar nicht immer nur über Verzicht streiten. Ein Schub hin zu optimierten Verpackungen, minimalisierten Materialeinsätzen bei optimiertem Verbrauchernutzen bringt sicher mehr, als wenn die Bildungselite aus Berlin Mitte alles versucht, unverpackt zu kaufen, wenn sie nicht gerade Yoga auf Bali studiert.

    Ich denke, für unsere Diskussion ist es sinnvoll, wenn wir uns auf den Einflussbereich konzentrieren und nicht alles in einen Topf werfen, wie es natürlich medienwirksamer wäre. Ich denke, wir müssen die neuen  Schulaufgaben machen und u. a. die drei o. g. Fragen kompetent und ideologiefrei beantworten lernen. Das ist ein Prozess, der uns sicher einige Jahre begleiten wird, da es grundlegende Fragen sind, die sich wie alles in der Welt im Kontext des Weltgeschehens permanent verändern. Was heute verwerflich erscheint, galt früher als Fortschritt. Wenn wir heute den Online-Handel anprangern, so kann er doch die Zukunft nachhaltiger gestalten. Wie das gehen kann? Eine These von Stefan Munz https://www.innoform-coaching.de/co_neu/de/referenten/stefan-munz in seinem Interview zur anstehenden Tagung http://um.innoform.de in Würzburg lautet:

    …“ In zwanzig Jahren werden wir nicht mehr über Multi- oder Omni-Channel reden. Zukunftsforscher sagen voraus: Im No-Line-Commerce werden Online- und Offline-Welten zu einem grenzenlosen Shoppingerlebnis verschmelzen. Jeder kann zu jeder Zeit alles kaufen. Produkt-Informationen werden überall verfügbar sein. Verbesserte Mobilfunkstandards und Endgeräte sowie moderne Logistikkonzepte werden das ermöglichen. Der Convenience-Bereich wird weiter wachsen, die personalintensive Frische-Theke wird zur Rarität.

    Die Entsorgung wird dann Multi-Channel sein. Ausgediente Waren, die keinen Nutzwert mehr haben, aber noch einen Rohstoffwert besitzen, werden online gehandelt und nicht mehr nur an der Straße entsorgt. Der Recy-Commerce wird sich als Geschäftsmodell des Urban Mining etabliert haben.

    In fünfzig Jahren werden Verpackungen dann endlich der Natur nachempfunden sein. Sie sind dann so intelligent und kreislauffähig wie die Bananenschale es heute bereits ist.“… Quelle: https://www.innoform-coaching.de/blog/2019/03/21/stefan-munz-ueber-orientierungshilfen-zur-bemessung-der-recyclingfaehigkeit/


    http://um.innoform.de

    So ist das, was wir im Moment mit dem Online-Handel entwickeln und erproben, ein Beispiel für die Entsorgung von übermorgen. Noch weiß niemand, wie es sich wirklich entwickelt. Aber unserer Branche muss es nicht an Zuversicht mangeln. Doch brauchen wir Innovationen, die ihren Namen verdienen und visionäre Ansätze wie den eben zitierten. Und eines sollte schnell passieren – Kommunikation mit dem Kommunikationsmedium Nr. 1 verbessern – der Verpackung und zwar zu dem, der alles bezahlt – dem Verbraucher.

    • Warum berechnen wir nicht für die wichtigsten Lebensmittelverpackungen die optimale Kombination aus Form und Material? Nur damit wir es erst einmal wüssten …
    • Warum kommunizieren wir nicht die Gründe für unsere Verpackungswahl? Nur damit der Verbraucher uns mehr (zu)traut …
    • Warum benennen wir so selten echte Verpackungsmängel bei den Entscheidern – z. B. den Marketiers? Nur damit wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit da leisten, wo er wirkt …

    Es sind andere Interessen, die uns an all dem scheinbar hindern. Doch langfristig erfolgreich werden die sein, die zunächst sich und dann den Interessierten diese und viele weitere, grundlegende Verpackungsfragen beantworten.

    Wir möchten bei unserer Tagung in Würzburg einen Teil dazu beitragen und laden alle ein mitzuhelfen, die richtigen Verpackungen zu entwickeln und zu verbreiten.

    Karsten Schröder, März 2019

  • Dr. Gottfried Weyhe über PE-Siegelschichten im Aufbruch – Neustart des Bewährten

    Dr. Gottfried Weyhe über PE-Siegelschichten im Aufbruch – Neustart des Bewährten

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Tatsächlich ist das Inno-Meeting seit vielen Jahren Quelle für Anregungen und natürlich auch für die Pflege alter sowie Gewinnung neuer Kontakte. Hier einen aktiven Beitrag zu leisten, ist für mich schon eine besondere Herausforderung und zugleich Türöffner für weitere interessante Gespräche und Kontakte.

    Woran denken Sie bei unserem diesjährigen Fokus Neustart?

    Das sind neues unkonventionelles Denken und neue Ansätze auf Basis alter Erfahrungen. Für die Themen der Zukunft sind neue Ideen und Allianzen jenseits gewohnter Lieferketten gefragt. Das ist unheimlich spannend.

    Ihr Thema lautet “Neustart des Bewährten – PE-Siegelschichten im Aufbruch”. Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    PE-Siegelschichten sind altbewährt und aus der flexiblen Verpackung nicht wegzudenken. In der Vergangenheit sind die Anforderungen an solche Folien immer weiter gestiegen (z. B. Maschinengeschwindigkeit). Anscheinend gab es aber seit vielen Jahren nicht wirklich Neuigkeiten. Das ist aber nicht richtig, denn es gab hier Entwicklungen, die es nun auch ermöglichen, den neuen Anforderungen zu entsprechen. Im Vortrag möchte ich anhand einiger Beispiele versuchen, den weiten Bogen von den Trends und Herausforderungen zu diesen Möglichkeiten zu spannen.

    Polyethylen-Siegelschichten kommen dem Flexpacker erst einmal als alter Hut daher, ja wenn nicht sogar als Voraussetzung für flexible Verpackungen. Sehen Sie hier konkreten Handlungsbedarf, weil bewährte Systeme eben auch in die Jahre kommen, oder wie begründen Sie den Aufruf zum Neustart des Bewährten?

    Es sind in den letzten Jahren neue PE-Materialien entwickelt worden, die den gestiegenen Anforderungen an Siegelschichten besser gerecht werden können. Auch die analytischen Methoden haben sich rasant entwickelt, so dass man z. B. Siegelprozesse besser verstehen und optimieren kann. PE ist sehr gut recyclebar. Neue Rohstoffe,  Technologien und Analysen ermöglichen es sicherlich, neue Verpackungsmaterialien zu entwickeln, in denen diese Karte zusätzlich zu den Siegeleigenschaften ausgespielt werden kann.

    Welche Konsequenzen kann ein Zurückdrängen oder sogar Verbot von bestimmten Verpackungen für die breite Masse und sogar für unsere Industrie haben?

    Wir müssen auf jeden Fall umdenken. Ich sehe das als Chance und Entwicklungstreiber. Es ist allerdings noch nicht ganz klar, in welche Richtung(en) die Reise geht. Aber genau das ist spannend. Natürlich gibt es dabei wirtschaftliche Risiken, die sicher noch nicht abschätzbar sind. Ein schönes Bespiel für solche Entwicklungen ist für mich das Verbot der Glühlampe: Halogenbeleuchtung war eine Sackgasse, Energiesparlampen hatten viele Fragezeichen und heute haben wir eine LED-Technik mit vor einigen Jahren noch undenkbaren Möglichkeiten, an die damals kaum jemand gedacht hat.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunft von Kunststoffverpackungen ein? Muss das Rad zurückgedreht werden? Arbeiten Sie an alternativen Systemen?

    Das Rad zurückdrehen ist keine Lösung. Die Kunststoffverpackung wird weiter eine Zukunft haben, aber eben mit intelligenteren, nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Lösungen.
    Das Rad muss dabei insoweit teilweise zurückgedreht werden, dass man sich von liebgewordenen, aber für die Funktionalität nicht essentiellen Eigenschaften von Verpackungen trennen muss. Vielleicht ist ja z. B. ein Hochglanzkonterdruck nicht für jede Verpackung zwingend notwendig.
    Wir sind auf die Herstellung hochwertiger Polyolefin-Folien spezialisiert. Wir arbeiten primär daran, die Stärken dieses Materials in intelligentere Verpackungen einzubringen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Mich begeistert Kultur und Geschichte im weitesten Sinne. Im Raum Halle-Leipzig, wo ich wohne,  gibt es davon reichlich, was ich mit meiner Familie dankbar nutze. Dass ich von meiner kleinen Enkeltochter begeistert bin,  muss ich sicher nicht extra erwähnen.

    Dr. rer. nat. Gottfried Weyhe studierte von 1980 – 1985 Physik an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale. Nach dem Berufseinstieg bei Carl Zeiss Jena sammelte er 1987 – 1992 in den Leuna-Werken erste Erfahrungen in den Bereichen Polymerphysik und -analytik. 1992 – 1998 begann er in der schwierigen Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung  seine Tätigkeit als Anwendungstechniker in der Gesellschaft für Analytik und Atomspektroskopische Messtechnik mbH. Schwerpunkte waren hier Verfahrensentwicklung, Analysengerätebau und Umweltanalytik. Durch die nebenberufliche Fortführung der Arbeiten an der Dissertation zu Struktur-Eigenschafts-Beziehungen von PA-6 riss der Kontakt zur Polymerphysik und Kunststofftechnik auch während dieser Phase nie ganz ab. Die Promotion erfolgte 1995 an der Universität Rostock.

    Seit 1998 ist er in der POLIFILM EXTRUSION GmbH (früher: ORBITA-FILM GmbH) tätig, zunächst als Mitarbeiter im Bereich Entwicklung/Anwendungstechnik mit Schwerpunkt PE-Kaschierfolien als Siegelschicht für flexible Verpackungen, zuletzt als Teamleiter Anwendungstechnik im Geschäftsbereich Technische Folien.

    Am liebsten beschäftigt er sich mit Kaschierfolien für flexible Verpackungen und der anwendungstechnischen Kundenbetreuung sowie der Problemlösung und Fehlersuche.

Datenschutz