Kategorie: Folienherstellung/Veredelung

Hier spielen neben die üblichen mechanischen Prüfungen immer mehr auch Sonderprüfungen für Sonderanwendungen eine Rolle. Ist die Folie glatt genug, ist sie für den Anlagentyp zur Verarbeitung geeignet. Wir geben Antworten auf diese komplexen, aber einfach klingenden Fragen.

  • Besserer Verbraucherschutz in einer zunehmend digitalisierten Lebenswelt

    Besserer Verbraucherschutz in einer zunehmend digitalisierten Lebenswelt

    »Unsere zunehmend digitalisierte Lebenswelt bietet viele Chancen für die Verbraucher. Doch wir müssen ebenso die Risiken in den Blick nehmen. Für uns steht der Konsumentenschutz im Mittelpunkt. Die Digitalisierung des Alltags ist deshalb auch ein wichtiges Kernthema der diesjährigen Konferenz in Sachsen«, erklärte die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz Barbara Klepsch. Der Freistaat Sachsen hat in diesem Jahr den Vorsitz der Verbraucherschutzministerkonferenz (VSMK) inne.

    Auf dem Treffen der Verbraucherschutzminister der Länder vom 26. bis 28. April 2017 in Dresden standen wichtige Themen zum digitalen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Verbraucherschutz auf der Tagesordnung. Ziel der Konferenz soll es sein, ausgleichend zu wirken und dem eigenverantwortlich handelnden und informierten Verbraucher den notwendigen Rechtsrahmen zur Seite zu stellen. Zur Sicherheit bei Lebensmittelverpackungen fasste die Konferenz wichtige Beschlüsse, auf die der Deutsche Verband Unabhängiger Prüflaboratorien (VUP) hinweist.

    Außerdem wurden folgende Punkte auf der Konferenz thematisiert:
    – Automatisiertes Fahren
    – Musterfeststellungsklage
    – Mogelpackungen
    – Verbraucherinformation für die ältere Generation
    – Mobile Gesundheitsinformationen
    – Sichere Bezahloptionen
    – Restschuldversicherungen
    – Private Renten- und kapitalbildende Lebensversicherungen
    – Geoblocking
    – Herkunftskennzeichnung von Fleisch

    Den kompletten Bericht finden Sie hier.

  • Weniger ist mehr – auch bei Verpackungen

    Weniger ist mehr – auch bei Verpackungen

    Wir aus der Packmittel-Branche glauben immer noch, dass Verpackungen mehr positive als negative Effekte haben. Das stimmt auch in vielerlei Hinsicht. So verbrauchen Verpackungen wesentlich weniger Ressourcen als sie durch Produktschutz bewahren. Das muss doch gut sein – ja, aber es geht immer noch besser …

    Wie wäre es, wenn wir noch weniger Ressourcen mit Verpackungen verbrauchen würden, ohne ganz auf Verpackungen zu verzichten, die uns das Leben doch so sehr vereinfachen und verlängern können?

    Möglichkeiten gibt es viele. Eine davon möchte ich heute kurz vorstellen – bzw. nicht ich, sondern der Erfinder Rafael Kugel von Ratiodrink selbst:

    Verpackung vermeiden mit RatioDrink in 60 Sekunden https://youtu.be/eFp1ciH_aMw via @YouTube

    Ich kann mir viele solcher Ideen vorstellen, mit denen Lebensmittelindustrie und Packmittelindustrie zusammen neue Lösungen erdenken. Auch das verstehe ich unter Kreislaufdenken.

    • Abpacken von maschinell, im Laden geschnittenen Produkten wie Käse und Wurst, die dann minimal, individuell und maschinell direkt im Geschäft verpackt werden.
    • Direkte Lieferung vom Hersteller an den Konsumenten im Abo-System. Vorteil: Keine aufwendige Bedruckung nötig, da der Kunde eh abonniert hat und das Marktgeschrei der Verpackung im Supermarkt gespart werden kann. Auch könnte man Menge und Gestaltung an Kundengruppen anpassen (Großfamilie, Single etc.) und auf einer Anlage maschinell, optimal und minimal verpacken.
    • Persönlich gestaltete Verpackungen, die bedingt wieder verwendet werden können, z. B. die Butterdose, die in Bedruckung ans eigene Geschirr angepasst werden kann und als Primär-Verkaufsverpackung einmal bezogen wird. Danach wird nachgefüllt.

    Neue Geschäfts- und Produktionsideen sowie Geschäfts- und Produktionsprozesse mit Verpackungen zu erdenken, ist doch eine ideale, noch nicht von vielen Start-ups belegte Nische, die es zu besetzen gilt. Ideal für studentische Projekte, finde ich.

    Was denken Sie darüber? Welche Ideen möchten Sie teilen?

    Sie wissen ja: Geteiltes Wissen ist das Einzige, was sich vermehrt.

    Karsten Schröder

     

  • Herr Dr. Walter Kleinert zu harmonisierten Regularien

    Herr Dr. Walter Kleinert zu harmonisierten Regularien

    Dr. Walter Kleinert startete seine berufliche Laufbahn 1966 in Frankfurt bei der Hoechst AG mit einer Chemielaborantenlehre. Danach studierte er Chemie an der Fachhochschule Fresenius (Wiesbaden) und an der Technischen Universität Berlin, promovierte dort am Institut für Technische Chemie auf dem Gebiet Reaktionstechnik.

    • Nach der Promotion folgten 27 Jahre Industrietätigkeit (8 Jahre Kunststoff- und Kautschukforschung, 9 Jahre Betriebsleiter eines chemischen Produktionsbetriebes, 10 Jahre Referent für Produktsicherheit für Kunststoff- und Lackrohstoffe) bei der gleichen Firma mit wechselndem Firmennamen, wie Hüls AG, Degussa AG, seit September 2007 Evonik Degussa GmbH an den Standorten Marl und Herne. Von 1998 bis 2007 aktive Mitarbeit auf dem Gebiet Produktsicherheit in Gremien auf nationaler und europäischer Ebene (z. B. KTW AG, Plastics Europe Deutschland, Cefic-FCA). Seit September 2007 Berater Produktsicherheit für CEFIC und MDC Tec.
    • Seit 12. 09. 2007 ist Degussa das Geschäftsfeld Chemie des neuen Industriekonzerns Evonik Industries in Essen. Degussa ist das weltweit größte Spezialchemieunternehmen und ist das drittgrößte Chemieunternehmen Deutschlands.
    • CEFIC ist der Wirtschaftsverband der europäischen chemischen Industrie mit Sitz in Brüssel. CEFIC vertritt die politischen Interessen der chemischen Industrie auf europäischer Ebene. Die internationale Arbeit wird über den internationalen Chemieverband (International Council of Chemical Associations) gesteuert, in dem CEFIC Mitglied ist.
    • Plastics Europe Deutschland (früher VKE = Verband der Kunststofferzeugenden Industrie).
    • KTW AG, eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Tinkwasserkommission des Umweltbundesamtes und der Kunststoffkommission/Expertengruppe des BfR), BfR = Bundesinstitut für Risikobewertung.

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?
    Ich bin Inhaber und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Dr. Kleinert UG. Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist die Beratung der gesamten Lieferkette vom Rohstoffhersteller bis zum Packmittelhersteller von Lebensmittelverpackungen.

    Welche Vorgaben halten Sie für besonders wertvoll und warum?
    Die harmonisierte EU-Verordnung 10/2011 für Kunststoffe. Die Vielzahl der verschiedenen nationalen Regelwerke aller EU-Mitgliedsstaaten werden durch nur eine einzige Verordnung ersetzt. Die Verantwortung für die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Kunststoffen in Lebensmittelverpackungen wird vom Hersteller auf den Gesetzgeber übertragen.

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber aus Ihrer Sicht geregelt werden?
    Für alle in Lebensmitteln verwendeten Materialien sollten harmonisierte Regularien geschaffen werden. Dringend reguliert werden sollten Lacke/Lackrohstoffe, da diese oft in Mehrschichtverpackungen mit den Lebensmitteln direkt in  Kontakt stehen.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?
    Alle Mitglieder der Lieferkette Lebensmittelverpackung (Rohstoff bis zum fertigen Packmittel) müssen ihren Kunden mit der Produktlieferung eine “Declaration of compliance” zur Verfügung stellen. Weiterhin müssen bei Bedarf “Supporting documents” vorgelegt werden können. Mit beiden Dokumenten muss die gesundheitliche Unbedenklichkeit des gelieferten Produkts belegt werden.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten, z. B. für spezifische Migrationslimits (SML), ein?
    Ich schätze die Bedeutung sehr hoch ein, wenn das ursprüngliche EU-Konzept der Exposition beibehalten wird. Danach gilt der SML-Wert für Kunststoffe und für alle anderen Kategorien von Materialien, z. B. Lacke, Klebstoffe, Druckfarben. Leider geht die Entwicklung heute in eine andere Richtung. Die Listung von neuen Stoffen in der EU-Verordnung 10/2011 erfolgt heute oft mit Einschränkungen. Die Listung gilt oft nicht mehr für alle Kunststoffe, sondern beschränkt sich auf wenige oder nur einen einzelnen Kunststoff.

    Sie referieren über “Migrations-Modelling”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?
    Ich unterstütze das Migrations-Modelling und hoffe damit das Vertrauen in die Modelle zu verbessern. Ich hoffe auf eine breite Anwendung des Migrations-Modelling.

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihren beruflichen Aufgaben?
    In meiner Freizeit kümmere ich mich um meine Familie. Ich interessiere mich für Geschichte und lese gern.

  • Übersicht Lebensmittel-Kennzeichnung

    Übersicht Lebensmittel-Kennzeichnung

    Lebensmittel sind nach guter Herstellungspraxis herzustellen. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gibt auf seiner Internetpräsenz eine Übersicht zu Anforderungen und nationalen sowie europäischen rechtlichen Regelungen für Lebensmittelbedarfsgegenstände.

    Berücksichtigt werden auch einige materialspezifische Vorschriften auf europäischer Ebene für Lebensmittelbedarfsgegenstände

    Für die Umsetzung und Anwendung einzelner EU-Regelungen wurden Leitlinien entwickelt. Zusammen mit den betreffenden Rechtsvorschriften sind diese auf der Internetseite der Europäischen Kommission verfügbar.

    EU-Zulassungen

    Für EU-Zulassungen ist eine Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erforderlich. Die Stellungnahmen basieren auf einer umfassenden Risikobewertung durch die EFSA. EU-Zulassungsverfahren existieren für folgende Lebensmittelbedarfsgegenstände:

    • Lebensmittelbedarfsgegenstände aus Kunststoff
    • Lebensmittelbedarfsgegenstände aus regenerierter Zellulose
    • Recyclingverfahren für recycelte Kunststoffe für Lebensmittelbedarfsgegenstände und
    • aktive und intelligente Materialien und Gegenstände, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen

    Informationen zu den Antragsverfahren sind auf der Internetseite des BVL verfügbar.

    Andere für Lebensmittelbedarfsgegenstände relevante Regelungen

    Es gibt noch nicht für alle Materialien, die bei der Herstellung von Lebensmittelbedarfsgegenständen verwendet werden, spezifische europäische Rechtsvorschriften. Für diese nicht-harmonisierten Bereiche können aber teilweise andere Regelungen herangezogen werden.

    Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Empfehlungen für bisher nicht spezifisch geregelte Lebensmittelbedarfsgegenstände erarbeitet. Diese Empfehlungen sind zwar keine Rechtsnormen, stellen aber den derzeitigen Stand von Wissenschaft und Technik in Hinblick auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit dar: BfR-Empfehlungen zu Materialien für den Lebensmittelkontakt (ehemals „Kunststoffempfehlungen“)

    Geplante nationale rechtliche Regelungen

    Um Verbraucherinnen und Verbraucher vor gesundheitlich nachteiligen Wirkungen und Gesundheitsgefahren von Mineralölen  zu schützen, ist Anfang März 2017 der Entwurf für eine so genannte Mineralöl-Verordnung an Länder und Verbände zur Stellungnahme übersandt worden.

    Der Entwurf der notifizierten Fassung der Druckfarbenverordnung (Deutsch)/Entwurf der notifizierten Fassung der Druckfarbenverordnung (Englisch) sieht u. a. eine Positivliste der Stoffe vor, die bei einer Bedruckung von Lebensmittelbedarfsgegenständen verwendet werden dürfen.

    Europarat

    Der Europarat befasst sich u. a. mit den Lebensmittelbedarfsgegenständen, die von Seiten der Europäischen Kommission bisher nicht spezifisch geregelt worden sind. Im EDQM werden daher entsprechende Resolutionen und Technische Leitlinien zu einzelnen Materialtypen, beispielsweise Gummi, Kork oder Metalle und Legierungen, erarbeitet: Resolutionen und Technische Leitlinien des Europarats.

    Ansprechpartner bei Fragen zur Rechtskonformität

    Unternehmen, die Lebensmittelbedarfsgegenstände in Deutschland in den Verkehr bringen, müssen die einschlägigen rechtlichen Anforderungen einhalten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft darf keine Rechtsauskünfte in Einzelfällen erteilen.

    Unternehmen können sich an folgende Institutionen wenden, um sich über die Auslegung und Anwendung rechtlicher Vorschriften im Einzelfall zu informieren:

    • der für die Branche zuständigen Interessenverband (bei Mitgliedschaft)
    • Lebensmittelsachverständige, etwa um die Übereinstimmung eines Produkts mit den zu beachtenden Rechtsvorschriften überprüfen zu lassen. Anschriften von Sachverständigen finden Sie bei der örtlichen Industrie- und Handelskammer unter www.dihk.de/ihk-finder.
      Das bundesweite IHK-Sachverständigenverzeichnis (www.svv.ihk.de) enthält Angaben zu den Sachverständigen, die von Industrie- und Handelskammern, von Landwirtschaftskammern oder von Landesregierungen öffentlich bestellt und vereidigt wurden.
    • die örtlich zuständige Lebensmittelüberwachungsbehörde: Zuständig ist die Behörde am Standort des Unternehmens/Importeurs in Deutschland. Die Anschriften der jeweiligen Behörden können Sie bei den Ministerien der Länder erfragen. Die entsprechenden Internetseiten erhalten Sie beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

     

  • Versicherungsschutz und Haftungsprivileg der Sachkundigen Person

    Versicherungsschutz und Haftungsprivileg der Sachkundigen Person

    Wer haftet eigentlich bei Fehlern in der der Konformitätsarbeit  und inwieweit sind Haftungsrisiken im Rahmen der Betriebshaftpflicht versichert? Mit diesem Thema hat sich Herr Dr. Martin Wesch in diesem Blogeintrag beschäftigt.

    Welche Risiken aus der unternehmerischen Tätigkeit typischerweise von einer Betriebshaftpflichtversicherung abgedeckt UND ausgeschlossen werden und wie die sachkundige Person sich wenigstens teilweise gegen die Inanspruchnahme finanzieller Schäden absichern kann, darum geht es in dem weiterführenden Fachartikel Versicherung und Haftungsprivileg der Sachkundigen Person von Dr. Martin Wesch, Fachanwalt für Medizinrecht und Arbeitsrecht.

    Dem allgemeinen Irrglauben, dass die Versicherer sich bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit von ihrer Haftung freizeichnen können, steht geltendes Recht (Artikel und Link Änderungen des Haftungsrechts) entgegen.

    Dr. Martin Wesch, Kanzlei WESCH & BUCHENROT, Stuttgart referiert auf der Tagung Lebensmittelrecht und Verpackungen in Europa (D, A, CH) – Konformität sicherstellen am 20./21. Juni in Osnabrück darüber, welches Haftungsrisiko Mitarbeiter, Führungspersonal und Geschäftsführung selbst tragen.

  • Dr. Thomas Gude und seine Meinung zum Lebensmittelgesetz

    Dr. Thomas Gude und seine Meinung zum Lebensmittelgesetz

    Thomas Gude ist Stv-Leiter der SQTS, Schweiz. Er studierte Lebensmittelchemie an der TU Berlin und promovierte dort auch, wobei die Arbeit im damaligen Bundesamt für Gesundheit (BAG/BgVV) angefertigt wurde. Anschließend arbeitete er im EU Referenzlabor in Berlin als Leiter einer kleinen Arbeitsgruppe auf dem Gebiet der Tierarzneimittel. Später wechselte er in die pharmazeutische Industrie in die Bereiche F&E sowie QM. Seit 2003 arbeitet er in der SQTS und leitet dort alle chemischen und technischen Labore im Bereich Food und Non-Food. Neben den analytischen Fragestellungen beschäftigt er sich auch mit dem Risk Assessment von Lebensmittelkontaktmaterialien, u. a. auch als Leiter der Task Food Contact Materials im ILSI, Brüssel. Darüber hinaus gibt er regelmäßig Vorlesungen u.a. an der ETH Zürich.

    Wie sind Sie beruflich mit gesetzlichen Forderungen hinsichtlich Verpackungen befasst?
    Das ist Teil des SQTS Service Angebots

    Welche Vorgaben halten Sie für besonders wertvoll und warum?
    Dort, wo es EU-weit harmonisierte Vorgaben gibt, ist die Vergleichbarkeit erhöht, z.B. Kunststoffe; dort, wo sie fehlen herrscht eine Art Wildwuchs

    Welcher Bereich sollte dringend vom Gesetzgeber aus Ihrer Sicht geregelt werden?
    Auf jeden Fall die nicht-harmonisierten Bereiche, insbesondere Papier, Klebstoffe, Coatings etc.

    Wo sehen Sie momentan für Packmittelhersteller besonderen Handlungsbedarf?
    GMP-Regeln zu definieren und umzusetzen – ein BRC-IoP deckt nur teilweise GMP ab. Es fehlt häufig am Wissen, wie Verfahrenskenndaten auf chemischer Basis erhoben werden; technisch hat man das im Griff. NIAS haben viel mit GMP zu tun.

    Wie schätzen Sie grundsätzlich die Bedeutung von Grenzwerten z.B. für spezifische Migrationslimits (SML) ein?
    Es wird wohl nicht für alle möglichen Substanzen Grenzwerte geben – also ist ein anderes Konzept nötig. Am Beispiel Kunststoff ist es offensichtlich, die SML-gelisteten Substanzen überschreiten nahezu nie den Grenzwert, andere nicht-gelistete schon.

    Sie referieren über “Mineralöle in Lebensmittelverpackungen richtig prüfen und bewerten”. Was bewegt Sie besonders in diesem Zusammenhang?
    Richtig prüfen ist so ein Satz, der schwer zu bewerten ist, da jeder glaubt er macht das richtige. Die Frage ist, wie kann man das ermitteln resp. wo ist akuter Handlungsbedarf und wo sind deutlich mehr Daten für eine Interpretation notwendig, um operative Hektik zu vermeiden

    Wofür begeistern Sie sich neben Ihrem beruflichen Aufgaben?
    Ich trainiere 2 Jugendmannschaften im Fussball, aktuell 15-17 jährige Jungen und Mädchen. Das ist das Abtauchen in eine andere „Welt“

  • Herr Dr. Karlheinz Hausmann zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Karlheinz Hausmann zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Karlheinz Hausmann studierte Werkstoffwissenschaften an der Universtät Erlangen-Nürnberg und der ETH Lausanne. 1987 begann er seine Karriere bei DuPont de Nemours Intl SA in Genf, wo er auf verschiedenen Gebieten in der Polymerentwicklung tätig war und verschiedene Funktionen ausfüllte: Technischer Kundendienst, technische Marktentwicklung, Polymer- und Compoundentwicklung in den Bereichen der Ethylene, Copolymere, Fluoropolymere und technischen Polymere für die Anwendungsbereiche Verpackung, Autoinnenbereich und W&C.

    Besonders gut kennt er sich mit Anwendungen für flexible Lebensmittelverpackungen (Extrusionsbeschichtung, Blasfilm, Foliendesign) und mit erneuerbaren, nachhaltigen und kompostierbaren Materialien und Materiallösungen für die Verpackungsindustrie aus. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er auf der Tagung über “Nachhaltige Verpackungen – Lightweighting und Recyclierbarkeit” referiert.

    Seine Lieblingsthemen sind die Ionomere (Surlyn®), Polymermodifikation und Biopolymere.

    Die Tagungsüberschrift: “Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen” beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Das kommt drauf an, von welcher Seite Sie es betrachten- auf der einen Seite soll Verpackung schützen, auf der anderen Seite soll Verpackung gar nicht da sein, da sie als Störfaktor angesehen wird, der die Umwelt verschmutzt. Also arbeiten wir daran, die Verpackungsstoffe zu verringern, aber gleichzeitig den Produktschutz beizubehalten. Dies kann zu komplizierteren Strukturen führen, welche deswegen als schlecht recyclierbar eingeschätzt werden, aber in Wirklichkeit genauso gut recyclierbar sind wie ihre dickeren Vorgänger – sie müssen halt nur gesammelt und recycliert werden … dann stellt sich die Frage weniger.

    Der Punkt ist doch, den Verpackungsaufwand zu minimieren und den Produktschutz zu maximieren.

    Mit Ihrem Thema “Nachhaltige Verpackungen – Lightweighting und Recyclierbarkeit” leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Minimierung des Verpackungsaufwandes bei gleichzeitiger Maximierung des Produktschutzes. Recyclierbarkeit ist gegeben und kann durch Kompatibilisatoren optimiert werden, solange der Abfall gesammelt wird.

    An Beispielen wie dem Virtuous Circle in Südafrika kann das aufgezeigt werden. Auf diese Weise erhält der Recyclierprozess sowohl einen sozialen, wirtschaftlichen als auch umweltorientierten Gesichtspunkt. Mehrschichtfolienabfälle aus der Lebensmittelverpackung werden von Schulkindern gesammelt und kommen dann in Form von Schulbänken oder Häusern wieder in dieselben Communities zurück

    Ein weiterer Gesichtspunkt ist das Design zur Recyclierbarkeit. Man sollte bestimmte Komponenten in flexiblen Kunstoffverpackungen minimieren oder vermeiden, um eine gute Recyclierbarkeit zu erzielen, so z. B. Papier, Aluminium oder vernetzte Laminierungsklebstoffe.

    Sie als Rohstofflieferant setzen auf weniger Material. Wie passt das mit Ihren kommerziellen Absatzstrategien zusammen?

    Wir wollen mit Spezialprodukten die Wertschöpfung, zu welcher diese Produkte beitragen, betonen und zur Nachhaltigkeit der jeweiligen Verpackungskonzepte beisteuern, gemäss dem Motto „weniger ist mehr“.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Ohne Verpackungen könnte man Produkte nicht sicher von A nach B transportieren. Vielen Menschen würden sichere und auch hoch qualitative Lebensmittel vorenthalten. Wollte man alle Kunststoffverpackungen durch Metall, Papier etc. ersetzen, wären der Verpackungaufwand und die Umweltbelastung viel grösser. Nur die flexible Kunststoffverpackung erlaubt es, das Produkt mit einem minimalen Kunstoffmaterialverbrauch zu schützen. Deswegen wird sie auch wahrscheinlich nicht gern gesammelt. Und hier muss das Umdenken ansetzen. Wenn sie gesammelt wird, kann die Recyclierung kostengünstiger sein und neue Märkte erschlossen werden.

    Hinsichtlich Gesundheitsrisiken … das ist wohl mit allen Verpackungsarten verbunden, mit recyclierten Kartons wohl noch mehr als mit reinen Kunststoffen. Auch recyclierte Metalle können mit Verunreinigungen behaftet sein. Da hilft nur Kontrolle.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Alle Ökobilanzen, die ich gesehen habe, sind eigentlich vorteilhaft für Mehrschichtverpackungen, vor allem, wenn man den erzielten Nutzen, also die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, mit einbezieht – aber das wird von vielen Leuten ignoriert. Man kann die Ökobilanzen von Verpackung und Lebensmitteln eigentlich nicht trennen – sie müssen als Ganzes gesehen werden. Der Co2 Footprint der Verpackung ist eigenlich klein gegenüber dem Co2 Footprint des Lebenmittels, das geschützt wird und dessen Verderb vermieden wird.

    Auch der Umstand, dass ich mit einer dünnen Folienverpackung 90% des Materials einer dickeren Verpackung ersetzen kann, ist wichtig zu verstehen. Es ist schon mal schwierig, eine Recyclierungsrate von 90 % zu erreichen … und 10 % ist eigentlich nur der Abfall der dünneren Verpackung, welche ich max. produziere … recycliere ich diese dann, erhalte ich eine sehr positive Ökobilanz.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Ja, bei Fleisch achte ich darauf, Vakuumverpackungen zu kaufen, da diese weniger Material verbrauchen und besser schützen. Auch erachte ich „Mogelverpackungen“ als weniger sinnvoll und versuche das Verhältnis Produktgewicht/Verpackungsgewicht zu maximieren.

    Ja, das Image eines Packmittels ist wichtig – ich versuche, Packungen aus Karton oder solche, die Papier zusammen mit dünnen Kunststoffolien enthalten, zu vermeiden (sehr schlechte Ökobilanz, Kontamination mit Mineralölen, Störung der Recyclierung, wenn mit Kunststoffen verbunden etc.)

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihres Berufes?

    Reisen und das Kennenlernen fremder Kulturen.

     

  • Verpackungsindustrie in den Fängen hipper Verbraucher

    Verpackungsindustrie in den Fängen hipper Verbraucher

    carrot-1085063_1920_kleinEssen Sie noch Bioprodukte oder schon vegan? Kaufen Sie Ihr Müsli beim Discounter oder bestellen Sie Ihr Designmüsli schon im Netz? Machen Sie eine Medien- oder Plastikdiät oder wollen Sie tatsächlich noch an Gewicht abnehmen?

    Marketiers suchen und finden solche Schlagzeilen und folgen ihnen mit entsprechenden Produkten. Der vegane Schlachter und der „Müslidesigner“ werden erfunden und suggerieren: Das musst du haben, um hipp und dabei zu sein. Auf dem Weg ins Büro noch eben einen Coffee to go im recycelten Kaffeesatz-Becher  und ein Bio-Brötchen auf die aus Blättern hergestellte Schale oder gleich auf die Hand – natürlich umweltfreundlich und nachhaltig produziert und erstanden im neu auferstandenen „Tante-Emma-Laden“ namens Unverpackt.

    Haben Sie sich beim Schmunzeln oder beim Ärgern über diese Zeilen ertappt? Gehören Sie schon zur neuen, hippen Digitalgesellschaft ohne festen Arbeitsplatz, mehreren, fast abgeschlossenen Ausbildungen umgeben von „Startuppern“ und Selbstverwirklichern oder rücken Sie noch Tag für Tag ein in Ihr Büro mit klar strukturierten und fest gezurrten Abläufen und Abteilungen? Sie sind doch Single – oder haben Sie etwa eine eheähnliche Beziehung? Wo leben denn Ihre Kinder? Oder hatten Sie noch keine Gelegenheit dazu? Aber die müssen doch auch noch irgendwie rein ins hippe Leben…

    Eine Gesellschaft voller Zweifel, Hoffnung und wenig Revolutionärem stellt sich dem Medienkonsumenten und Verpackungskonsumenten dar. Aber gilt das auch (schon) für Verpackungen? Fertigen wir bald nur noch biologisch abbaubar und nachhaltig beim Flexpacker um die Ecke? Regionaler Zucker aus regionalem Anbau im regionalen Standbeutel aus Zuckerrohr-Polymerisat als ideale Single-Haushaltverpackung to go?

    Was passiert da in der medialen Wahrnehmung und im tatsächlichen Leben der Masse? Sind das nicht alles überzeichnete Einzelschicksale, von denen wir in Funk und Fernsehen – oder besser gesagt in Social Medias und Blogs hören, lesen und uns darüber wundern? Verlieren wir auch in der Verpackungsindustrie langsam die Lust am Gewöhnlichen und müssen jeden noch so kleinen und vielleicht sogar verwerflichen Trend mitmachen? Sollen wir nur auf Kundenwunsch oder besser Kundendruck hin entwickeln?
    Oder ist es an der Zeit, das Image der Verpackung einmal selber in die Hand zu nehmen und von Innovations-Pull auf Innovations-Push umzudenken und umzulenken? Sollten wir nicht als Industrie der Packmittelhersteller und -verwender zu einer Road-Map gelangen können, die uns zumindest die nächsten 10 Jahre klar macht, welche Trends wir als sinnvoll erachten und die wir so setzen werden? So, wie es die Auto- und Maschinenbau-Industrie seit Jahrzehnten tut? Mir kommt gelegentlich die Packmittelindustrie vor wie ein Taxi-Unternehmen, dass sich auch noch die Autos vorschreiben lassen möchte, mit dem es die Kunden fährt.

    Wo sind eigentlich die klaren Statements der Verbände und Universitäten, der Unternehmer und Aufsichtsräte hinsichtlich der weiteren Bemühungen hin zur Kreislaufwirtschaft? Wie gehen wir um mit der Verpackung nach dem Gebrauch – weltweit betrachtet? Ist das Duale System die Lösung für Europa oder gar für die Welt?

    Wie werden Polymere in 10, 20 oder sogar 30 Jahren für Verpackungen gewonnen? Was ist die Aussage zum Marine Littering (vor allem Plastikmüll/Verpackungsmüll im Meer)? Sind wir als Kunststoffverarbeiter nicht auch im Boot, genau wie die Kunststoffproduzenten, die sich ach so gern aus allem heraushalten, auch wenn mal eine Pipeline leckt?

    vegetables-576251_1280_kleinIch denke, es wird dringend Zeit, auch auf internationaler Ebene als Packmittelindustrie – sogar unabhängig vom Packstoff – eine klare Aussage zu erarbeiten, die deutlich macht, welchen Nutzen Verpackungen stiften und welche Hausaufgaben noch vor uns liegen. Ansätze wie der Tag der Verpackung gibt es, aber reicht das? Dazu einige konkretere Gedanken:

    Wir werden es nicht schaffen, allen Konsumenten zu vermitteln, dass Mülltrennung ihre Aufgabe ist. Das gilt besonders global. Stoffströme werden nie ideal verlaufen und Polymerrecycling gelingt in den wenigsten Fällen ohne Qualitätseinbußen. Denkt man dieses weiter, kommt man zu zwei zukunftsweisenden Lösungsansätzen, die weitgehend anerkannt sind und u. a. auf chemische und biologische Kreisläufe, das Cradle to Cradle Konzept von Professor Braungart, zurückgehen:

    1. Chemische Kreisläufe

    beaker-145920_1280_kleinBei chemischen Kreisläufen hält man die Zahl der eingesetzten Chemikalien gering und vor allem unter stetiger Kontrolle. Ein Beispiel dafür ist, dass Kunststofffenster verliehen werden und der Produzent diese nach einer vereinbarten Laufzeit wieder zurückerhält, um daraus wieder Kunststofffenster herzustellen. Das hat mehrere Vorteile:

    Der Produzent achtet aus Eigeninteresse darauf, dass Rohstoffe verwendet werden, die gut wiederverwertet werden können. Zudem achtet er auf eine Qualität, die der Nutzungsdauer angemessen ist, um wenige Reklamationen zu erhalten.

    Der Konsument hat kein Entsorgungsproblem und kein Qualitätsproblem mehr. Auch die Finanzierung kann flexibel gestaltet werden, da er nicht mehr mit einer klassischen Bank, sondern dem Produzenten selbst über das Verleihen seines Fensters verhandeln kann. Der Hersteller wird selber zur „Materialbank“. Je besser seine Qualität und sein Wirtschaften mit Rohstoffen, umso besser für alle. Mit jedem Fenster, das er zusätzlich verkauft und montiert, steigt das Eigenkapital des Produzenten und es sinkt die Ressourcenverschwendung. Langfristig muss das profitabler sein als das heutige, an Geld und Entsorgung gekoppelte System, da ja das, was wir eigentlich nutzen möchten – der Rohstoff – erhalten bleibt, ohne dass permanent Kapital generiert werden müsste, um Wachstum zu erzeugen.

    1. Biologischer Kreislauf

    compost-419261_1920_kleinHier spielt die Natur die dominierende Rolle, auch wenn der Mensch ihr dabei gehörig ins Handwerk pfuschen wird. Wir nutzen die Natur – z. B. Pflanzen – um Rohstoffe zu gewinnen, die wir der Natur wieder zurück geben können. Also nicht nur Biopolymere, die aus Pflanzen stammen, sondern eben auch solche, aus denen wieder Pflanzen wachsen können. Also bio-basierte (bio-based) Materialien, die aber auch bioabbaubar (bio-degradable) sind. Der große Vorteil dieser Polymergruppe besteht darin, dass man sie so designen könnte, dass sie auch ohne funktionierende Sammel- und Entsorgungssysteme in die Natur „entlassen“ werden, wieder nutzbringend sind und nicht hunderte von Jahren in Meeren treiben und Fische malträtieren.

    1. Hybride Kreisläufe

    arrows-381439_1280_kleinMomentan favorisieren viele die Mischung aus beiden Kreisläufen mit mehreren möglichen Abzweigungen in andere Kreisläufe, aber eben auch in Sackgassen wie die Verbrennung. Wird beispielsweise ein Biomaterial verbrannt, bleiben zwar seine kleinsten Bausteine (Atome) in Form von Abgas und Schlacke erhalten, diese werden aber nur bedingt wieder zu Pflanzen wachsen können, aus denen wir wieder Biokunststoff gewinnen. Aus den Abgasen (z. B. Kohlendioxide etc.) kann man sich das noch zum Teil vorstellen. Aus der Schlacke aus unseren Hochöfen oder Zementwerken eher nicht, da sie unkontrolliert kontaminiert sind. Wir wissen einfach zu wenig über das, was drin ist und noch weniger darüber, wie es wechselwirkt. Das ist eine Sackgasse, schont aber auch die Ölreserven in doppelter Hinsicht – beim Rohstoff, da Bio und bei der Energiegewinnung.

    Welche Option sich nun die Verpackungswirtschaft wünschen würde, gäbe es dafür Gremien aus kompetenten Rädelsführern, die sinnvolle Vorgaben entwickelten, denen echtes Kreislaufdenken zugrunde läge, bleibt abzuwarten.

    Beide Systeme schließen sich auch nicht aus und könnten betrieben werden. Auch Kombinationen sind gut denkbar und bergen spannende Synergien. Nur konkret nachdenken müssen die, die es in erster Linie angeht, da es ihre Existenzgrundlage tangiert – uns Stakeholder der Verpackungsindustrie eben. Doch zu groß sind seit den 1990er Jahren die Wachstumsraten, zu bequem war der Weg hin zu den blühenden Familienunternehmen, die sich zusehends in Multinationale Konzerne umformen. Doch die Zeit scheint reif für Veränderung. Das Neue daran: Es sind nicht pekuniäre Überlegungen, die zum Umdenken zwingen. Es ist ein, wenn auch noch zarter, neuer Life-Style, eine neue Grundhaltung der Jugend, der nicht mehr die Welt in Verpackungen versinken lassen möchte, auch wenn alle Fachleute sich einig sind, dass der Nutzen größer ist als der Schaden. Doch gilt das auch im Zeitalter von Shitstorm und Internet? Wird es uns gelingen, kluge Wege zu finden, um Verpackung wieder attraktiver für Konsumenten zu machen und verträglicher für unsere Umwelt? Ich bin Optimist und schreibe deshalb diese Gedanken auf.

    Ihr Karsten Schröder

  • Bernd Brandt äußert sich zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Bernd Brandt äußert sich zu umwelt- und umfeldgerechten Kunststoffverpackungen

    Dipl.-Ing. Bernd Brand hat Kulturtechnik studiert. Als Forschungsassistent am Institut für Wassergüte und Abfallwirtschaft an der Technischen Universität Wien und als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Ressourcen Management Agentur hat er sich mit Themen der Abfallwirtschaft und des regionalen, insbesondere urbanenen Stoffwechsels zur Steuerung des regionalen Stoffhaushalts nach den Kriterien der langfristigen Umweltverträglichkeit und der optimalen Rohstoffnutzung beschäftigt. Seit 2008 arbeitet Bernd Brandt als Senior Consultant bei denkstatt. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Arbeiten liegen in der Planung, Leitung und Durchführung von (Forschungs)Projekten im Bereich nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen, insbesondere Ökobilanz- und Footprint-Studien.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Ja, grundsätzlich verpacken wir richtig. Verpackung ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Schutz des verpackten Produkts. Enorme Anstrengungen werden unternommen, um Verpackungen immer weiter zu optimieren, so dass sie einerseits das verpackte Produkt bestmöglich schützen und andererseits Anforderungen bzgl. Design und Convenience ebenso erfüllen wie einen möglichst geringen negativen Einfluss auf die Umwelt. Dieser Einfluss auf die Umwelt betrifft nicht nur die Verpackung selbst, sondern vor allem das verpackte Produkt, das mit der Verpackung vor Schaden bewahrt wird, wodurch die Zuführung zur eigentlichen Verwendung garantiert wird.

    Mit Ihrem Thema “Schutzfunktion oder Ökologie – die Schlüsselfaktoren nachhaltiger Verpackungen” leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Die Kernaussagen lauten wie folgt:

    • Den größten Beitrag zum Umweltschutz leisten Verpackungen durch ihre Schutzfunktion.
    • Optimierte Verpackungen erzeugen fast immer ökologische Vorteile, weil der Nutzen von vermiedenen Abfällen deutlich höher ist als der Aufwand der Verpackungsproduktion bzw. -optimierung. Dieses gilt für Verbrauchsgüter im Lebensmittelbereich genauso wie für Gebrauchsgüter, wie z. B. Elektrogeräte.
    • Die Schutzfunktion von Verpackungen ist meist wichtiger als die Einflüsse verschiedener Verpackungsmaterialien, auch hinsichtlich ihrer Rezyklierbarkeit.
    • Je hochwertiger das Produkt ist, umso mehr sollte das Produkt durch hochwertige Verpackung geschützt werden.

    Ein Themenschwerpunkt Ihres Vortrags ist der ökologische Nutzen ersparter Lebensmittelverluste. Wie setzen Sie das persönlich im Alltag um?

    Ich achte bewusst auf die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Das bedeutet, nach Möglichkeit nur so viel zu kaufen und zuzubereiten, wie benötigt wird. Übriggebliebene Lebensmittel gut zu verpacken und ggf. zu kühlen, um die Haltbarkeit zu verlängern. Bei Lebensmitteln, die kurzfristig verbraucht werden, kann auch schon mal auf eine Verpackung verzichtet werden, wenn gewährleistet ist, dass die Lebensmittel bis zum Verzehr keinen Schaden nehmen.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    In unserer Gesellschaft hat sich teilweise ein Verständnis breit gemacht, dass Verpackung viel Abfall erzeugt, aber wenig bringt. Hier gilt es, entgegenzuwirken und den Wert der Verpackung wieder ins rechte Licht zu rücken, denn sichtbar ist nur der Abfallberg, den Verpackungen erzeugen (und der letztlich für die einseitige Wahrnehmung verantwortlich ist), nicht aber der vermiedene Abfallberg an Produkten, die dank zweckmäßiger Verpackung nicht verdorben oder beschädigt worden sind.

    Durch den Schutz der verpackten Waren gibt es in der Regel sowohl einen ökologischen als auch ökonomischen Vorteil, da die Verhinderung von Verderb oder Zerstörung von “teuren” Waren einen größeren ökologischen sowie ökonomischen Nutzen hat als die Produktion und Verwertung von vergleichsweise “günstigen” Verpackungsmaterialien. Dieses gilt grundsätzlich gleichermaßen für alle Verpackungsmaterialien. Je nach Anforderung gibt es optimale Verpackungslösungen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können, oftmals auch aus Materialverbunden.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Für gewisse Verpackungslösungen sind Mehrweg- oder Pfandsysteme weniger gut geeignet. Hier gilt es, durch optimierte Lösungen den größtmöglichen Umweltnutzen zu erzielen. Das bedeutet bspw. für Folienverpackungen nicht zwangsläufig die größtmögliche Rezyklierbarkeit. Bei Ecodesign-Maßnahmen ist darauf zu achten, dass durch eine Optimierung im abfallwirtschaftlichen Sinne die eigentliche (Schutz)Funktion der Verpackung nicht darunter leidet, denn der Vorteil einer besseren Verwertbarkeit kann durch Nicht-Erfüllung der Schutzfunktion oder auch durch zunehmendes Verpackungsgewicht schnell verloren gehen. Dieses wiederum würde die Umweltwirkungen erhöhen. Folglich heißt es JA zur Erhöhung der Rezyklierbarkeit, aber nicht um jeden Preis. Viel mehr gilt es, die geringsten Umweltwirkungen im GESAMTEN Lebenszyklus anzustreben, die Produkt und Verpackung gemeinsam verursachen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Das wesentliche Kriterium ist natürlich der Inhalt. Jedoch egal um welches Produkt es sich handelt, die ideale Kombination besteht aus einem qualitativ hochwertigen Produkt in einer optimalen Verpackung. Im Falle von Lebensmitteln kann das von einer aufwendigeren optimierten Verpackung bis zu wenig bis gar keiner Verpackung im Falle von baldigem Verbrauch reichen. Wenn es die Wahlmöglichkeit gibt, bspw. Lebensmittel offen oder verpackt zu kaufen, gilt es, sich zu fragen, wie lange sie haltbar sein sollen. Ist diese Zeit sehr kurz, kann die ressourcenschonendste und somit beste Option auch keine Verpackung bedeuten.

    Wie bereits erwähnt, ist das Bewusstsein in unserer Gesellschaft ob des Nutzens von Verpackungen zum Teil schwach ausgeprägt, wodurch das Image von Verpackungen leidet. Positive Eigenschaften von Verpackungen, wie Verlängerung der Haltbarkeit der verpackten Produkte oder Schutz vor Beschädigung, müssen den KonsumentInnen vor Augen geführt werden, um das Bewusstsein zu relativieren. Ein solches Bewusstsein ist vielfach nicht vorhanden. Dieses gilt ganz allgemein für sämtliche Verpackungsmaterialien und für Kunststoffverpackungen im Besonderen.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Mich beschäftigt beispielsweise die Frage, wieviel Materialumsatz und damit einhergehend Umweltwirkungen braucht es für ein gutes Leben? Und ich muss immer wieder begeistert feststellen, ich lebe sehr gut und es braucht nicht allzu viel dazu! Ich wohne in einem wärmegedämmten Mehrparteienwohnhaus, fahre möglichst viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad und verzichte auf private Flugreisen. Das Familienauto ist ein gewisses Zugeständnis an die Bequemlichkeit des Reisens mit Kindern, aber sobald diese älter sind, plane ich ohne Auto. Ich bevorzuge Freizeitaktivitäten in der umliegenden Natur, die mit keinem oder wenig Ressourcenaufwand bewerkstelligt werden können und beim Essen und Trinken gilt nach Möglichkeit die Devise bio, vegetarisch, regional und saisonal.

     

  • 3 Interviews zum Thema Optimalverpackung

    3 Interviews zum Thema Optimalverpackung

    Innoform führt im Rahmen seiner Tagungen immer wieder Fachgespräche mit Experten aus der Flexpackbranche. Beim diesjährigen 15. Inno-Meeting sprach Karsten Schröder mit:

    Prof. Bernd Wilke zum Video: https://youtu.be/m7OEHXTKHSI

    Astrid Pant zum Video:  https://youtu.be/pfQOe5x4aYc

    Tobias Kredel zum Video https://youtu.be/MkZ9gGNz3xI

    Schauen Sie mal rein.

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