Kategorie: Migration, Wechselwirkungen Verpackungen/Lebensmittel + Sensorik

Migration, Geruchs- und Geschmacksbeeinflussung durch Verpackungen

  • Im Interview: Matthias Henker, Flint Group

    Im Interview: Matthias Henker, Flint Group

    Dr. Matthias Henker, geb. in Sohland/Spree ist verheiratet und hat zwei Kinder. Er studierte Chemie an der TH Leuna-Merseburg und arbeitet seit fast 20 Jahren in verschiedenen Positionen im Bereich Entwicklung und Anwendung  von Druckfarben.
    Seit 2006 ist er bei der Flint Group als Product Director Packaging & Narrow Web tätig.

    Sein Arbeitsschwerpunkt sind flüssige Farben für den Verpackungsdruck. Seit einem Jahr beinhaltet das Arbeitsgebiet auch UV-härtende (speziell low migration) Druckfarben.

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?
    Ich habe mich schon in meiner ganzen beruflichen Laufbahn mit der Formulierung von Druckfarben für Lebensmittelverpackungen beschäftigt. Seit einigen Jahren bin ich Mitglied in der technischen Kommision Druckfarbe beim VdL und seit zwei Jahren auch in verschiedenen Gremien der EuPIA aktiv. Hier geht es u. a. darum, die nötigen Informationen in der Suppyl Chain zu organisieren, um die gesetzlichen Regelungen für Verpackungsmaterialien einzuhalten und diese auch aktiv mitzugestalten.

    Welche Vorgaben halten Sie für besonders wertvoll und warum?
    Art. 3 der Rahmenrichtlinie 1935/2004  halte ich für sehr wichtig – schließlich sind wir auch alle Verbraucher.

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber aus Ihrer Sicht geregelt werden?
    Es sollte dringend geklärt werden, wie die lange Liste der in Lebensmittelverpackungen zwar verwendeten, aber toxikologisch nicht oder unzureichend bewerteten Stoffe rascher abgearbeitet werden kann. Dazu sollten  z. B. Methoden “with TTC” verstärkt eingesetzt werden. Die Gesetzgeber und EFSA sollten hier klare (und einfache) Richtlinien erstellen, die auch in der Praxis umsetzbar sind.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?
    Bei allen Anwendungen mit strahlengehärteten  Systemen (Klebstoffe, Druckfarben usw.) sowie allen exotischen Anwendungen, wie z. B. Garung des Lebensmittels in der Verpackung im Ofen. Packmittelhersteller und  Brandowner sollten sich fragen, ob wirklich alle denkbaren Anwendungen umgesetzt werden müssen und dann vor allem sicher sind.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten, z. B. für spezifische Migrationslimits (SML), ein?
    Eine gute Sache, da sie Sicherheit und Klarheit geben und einfach zu verstehen sind. Allerdings ist der Prozess, weitere Stoffe zu evaluieren, zu aufwendig und dauert zu lange. Moderne Q-SAR Methoden könnten hier evtl. helfen.

    Sie referieren über „’Non-intentionally added substances’ in Druckfarben – die EuPIA NIAS und NLS Guideline”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?
    NIAS und NLS sind in der letzten Zeit ins öffentliche Interesse gerückt. Moderne Analyseverfahren erlauben immer detailliertere Aussagen über Stoffe, die – oft überraschend – gefunden werden. Wie mit diesen Stoffen umgehen und sie bewerten, ist ein spannender, aber oftmals auch komplizierter Prozess. Das geht nur gemeinsam in der Lieferkette, angefangen vom Hersteller der Rohstoffe über den Weiterverarbeiter bis zu demjenigen,  der das fertige Verpackungsmaterial letztlich nutzt. Da gibt es noch viel Lernbedarf.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?
    Ich bin seit meiner Jugend Freizeitentomologe und befasse mich da mit der Erforschung und dem Monitoring der Tag- und vor allem Nachtfalterfauna in Hessen, speziell im Taunus. Digitale Makrofotografie nutze ich dabei zur Dokumentation.  Außerdem bin ich mit meiner Ehefrau seit vielen Jahren in einem Tanzsportverein aktiv (Breitensport).

  • Bernd Brandt äußert sich zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Bernd Brandt äußert sich zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Dipl.-Ing. Bernd Brand hat Kulturtechnik studiert. Als Forschungsassistent am Institut für Wassergüte und Abfallwirtschaft an der Technischen Universität Wien und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Ressourcen Management Agentur hat er sich mit Themen der Abfallwirtschaft und des regionalen, insbesondere urbanenen Stoffwechsels zur Steuerung des regionalen Stoffhaushalts nach den Kriterien der langfristigen Umweltverträglichkeit und der optimalen Rohstoffnutzung beschäftigt. Seit 2008 arbeitet Bernd Brandt als Senior Consultant bei denkstatt. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Arbeiten liegen in der Planung, Leitung und Durchführung von (Forschungs)Projekten im Bereich nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen, insbesondere Ökobilanz- und Footprint-Studien.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Ja, grundsätzlich verpacken wir richtig. Verpackung ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Schutz des verpackten Produkts. Enorme Anstrengungen werden unternommen, um Verpackungen immer weiter zu optimieren, so dass sie einerseits das verpackte Produkt bestmöglich schützen und andererseits Anforderungen bzgl. Design und Convenience ebenso erfüllen wie einen möglichst geringen negativen Einfluss auf die Umwelt. Dieser Einfluss auf die Umwelt betrifft nicht nur die Verpackung selbst, sondern vor allem das verpackte Produkt, das mit der Verpackung vor Schaden bewahrt wird, wodurch die Zuführung zur eigentlichen Verwendung garantiert wird.

    Mit Ihrem Thema “Schutzfunktion oder Ökologie – die Schlüsselfaktoren nachhaltiger Verpackungen” leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Die Kernaussagen lauten wie folgt:

    • Den größten Beitrag zum Umweltschutz leisten Verpackungen durch ihre Schutzfunktion.
    • Optimierte Verpackungen erzeugen fast immer ökologische Vorteile, weil der Nutzen von vermiedenen Abfällen deutlich höher ist als der Aufwand der Verpackungsproduktion bzw. -optimierung. Dieses gilt für Verbrauchsgüter im Lebensmittelbereich genauso wie für Gebrauchsgüter, wie z. B. Elektrogeräte.
    • Die Schutzfunktion von Verpackungen ist meist wichtiger als die Einflüsse verschiedener Verpackungsmaterialien, auch hinsichtlich ihrer Rezyklierbarkeit.
    • Je hochwertiger das Produkt ist, umso mehr sollte das Produkt durch hochwertige Verpackung geschützt werden.

    Ein Themenschwerpunkt Ihres Vortrags ist der ökologische Nutzen ersparter Lebensmittelverluste. Wie setzen Sie das persönlich im Alltag um?

    Ich achte bewusst auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Das bedeutet, nach Möglichkeit nur so viel zu kaufen und zuzubereiten, wie benötigt wird. Übriggebliebene Lebensmittel gut zu verpacken und ggf. zu kühlen, um die Haltbarkeit zu verlängern. Bei Lebensmitteln, die kurzfristig verbraucht werden, kann auch schon mal auf eine Verpackung verzichtet werden, wenn gewährleistet ist, dass die Lebensmittel bis zum Verzehr keinen Schaden nehmen.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    In unserer Gesellschaft hat sich teilweise ein Verständnis breit gemacht, dass Verpackung viel Abfall erzeugt, aber wenig bringt. Hier gilt es, entgegenzuwirken und den Wert der Verpackung wieder ins rechte Licht zu rücken, denn sichtbar ist nur der Abfallberg, den Verpackungen erzeugen (und der letztlich für die einseitige Wahrnehmung verantwortlich ist), nicht aber der vermiedene Abfallberg an Produkten, die dank zweckmäßiger Verpackung nicht verdorben oder beschädigt worden sind.

    Durch den Schutz der verpackten Waren gibt es in der Regel sowohl einen ökologischen als auch ökonomischen Vorteil, da die Verhinderung von Verderb oder Zerstörung von “teuren” Waren einen größeren ökologischen sowie ökonomischen Nutzen hat als die Produktion und Verwertung von vergleichsweise “günstigen” Verpackungsmaterialien. Dieses gilt grundsätzlich gleichermaßen für alle Verpackungsmaterialien. Je nach Anforderung gibt es optimale Verpackungslösungen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können, oftmals auch aus Materialverbunden.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Für gewisse Verpackungslösungen sind Mehrweg- oder Pfandsysteme weniger gut geeignet. Hier gilt es, durch optimierte Lösungen den größtmöglichen Umweltnutzen zu erzielen. Das bedeutet bspw. für Folienverpackungen nicht zwangsläufig die größtmögliche Rezyklierbarkeit. Bei Ecodesign-Maßnahmen ist darauf zu achten, dass durch eine Optimierung im abfallwirtschaftlichen Sinne die eigentliche (Schutz)Funktion der Verpackung nicht darunter leidet, denn der Vorteil einer besseren Verwertbarkeit kann durch Nicht-Erfüllung der Schutzfunktion oder auch durch zunehmendes Verpackungsgewicht schnell verloren gehen. Dieses wiederum würde die Umweltwirkungen erhöhen. Folglich heißt es JA zur Erhöhung der Rezyklierbarkeit, aber nicht um jeden Preis. Viel mehr gilt es, die geringsten Umweltwirkungen im GESAMTEN Lebenszyklus anzustreben, die Produkt und Verpackung gemeinsam verursachen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Das wesentliche Kriterium ist natürlich der Inhalt. Jedoch egal um welches Produkt es sich handelt, die ideale Kombination besteht aus einem qualitativ hochwertigen Produkt in einer optimalen Verpackung. Im Falle von Lebensmitteln kann das von einer aufwendigeren optimierten Verpackung bis zu wenig bis gar keiner Verpackung im Falle von baldigem Verbrauch reichen. Wenn es die Wahlmöglichkeit gibt, bspw. Lebensmittel offen oder verpackt zu kaufen, gilt es, sich zu fragen, wie lange sie haltbar sein sollen. Ist diese Zeit sehr kurz, kann die ressourcenschonendste und somit beste Option auch keine Verpackung bedeuten.

    Wie bereits erwähnt, ist das Bewusstsein in unserer Gesellschaft ob des Nutzens von Verpackungen zum Teil schwach ausgeprägt, wodurch das Image von Verpackungen leidet. Positive Eigenschaften von Verpackungen, wie Verlängerung der Haltbarkeit der verpackten Produkte oder Schutz vor Beschädigung, müssen den KonsumentInnen vor Augen geführt werden, um das Bewusstsein zu relativieren. Ein solches Bewusstsein ist vielfach nicht vorhanden. Dieses gilt ganz allgemein für sämtliche Verpackungsmaterialien und für Kunststoffverpackungen im Besonderen.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Mich beschäftigt beispielsweise die Frage, wieviel Materialumsatz und damit einhergehend Umweltwirkungen braucht es für ein gutes Leben? Und ich muss immer wieder begeistert feststellen, ich lebe sehr gut und es braucht nicht allzu viel dazu! Ich wohne in einem wärmegedämmten Mehrparteienwohnhaus, fahre möglichst viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad und verzichte auf private Flugreisen. Das Familienauto ist ein gewisses Zugeständnis an die Bequemlichkeit des Reisens mit Kindern, aber sobald diese älter sind, plane ich ohne Auto. Ich bevorzuge Freizeitaktivitäten in der umliegenden Natur, die mit keinem oder wenig Ressourcenaufwand bewerkstelligt werden können und beim Essen und Trinken gilt nach Möglichkeit die Devise bio, vegetarisch, regional und saisonal.

     

  • Wie werden EU-Vorgaben – auch für Verpackungen – international umgesetzt

    Wie werden EU-Vorgaben – auch für Verpackungen – international umgesetzt

    Auf der Website EU SCIENCE HUB wurde ein Bericht über nicht-harmonisierte Lebensmittelkontaktmaterialien (FCM = Food Contact Material)  in der EU veröffentlicht. Darin geht es um gesetzliche Vorgaben und die Marktsituation für nicht-harmonisierte Lebensmittelkontaktmaterialien.

    Der Bericht beschreibt vier wesentliche Probleme bei der Realisierung der EU-Vorgaben zu den FMCs.

    …”Es mangelt an gemeinsamen Leitlinien und Transparenz bei der Durchführung von Risikobewertungen in den Mitgliedstaaten (MS). Die Protokolle für die Zulassung von Stoffen können sich von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterscheiden. Das Potenzial von in der EU entwickelten Tools für Risikobewertungen wird nicht ausgeschöpft. Nationale Maßnahmen sind schwer zugänglich und nicht immer durchgängig oder hinreichend detailliert. Für alle FCMs und für die „Good Manufacturing Practice“ (GMP) sind spezifische Standards für die Lebensmittelsicherheit erforderlich. Insbesondere die Konformitätserklärung (DoC) und die “supporting documents” (Belegdokumente wie Prüfberichte, Gutachten etc.) verlangen spezifische Qualitätskriterien, die möglicherweise mit Sanktionen für eine angemessene Qualität und Rückverfolgbarkeit des Informationstransfers entlang der Kette verbunden sein sollten. Die Maßnahmen basieren auf Listen zugelassener Stoffe (insgesamt knapp 8.000), zeigen jedoch Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten in der Art der betrachteten Stoffe, der Art der Einschränkungen und deren Zahlenwerte. Dies führt zu mehrfachen Prüfanforderungen und kompliziert die gegenseitige Anerkennung. Testmethoden fehlen für die Durchsetzung und Einhaltung, so dass es schwierig nachzuweisen ist, dass die Lebensmittelsicherheit konsequent gewährleistet ist”…

    The European Commission’

    Der vollständige Report kann hier kostenlos geladen werden.

  • Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in Deutschland 2015

    Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in Deutschland 2015

    Erstmalig haben das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für das Jahr 2015 einen gemeinsamen Jahresbericht zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in Deutschland erarbeitet.

    Von einem lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch spricht man, wenn mehrere Verbraucher auf Grund eines kontaminierten oder verdorbenen Lebensmittels erkranken. Die zuständigen Gesundheits- und Lebensmittelüberwachungsbehörden vor Ort arbeiten zusammen, um die Ursachen eines solchen Ausbruchs aufzuklären. Im Anschluss an die Untersuchung übermitteln die Lebensmittelüberwachungsbehörden Informationen zum Ausbruch an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
    Im BVL wird hierfür das bundesweite Erfassungssystem für Lebensmittel, die an Krankheitsausbrüchen beteiligt sind (BELA), betrieben. Die Gesundheitsbehörden übermitteln ihre Daten und Informationen an das Robert-Koch-Institut (RKI). Alle übermittelten Daten werden auf Bundesebene zusammengeführt, gemeinsam durch das RKI und das BVL bewertet und an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weitergeleitet. Auf Basis der Meldedaten erstellt die EFSA jährlich einen Bericht zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in Europa.
    Der Bericht wurde im Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht und ist über die Internetauftritte von BVL und RKI kostenfrei abrufbar.

     

  • Interview mit Albin Kälin zu umfeld- und umweltgerechten Verpackungen

    Interview mit Albin Kälin zu umfeld- und umweltgerechten Verpackungen

    Im Rahmen der Tagung Umwelt- und umfeldgerechte Verpackungen am 4./5. April 2017 in Würzburg referiert Herr Albin Kälin am 4. April über Cradle to Cradle Design – Kunststoffverpackungen für den Kreislauf.

    Albin Kälin ist Gründer und Geschäftsführer der 2009 gegründeten EPEA Switzerland GmbH. Er forciert Cradle to Cradle® Projekte in allen Industrien im Alpenraum, insbesondere in der Schweiz und Österreich. Und entsprechend seiner Kernkompetenz in der Textilindustrie weltweit.

    Von 1981 bis 2004 war er Geschäftsführer der Rohner Textil AG in der Schweiz. Unter seiner Leitung gewinnt das Unternehmen seit den 90er Jahren 19 internationale Auszeichnungen und Designpreise und übernimmt dadurch in ökologischen und ökonomischen Belangen eine weltweit anerkannte Pionierrolle.

    Auf seine Initiative hin lässt sich das Unternehmen 1996 nach ISO 14001 und EMAS zertifizieren. Zugleich regt er 1993 die Entwicklung der Produktlinie Climatex® (www.climatex.com) und somit der ersten Cradle to Cradle® Produkte weltweit an.

    Albin Kälin wird 2001 mit der UBS Key Trophy als Rheintaler Unternehmer des Jahres ausgezeichnet.

    Von 2005 bis Ende 2009 übernimmt er die Geschäftsführung der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg.

    Mit der Unterstützung der Wissenschaftler betreibt er von 2007 an zusätzlich intensiv den Aufbau des Geschäftsfeldes Cradle to Cradle® in den Niederlanden. Er übernimmt auch dort das Mandat des Geschäftsführers der 2008 gegründeten EPEA Nederland GmbH. Mit der Gründung der EPEA Switzerland GmbH gab er die Geschäftsführung von EPEA in Hamburg und den Niederlanden ab.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Generell vermissen wir die Verpackung der Zukunft. Zu viele Konzepte sind von der Materialwahl nicht kreislauffähig, wie z. B. Verbundverpackungen, Aluminiumbeschichtungen, Druckfarben, Antimon Schwermetalle in PET, Organohalogene Chemikalien etc.

    Mit Ihrem Thema Cradle to Cradle Design – Kunststoffverpackungen für den Kreislauf – leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Cradle to Cradle Design – Kunststoffverpackungen für den Kreislauf

    • Flexpack fördert Nachhaltigkeit, ist jedoch bisher nicht kreislauffähig, wir zeigen einen Weg auf, wie es funktionieren könnte
    • Die 5 Pfeiler einer Kreislaufzertifizierung (Cradle to Cradle Certified™)
    • Biologische und technische Kreisläufe
    • Cradle to Cradle® Design definiert und entwickelt kreislauffähige Produkte.

    Als Differenzierung zum konventionellen Recycling bleibt die Qualität der Rohstoffe über mehrere Produktlebenszyklen erhalten und es werden ausschließlich „als sicher bewertete Chemikalien“ eingesetzt.

    Die Produktionsverfahren, der Gebrauch und die Wiederverwertung der Produkte werden nach dem Modell gestaltet, die Qualität der Rohstoffe über mehrere Lebenszyklen zu erhalten.
    Das bedeutet: Kein Abfall, alles ist zugleich Nährstoff. Die richtigen Materialien werden in definierten Kreisläufen (Metabolismen) zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort eingesetzt.

    Wo sehen Sie die wesentlichen Denkansätze Ihres Modells Cradle to Cradle – als Wissenstreuhänder?

    Cradle to Cradle® Projekte sind in der Regel komplex. Für die erfolgreiche Entwicklung und Implementierung verfügen wir über umfangreiche/maßgebliche und die entsprechende Erfahrung, Know-How und Referenzen in folgenden Bereichen:

    • Wissenstreuhänder: immer wieder zögern Teile des Projektnetzwerkes, ausführliche Informationen preiszugeben, z. B. über ihre Zulieferer oder Materialien. In diesen Fällen fungiert EPEA Switzerland als Wissenstreuhänder.
    • Akkreditierter allgemeiner Gutachter für die Cradle to Cradle Certified™ oder Material Health Certification.
    • Business Development & Strategic Management (z. B. wirtschaftliche Integration von Rücknahmesystemen).
    • Projektentwicklung, Innovationsmanagement, Change Management (Paradigma Change).
    • Netzwerk-Management für Stoffströme (z. B. Vernetzung der Kreislaufschliessung).
    • Definition alternativer Lösungen (Chemikalien, Rohstoffe, Akteure der Kreislaufschliessung).
    • Marketing und Kommunikation (Unterstützung der Entwicklung von Marketing-Aussagen und Kommunikation).
    • Beratung Zertifizierung (akkreditierte, fachliche Begleitung, Audit bei den Unternehmen).

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Die Kritik ist leider mehr als berechtigt. Es fehlen Konzepte von Positivlisten von Chemikalien, Druckfarben und ebenso wird die Lieferkette der eingesetzten Chemikalien nicht ausreichend beherrscht.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Leider sind die Folienverpackungen per se nicht kreislauffähig. Das muss sich ändern. Auf der Konferenz zeigen wir ein positives Beispiel, das in der Umsetzung ist. Werner & Mertz mit der Marke Frosch nimmt diese Herausforderung als Pionier an.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Ja, aber leider werden oft Konzepte als “Öko Junk” angeboten. Wir müssen die Verpackungen zukunftsfähig für die kommenden Generationen gestalten.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihres Berufes?

    Weder Ja- noch Nein-Sager
    Eigentlich bin ich Linkshänder. Als ich in die Schule kam, wurde ich gezwungen, mit rechts zu schreiben. Ich habe damals gefragt, warum, aber keine Antwort bekommen. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, nichts zu akzeptieren, dessen Sinn ich nicht einsehe. Ich will mein Leben so gestalten, dass es für mich und für die Gemeinschaft Sinn macht. Im Tun wird sichtbar, wie ich Verantwortung übernehme. Beruflich arbeite ich dafür, Innovationen zu ermöglichen, neue Produktionsformen zu entwickeln, die keinen Abfall mehr produzieren, sondern “Nährstoffe” für weitere Produkte. Indem ich dem alten System neue Wege aufzeige, finde ich einen Mittelweg, wie ich weder Ja- noch Nein-Sager bin und überzeugt meine Verantwortung trage.

  • 15.  Inno-Meeting: Referenteninterview mit Christian Kohlert

    15. Inno-Meeting: Referenteninterview mit Christian Kohlert

    Im Rahmen des 15. Inno-Meetings haben wir auch diesmal wieder den Referenten ein paar Fragen gestellt, um mehr über ihre Motivation zu erfahren, auf dem Inno-Meeting zu referieren. Den Anfang macht Herr Prof. Christian Kohlert, Ehrenprofessor an der Technischen Universität St. Petersburg und seit 2016 als Group Direktor Special Projects bei Klöckner Pentaplast Europe tätig.

    Das Inno-Meeting gilt mittlerweile als deutschsprachiger Branchentreff für Entscheider der Flexpack-Industrie. Was versprechen Sie sich persönlich von einem Beitrag zu dieser Veranstaltung?

    Das Thema trifft den Nerv unserer Entwicklung als Folienhersteller für Verpackungszwecke und wir freuen uns, einen Teil unserer Innovationen auf diesem Gebiet vorstellen zu können.

    Ihr Thema lautet: “Nanotechnologie ganz groß – wie revolutionieren Nanopartikel die Folieneigenschaften”.
    Was wird Ihre Kernaussage sein und wo sehen Sie für den Zuhörer in erster Linie den Nutzen?

    Die große Mehrheit der Verpackungen bezieht sich auf Clearfolien, wo der Kunde das Verpackungsgut sehen kann. Wenn Sie diesen Folien neue Eigenschaften zuordnen möchten, weil der Kunde diese Eigenschaften gern nutzen möchte (z. B. antimikrobiell) oder neue Anwendungsgebiete diese Eigenschaften erfordern (z. B. elektrische Leitfähigkeit),  dann können Sie nur mit Nanopartikeln arbeiten.
    Diese werden vom Licht umflutet und die Folien sind daher bis zu 3 – 4 % nanogefüllt weiterhin hochtransparent.

    Was bieten Sie in besonderem Maße im Vergleich zu Marktbegleitern Ihren Kunden?

    Klöckner Pentaplast ist als  Marktführer bei Hartfolien aus PVC und PET weltweit vertreten mit den gleichen Produkten. Wir haben also neben unserer Innovationsstärke auch die kurzen Wege zu den Kunden und können daher mit ihnen gemeinsam durch Serviceleistungen ihre Anforderungen an neue Folienoberflächen schnell erfüllen.

    Und dann noch eine private Frage: Was begeistert Sie außer Ihrem Beruf sonst noch?

    Neben meinem Beruf begeistern mich Literatur und Russland. Durch meinen Werdegang (1978 Promotion im damaligen Leningrad) und die weitere kontinuierliche Arbeit auf dem russischen Markt sehe ich das Potential dieses 150 Mio Menschen-Marktes sowohl vom Folienverkauf als auch von der geistigen Innovationsstärke russischer Wissenschaftler.

  • Änderung der Kunststoffverordnung (10/2011) veröffentlicht!

    Änderung der Kunststoffverordnung (10/2011) veröffentlicht!

    Die schon lange angekündigte Änderung der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 wurde am  24.08.2016 durch die Verordnung (EU) 2016/1416 veröffentlicht (http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32016R1416&rid=1). Nachdem mit den letzten Änderungen in erster Linie Anpassungen der Stofflisten erfolgten, werden durch diese Verordnung einige Punkte neu geregelt. Nachfolgend finden Sie eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten Änderungen:

    • Unionsliste im Anhang I (Stoffliste) wurde ergänzt und angepasst
    • Änderungen / Aufnahme  von Grenzwerten für Aluminium (1 mg/kg Lebensmittel) sowie Zink (5 mg/kg Lebensmittel)
    • Zuordnung der Lebensmittelsimulanzien wurde angepasst und ein Reduktionsfaktor für Feststoffe eingefügt
    • Ersatzprüfungen mit Ethanol 95 Vol.-%, Isooctan und bei Kontaktbedingungen > 100° C zusätzlich mit Simulanz E eingefügt, wenn eine Prüfung mit D2 technisch nicht möglich ist
    • Prüfbedingungen für Temperaturen > 175° C werden ergänzt
    • Für Kombinationen von mindestens zwei Kontaktdauern und –temperaturen kann die Berechnung einer einzigen Prüfdauer auf Basis der höchsten zu prüfenden Kontakttemperatur unter Anwendung der Umrechnungsformel (Arrheniusgleichung) erfolgen

    Materialien und  Gegenstände aus  Kunststoff dürfen bis  zum 14.  September 2017 nach bisher gültigem Recht in  Verkehr  gebracht werden und in Verkehr bleiben, bis die Bestände aufgebraucht sind.

  • Aktualisierte Stellungnahme zu Gehalten an Styrol-Oligomeren in Lebensmittelsimulanzien

    Aktualisierte Stellungnahme zu Gehalten an Styrol-Oligomeren in Lebensmittelsimulanzien

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung (bfr) hält gesundheitliche Risiken durch die gemessenen Gehalte an Styrol-Oligomeren in Lebensmittelsimulanzien für unwahrscheinlich. Dieses geht aus einer aktualisierten Stellungnahme 023/2016 vom 21. April 2016 hervor.

    Polystyrole sind Kunststoffe, die auch für Lebensmittelkontaktmaterialien wie Verpackungen oder Geschirr eingesetzt werden. Bei der Herstellung entstehen neben Polystyrol auch kleinere Moleküle (Styrol-Oligomere), die aus dem Material in das Lebensmittel übergehen können. Von einem Labor der amtlichen Lebensmittelüberwachung wurde ein Übergang (Migra-tion) von Styrol-Oligomeren bis zu 51 Mikrogramm je Kilogramm Lebensmittelsimulanz (μg/kg) gemessen.

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bewertet, ob von diesen Übergängen ein Gesundheitsrisiko für Verbraucherinnen und Verbraucher ausgeht.
    Insgesamt ergibt sich auf Grundlage von publizierten toxikologischen Daten, dass bei Übergängen von Styrol-Oligomeren in der gemessenen Höhe auf Lebensmittel keine gesundheitlichen Wirkungen anzunehmen sind.

    Auf seiner Website hat das bfr das Risikoprofil der gemessenen Styrol-Oligomer-Gehalte in Lebensmittelsimulanzien veröffentlicht, um das beschriebene Risiko zu visualisieren. Es ist nicht dazu gedacht, Risikovergleiche anzustellen und soll nur in Zusammenhang mit der Stellungnahme gelesen werden.

  • Noch kein Termin absehbar für die Änderung der Verordnung (EU) Nr. 10/2011

    Noch kein Termin absehbar für die Änderung der Verordnung (EU) Nr. 10/2011

    Schon vor über einem Jahr wurden die Entwürfe zur Änderung veröffentlicht:

    Da es sich bei der erwarteten Änderungsverordnung nicht nur um eine Anpassung der Stoffliste handelt, sondern erstmals auch etwas umfassendere Korrekturen erwartet werden, verzögert sich die Veröffentlichung der bereits für Ende 2015 erwarteten Anpassung weiterhin.

  • Spezifische Migrations-Grenzwerte (SML) online nachschlagen

    Spezifische Migrations-Grenzwerte (SML) online nachschlagen

    Sie suchen Grenzwerte für spezifische Migration in Verpackungsmaterialien oder anderen Bedarfsgegenständen? Dann schauen Sie doch einmal auf der neuen Innoform-Website nach. Mit nur wenigen Klicks können Sie kostenlos amtliche Grenzwerte nachschlagen. Einfach CAS-Nr. oder chemische Bezeichnungen eingeben oder alphabetisch suchen und finden.

    http://innoform-testservice.de/de/sml-substanzen

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