Kategorie: Entsorgung / Recycling

Das recyceln von Kunststoffen zu Folien nimmt zu. Auch die Anfragen zur Qualität solcher „Recyclingfolien“ wächst. Hier greifen alle unsere Folienprüfungen und unser gesamtes Folienwissen, um Sicherheit für eine konstante Qualität zu unterstützen und zu dokumentieren.

  • Mark Watney, der Mars und der Müll

    Mark Watney, der Mars und der Müll

    Klingt logisch: Der Müll wird in ein Raumschiff gepackt, zum Mars geschossen und dann sind wir ihn los! Aus den Augen, aus dem Sinn! Das machen wir so lange, bis der ganze Müll weg ist. Das Problem: Es entsteht täglich neuer Müll, und wenn wir immer so weiter machen und den Müll (im wahrsten Sinne des Wortes) abfeuern, dann haben wir irgendwann keine Ressourcen mehr, um für unsere Lebensmittel Verpackungen zu produzieren. Denn die Verpackungen – oder das “Endprodukt” Müll – entspringen den Erdressourcen und werden im besten Fall der Erde wieder zugeführt. Aber wenn der Müll dann irgendwann entsorgt ist, wo kommen dann die Ressourcen her?

    Karsten Schröder hat sich in seinem Blogeintrag Das Raumschiff Erde ist vom Nachschub abgeschnitten mit diesem Thema beschäftigt. Erfahren Sie, was der Marsianer Mark Watney, wir Menschen auf der Erde und ein Raumschiff gemeinsam haben. Gründe genug, um die Tagung Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen zu besuchen, die Innoform in Kooperation mit dem Süddeutschen Kunststoffzentrum (SKZ) am 04./05. April 2017 auf der Marienfestung Würzburg veranstaltet.

     

  • Karsten Schröder über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Karsten Schröder über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Karsten Schröder studierte Werkstofftechnik. Anschließend sammelte er rund 10 Jahre Erfahrungen bei Bischof und Klein GmbH & Co., Lengerich in der produktionsnahen Produktentwicklung. Als Projektleiter konnte er zahlreiche neue Lebensmittel-und Konsumgüterverpackungslösungen etablieren.
    1998 gründete er die Innoform GmbH und rief mit Herrn Dipl.-Ing. Klaus Behringer im Jahre 2000 den Innoform Testservice ins Leben.
    Im Jahre 2004 gründete er mit seiner Ehefrau Kerstin die Innoform Coaching GbR, die seitdem öffentliche Seminare anbietet.
    Gemeinsam mit Dr. Rainer Brandsch und Klaus Behringer gründete er 2010 die Innoform Consulting GmbH.
    Als Initiator der InnoNET-partners legt er 2008 den Grundstein für projektorientierte Arbeit in virtuellen Teams von hoch spezialisierten Fachleuten unterschiedlicher Disziplinen.

    Am 04./05. April moderiert er die Tagung Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen, die Innoform in Kooperation mit dem SKZ in Würzburg auf der Marienfestung veranstaltet.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Obwohl ich ein begeisterter Verpacker bin, denke ich doch, dass wir häufig über das Ziel hinaus schießen und insgesamt zu viele Verpackungen auf den Markt bringen. Aber die Lage ist vielschichtig und komplex. Die Folienindustrie macht vieles richtig, bedenkt aber oft zu wenig das Kundeninteresse.

    So werden beispielsweise extrem dünne Folien, die kaum noch zu handhaben sind, mit Wiederverschlüssen ausgestattet, die kaum praktikabel nutzbar sind. Mir drängt sich oft der Eindruck auf, dass hier dem Auftraggeber zu oft zu wenig Kompetenz entgegen gesetzt wird und alles getan wird, um Kundenforderungen zu erfüllen – egal wie unsinnig die auch sein mögen.

    Ich denke Packmittel-Hersteller dürfen hier noch besser und nachdrücklicher beraten. Das Packmittelwissen liegt beim beim Hersteller und oft verlässt sich dieser auf nicht ganz ausgereifte Forderungen seiner Kunden. Hier täte vielen Lieferanten von flexiblen Verpackung ein aufrechterer Gang sicherlich gut und würde dem Konsumenten zugutekommen.

    Mit Ihrem Thema Die “Materialbank-Idee” als Unterstützung der Kreislaufwirtschaft  leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    In einem Video von Prof. Dr. Braungart habe ich gelernt, dass Stoffströme motiviert sein müssen. Das heißt, dass der „Inverkehrbringer“ daran interessiert sein muss, was nach dem Verkauf mit seinem Material passiert. Dafür empfiehlt er, Materialien gar nicht mehr zu verkaufen, sondern zu verleihen.

    Das geht natürlich nicht auf jeder Produktionsstufe und bei jedem Produkt auf Anhieb. Ich denke darüber für Verpackungen nach und diskutiere mit Experten darüber. Einen Zwischenstand werde ich vortragen und damit die Diskussionsplattformen erweitern.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Verpackungen schützen in erster Linie den Inhalt. Das ist ihre Kernaufgabe und damit haben sie einen sehr großen Nutzen für die Menschheit. Dennoch verbrauchen wir als Verpackungsindustrie auch eine ganze Menge Ressourcen und Material. Zudem sind wir in der Kritik, Umweltsünder zu sein. Dass das nicht stimmt wissen nur Experten. Ich möchte einerseits dazu beitragen, dass das Image und das tatsächliche Verhältnis zur Umwelt besser ausfällt für Verpackungen.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einige – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Pfand ist für Folie eher keine Lösung in naher Zukunft. Wer will schon jedes Folienschnipsle wieder in einen Pfandautomaten stecken und wie soll das dann entlohnt werden – das geht eher nur für Flaschen und ähnliche Gebinde wie Getränkekästen oder so etwas. Da Folienverpackungen in der Tat Minimallösungen sein können und sollten, möchte ich Entscheider motivieren darüber nachzudenken, Materialien nicht zu verschwenden und im Kreis zu führen. Auch wenn das im Moment bei Folien nicht sonderlich sinnvoll erscheinen mag, weil es eben schon minimal zu sein scheint. Aber die Mengen sind enorm für den Folienhersteller und das möchte ich klar ansprechen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Ich kaufe gerne ein und tue das regelmäßig. Als Verpackungsfan kaufe ich oft unvernünftige, mir unbekannte Verpackungen ein. Insgesamt bemühe ich mich aber Verpackungen zu sparen, indem ich Großpackungen kaufe und manchmal auf Vielfalt verzichte, was mir nicht schwer fällt. Auch das Wiederverwenden von Verpackungen betreibe ich intensiv. So befülle ich Mineralwasserflaschen wieder und nutze Gefrierbeutel z. B. für Brot mehrfach.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Mich begeistert der Mensch an sich mit all seinen Facetten. Zudem bin ich begeisterter Surfer in allen Varianten und liebe das Laufen am Morgen. Mein Ziel ist es irgendwann einmal 40.000 km gelaufen zu haben – also fast einmal um die Erde. Ich habe schon über die Hälfte geschafft.

  • Herr Dr. Helmut Spoo über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Helmut Spoo über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Helmut Spoo studierte Bergbau an der RWTH Aachen und der TU Clausthal. Er war Doktorand im Forschungszentrum Jülich und promovierte an der RWTH Aachen im Bereich Abfallwirtschaft und Recycling zum Dr.-Ing. mit dem Thema “Untersuchungen zur Verwertung und Deponierung von Steinkohlenaschen und Rauchgasreinigungsrückständen”.

    Nach einer mehrjährigen Tätigkeit in den Bereichen Abfall/Recycling, Arbeitsschutz/Gefahrstoffe sowie als Auditor von Qualitätsmanagementsystemen bei einem Technischen Überwachungsverein ist Herr Dr. Spoo seit 1995 als selbstständiger Berater, Gutachter und Referent tätig.

    Herr Dr. Spoo ist Spezialist für Rohstoffgewinnung, Rohstoffaufbereitung und Vermarktung und beschäftigt sich in diesem Bereich intensiv mit innovativen und hochwertigen Verwertungsverfahren und Rücknahmesystemen sowie Ressourcen- und Energieeffizienz.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Verpackungen sind zum Schutz des Füllgutes unverzichtbar. Es wird aber zu viel und vielfach auch unnötig verpackt. Das ärgert den Verbraucher, wie die jüngst publizierte Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW gezeigt hat. Der “Schuss” geht für die Verpackungshersteller nach hinten los. So viel Marketing kann gar nicht gemacht werden, um verprellte Kunden wieder zurückzugewinnen. Mittlerweile geht es auch ohne Verpackungen, wie das Projekt „Unverpackt“  am Beispiel Laserkennzeichnung von Bio-Lebensmitteln zeigt.
    Viele Verpackungen sind auch nicht optimal konstruiert. Dies haben eigene Untersuchungen bezüglich der Restentleerbarkeit, d. h. der Entnahme des Füllgutes, gezeigt.

    Für flexible Verpackungen sollte unbedingt ein praktikables Rücknahmesystem aufgebaut und eingerichtet werden, damit diese „High-Tech“-Verpackungen nicht in der Verbrennung landen.

    Mit Ihrem Thema „Circular Economy, die EU-Strategie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft“ leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Wir brauchen neben der Energiewende eine Rohstoffwende. Ziel der  “Circular Economy-Strategie”  ist die Förderung  des Recyclings, genau genommen des hochwertigen Recyclings. Quoten allein sagen noch nichts aus. Die Qualität des Recyclings und die Qualität der zurückgewonnenen Sekundärrohstoffe sind von entscheidender Bedeutung, wenn Verwertungskreisläufe auf hohem Niveau geschlossen werden sollen. Die Verbrennung ist die niedrigste Stufe der „Verwertung“, aber letztendlich Rohstoffvernichtung, und sie trägt durch die CO2-Emissionen zur globalen Erwärmung bei. Die Deponierung will die EU in den nächsten Jahren verbieten. Deponieren ist meines Erachtens Verstecken von Rohstoffen und Ausdruck unterlassener Verwertungsbemühungen.

    Über Nachhaltigkeit und Rohstoff-/Ressourceneffizienz wird viel geredet, aber nur wenig tatsächlich getan. Nur eine geringe Anzahl von Unternehmen setzt das wirklich konsequent um. Es herrscht vielfach noch die Denke vor, es wird noch eine ganze Weile so weitergehen wie bisher. Rohstoffe seien noch genügend vorhanden. Dem ist nicht so. Außerdem ist die Verfügbarkeit ungewiss. An den Rohstoffmärkten  sind bereits erhebliche Veränderungen im Gange.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Verpackungen haben eine wichtige Funktion. Neben den Umweltanforderungen muss auch der gesamte Bereich Chemikalienrecht (z. B. REACH oder die POP-Verordnung)  im Blick sein. Die Beispiele Mikroplastik und HBCD-haltige Polystyrolabfälle zeigen – auch wenn es sich hier nicht um Verpackungen handelt – dass eine vernetzte Denkweise wichtig ist, denn Chemikalienrecht hat Vorrang vor dem Kreislaufwirtschaftsrecht. Bei Lebensmittelverpackungen spielt die Schadstoffproblematik eine besonders wichtige Rolle. Diese Thematik ist beim Recyclingprozess zu beachten.

    Wo sehen Sie die Schlüsselstellen für das Gelingen eines echten Kreislaufwirtschaftens?

    Am wichtigsten ist, dass Produkte so konzipiert werden, dass sie kreislauffähig sind. Hier herrscht vielfach noch lineares Denken in den Unternehmen vor.

    Die Herstellung kreislauffähiger Produkte ist eine Querschnittsaufgabe im Unternehmen. Hier müssen alle an einem Strang ziehen. Das gilt auch für den Einkauf, das Marketing und den Vertrieb.

    Voraussetzung für ein wirtschaftliches Recycling ist eine effiziente Erfassungslogistik und die Information des Verbrauchers. Das Ganze muss einfach und bequem sein (Convenience auch in der Retourlogistik). Ferner ist ein intensiver Dialog innerhalb der gesamten Recyclingkette bis hin zum Endverwerter erforderlich. Wir benötigen zudem als Pendant zur globalen Primärrohstoffgewinnung eine globale Kreislaufwirtschaft mit entsprechenden Qualitätskriterien.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Ich glaube nicht, dass das Recycling schwierig ist. Man muss es nur wollen. Recycling ist nicht gleich Recycling. Ich bin ein Verfechter des hochwertigen Recyclings, also der stofflichen Verwertung, und zwar auf hohem Niveau. Hier ist Spezialwissen gefragt. Ich entwickele High-Tech-Recyclingverfahren unter Einsatz modernster Identifikations- und Sortiertechnik. Downcycling hat keine Chance mehr am Markt. Verbrennen ist kein Beitrag zum Ressourcenschutz und läuft auch den Bemühungen zum Klimaschutz zuwider.

    Und was die Ökobilanz angeht – es ist immer eine Frage der Bilanzgrenzen. Wenn man die Umweltauswirkungen der Primärrohstoffgewinnung monetär bewerten und in die Produkte einpreisen würde, hätte das Recycling eindeutige Vorteile. Diese Betrachtungsweise wird sehr bald kommen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Da ich mich beruflich seit Jahren intensiv u. a. mit Verpackungen beschäftige und ich 1998 auch als Gutachter an der Novelle der Verpackungsverordnung (Grüne-Punkt-Fähigkeit von Gefahrstoffverpackungen) beteiligt war, achte ich natürlich auch privat auf optimierte Verpackungen. Die findet man leider selten im Regal. Dennoch gibt es sie. Ich habe eine Prüfmethode und ein patentiertes Prüfgerät zur Untersuchung der Restentleerbarkeit von Verpackungen (z. B. Kanistern) entwickelt und in Zusammenarbeit mit Verpackungsherstellern deren Verpackungen geprüft und auf freiwilliger Basis zertifiziert. Hier lässt sich oftmals mit einfachen Mitteln eine Verbesserung erzielen. Funktionalität, optisches Erscheinungsbild und Anforderungen des Umweltschutzes sind keineswegs Widersprüche.

    Eines Ihrer Lieblingsthemen ist Ressourcen- und Energieeffizienz. Leben Sie das auch privat, wie setzen Sie das um?

    Wer sich mit Rohstoffen, mit Ressourcen- und Energieeffizienz beruflich beschäftigt, sollte sich auch privat diesem Thema widmen, um glaubwürdig zu sein.

    So weit wie möglich achte ich daher darauf. Leider kommen viele Hersteller noch nicht ihrer Produktverantwortung nach. Viele Produkte sind nicht kreislauffähig gestaltet bzw. es fehlen Rücknahmeangebote nach Gebrauch.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Ich bin seit meinem neunten Lebensjahr begeisterter Hobbymusiker. Spiele u. a. Keyboard, Saxophon und noch andere Instrumente und habe in verschiedenen Bands gespielt.

    Ich tanze auch sehr gern, bin gern in der Natur und liebe Kurzreisen, um Land und Leute kennenzulernen.

  • Peter Niedersüß über umwelt- und umfeldgerechte Verpackungen

    Peter Niedersüß über umwelt- und umfeldgerechte Verpackungen

    Peter Niedersüss absolvierte 1990 die Höhere Technische Bundeslehranstalt für Maschinenbau und 2012 das Ergänzungsstudium Wirtschaft an der Hamburger Fern-Hochschule. Er begann 1990 in der Entwicklungsabteilung bei Borealis (damals PCD) als Entwickler für PE- und PP-Folienprodukte. Das Tätigkeitsfeld umfasst seither den technischen Service für PP-Cast- und Blasfolie sowie Produkt- und Anwendungsentwicklung im Bereich monoaxial orientierter Folien. Derzeit ist Peter Niedersüss im Bereich Marketing als Application Marketing Manager für den Bereich PP-Castfolie und BOPP Heatseal zuständig.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Die Verpackung hat schon immer eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Gesellschaft gespielt, man denke an die Ausbreitung der Menschheit, die durch den Transport von Wasser und Nahrung in geeigneten Gefäßen, z. B. aus Ton, ermöglicht wurde. Heute werden beispielsweise Fertiggerichte in robuste, flexible Beutel verpackt und Konsumenten, z. B. in Singlehaushalten, angeboten. Wurst oder Käse ist vielfach in Scheiben geschnitten und in Barriere-Verpackungen eingeschweißt und übersteht damit längere Transportwege und Lagerung, ohne zu verderben. Das bringt viele Vorteile für die Gesellschaft, weil immer mehr Nahrungsmittel jederzeit an nahezu jedem Ort bereitgestellt werden können und auch weniger Zeit für die Zubereitung von Essen aufgewendet werden muss. Wir verpacken in dieser Hinsicht nicht falsch, aber damit wir nicht im Verpackungsmüll versinken, muss uns bewusst werden, dass Verpackung wichtig ist und auch nach Gebrauch einen wertvollen Rohstoff darstellt.

    Mit Ihrem Thema “Mono-Material-Standbeutel – ein echtes Kreislaufwirtschaftskonzept” leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Der Standbeutel ist  eine sehr effiziente und ressourcenschonende Verpackung, die eine immer größere Rolle als Stoffstrom in der Kreislaufwirtschaft spielen wird. Als Mono-Material wird eine höhere Rücklaufquote und eine bessere Wertschöpfung erreichbar sein.

    Wie genau hilft eine Mono-Materialverpackung im Hinblick auf eine verbesserte Nachhaltigkeit?

    Die Mono-Materialverpackung ist in Müllsammel- und sortieranlagen leichter zu klassifizieren; damit kann eine höhere Recyclingrate erzielt werden. Durch das Vermeiden von Kombinationen unverträglicher Materialien ist hinterher ein geringerer Aufwand beim Auftrennen notwendig bzw. werden Querkontaminationen vermieden und damit die Qualität des Rezyklates erhöht. Damit können wiederum höherwertigere Anwendungen als bisher bedient werden sowie der Anteil an Rezyklat in den verschiedenen Anwendungen erhöht werden.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Der Aufwand für die Verpackung ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Meiner Ansicht nach ist das Verhältnis zum Nutzen immer noch gering, weil der Nutzen der Verpackung sehr hoch ist. Leider wird auf den großen Nutzen und die Bedeutung der Verpackung in der öffentlichen Meinung nicht eingegangen. Die Kunststoffverpackung – vor allem die flexible – hat sicherlich ein noch geringeres Aufwand-zu-Nutzen-Verhältnis im Vergleich zu anderen Packstoffen aufgrund der sehr geringen Kosten bei gleichzeitig sehr vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und hervorragenden Eigenschaften.

    Eine offene und sachliche Diskussion über Risiken für die Umwelt oder Gesundheit sollte immer stattfinden, das ermöglicht uns auch, besser zu werden.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Die Ökobilanz der Folienverpackung ist mit und ohne Recycling besser im Vergleich zu starrer Verpackung, wenn man sich Studien, z. B. von Flexible Packaging Europe, ansieht. Dennoch ist eine deutlich höhere Rücklaufquote bei flexibler Verpackung das Ziel und hier kann sich ein Anreiz bzw. ein Pfandsystem für Folienverpackungen positiv auswirken.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Durchaus. Vor allem ist mir wichtig, dass ich beim Entsorgen der Verpackung unterschiedliche Materialien leicht trennen kann, z. B. Papier von Kunststoff. Allerdings hat bei mir die Qualität und Nachhaltigkeit des Inhalts die höhere Priorität. Das Image der Verpackung – speziell der Kunststoffverpackung – spielt insofern eine bedeutende Rolle, als Verbraucher durchaus Druck, z. B. auf den Handel, ausüben können. Das – meiner Meinung nach unberechtigt – schlechte Image des Kunststoffs kann dann dazu führen, dass alternative Packmittel mit schlechterer Ökobilanz, aber besserem Image als Kunststoff, verwendet werden.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihres Berufes?

    Ein schöner Skitag mit meiner Familie, ein spannendes Eishockeyspiel live sehen (bei dem die Mannschaft aus Linz gewinnt), gute Bücher lesen, u.v.m.…

     

  • Wer haftet eigentlich bei Fehlern in der Konformitätsarbeit?

    Wer haftet eigentlich bei Fehlern in der Konformitätsarbeit?

    Herr Dr. Martin W. Wesch hat sich als Fachanwelt für Medizinrecht spezialisiert. Er ist speziell im Produkthaftungsrecht und aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Geschäftsführer eines Pharmaverbandes im Bereich des Pharmarechts tätig.

    Auf der Innoform-Sommertagung referiert er über das Haftungsrisiko von Mitarbeitern, Führungspersonal und Geschäftsführung.

    Hier bekommen Sie schon einmal einen Vorgeschmack auf seinen spannenden Vortrag zu diesem trockenen, aber wichtigen Thema:

    Eine sachkundige Person nach § 14 AMG (sachkundige Person, qualified person, QP) hat im Pharmabetrieb eine exponierte Stellung, da sie für die Herstellung und Prüfung der Arzneimittel verantwortlich (vgl. § AMG 19) ist.

    Bei diesen komplexen Vorgängen  können Fehler und Abweichungen auftreten, insbesondere sogenannte OOS-Ergebnisse. Werden diese nicht beachtet, widerspricht das der Guten Herstellungspraxis (GMP). Die Arzneimittel könnten nicht unerheblich in ihrer Qualität gemindert sein. Kommt jemand deswegen zu Schaden, könnte die sachkundige Person selbst zivil- und strafrechtlich haftbar sein. Ob und inwieweit dergleichen Haftungsrisiken im Rahmen der Betriebshaftpflicht versichert sind, wird im nachfolgenden Beitrag untersucht.

  • Wie werden EU-Vorgaben – auch für Verpackungen – international umgesetzt

    Wie werden EU-Vorgaben – auch für Verpackungen – international umgesetzt

    Auf der Website EU SCIENCE HUB wurde ein Bericht über nicht-harmonisierte Lebensmittelkontaktmaterialien (FCM = Food Contact Material)  in der EU veröffentlicht. Darin geht es um gesetzliche Vorgaben und die Marktsituation für nicht-harmonisierte Lebensmittelkontaktmaterialien.

    Der Bericht beschreibt vier wesentliche Probleme bei der Realisierung der EU-Vorgaben zu den FMCs.

    …”Es mangelt an gemeinsamen Leitlinien und Transparenz bei der Durchführung von Risikobewertungen in den Mitgliedstaaten (MS). Die Protokolle für die Zulassung von Stoffen können sich von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat und von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterscheiden. Das Potenzial von in der EU entwickelten Tools für Risikobewertungen wird nicht ausgeschöpft. Nationale Maßnahmen sind schwer zugänglich und nicht immer durchgängig oder hinreichend detailliert. Für alle FCMs und für die „Good Manufacturing Practice“ (GMP) sind spezifische Standards für die Lebensmittelsicherheit erforderlich. Insbesondere die Konformitätserklärung (DoC) und die “supporting documents” (Belegdokumente wie Prüfberichte, Gutachten etc.) verlangen spezifische Qualitätskriterien, die möglicherweise mit Sanktionen für eine angemessene Qualität und Rückverfolgbarkeit des Informationstransfers entlang der Kette verbunden sein sollten. Die Maßnahmen basieren auf Listen zugelassener Stoffe (insgesamt knapp 8.000), zeigen jedoch Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten in der Art der betrachteten Stoffe, der Art der Einschränkungen und deren Zahlenwerte. Dies führt zu mehrfachen Prüfanforderungen und kompliziert die gegenseitige Anerkennung. Testmethoden fehlen für die Durchsetzung und Einhaltung, so dass es schwierig nachzuweisen ist, dass die Lebensmittelsicherheit konsequent gewährleistet ist”…

    The European Commission’

    Der vollständige Report kann hier kostenlos geladen werden.

  • Hermann Onusseit über umwelt- und umfeldgerechte Verpackungen

    Hermann Onusseit über umwelt- und umfeldgerechte Verpackungen

    Hermann Onusseit wurde 1951 in Paderborn geboren. Nach dem Studium des Maschinenbaus mit der Fachrichtung Kunststoffverarbeitung und anschließendem Chemiestudium promovierte er im Bereich der physikalischen Chemie. Seit 1984 ist er bei bei der Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf auf dem Gebiet der Papier- und Verpackungsklebstoffe tätig und seit 1989 Leiter der Produktentwicklung und des technischen Service für Papier- und Verpackungsklebstoffe. Seit 1999 ist er im Bereich “Technologie Entwicklung” für Industrieklebstoffe bei der Firma Henkel tätig. Von 2003 bis 2012 war Herr Onusseit im Unternehmensbereich Adhesive Technologies im Bereich Forschung u. a. zuständig für die Umsetzung der REACH Gesetzgebung. Seit 25 Jahren ist er Mitglied bzw. Vorsitzender der “Technischen Kommission für Papier- und Verpackungsklebstoffe” des Industrieverbands Klebstoffe sowie Mitglied und Vorsitzender des “Technisches Ausschusses”, des European Technical Boards des Europäischen Klebstoffverbandes (FEICA) und der FEICA Arbeitsgruppe “Paper and Packaging Adhesives”. 2012 hat sich Hermann Onusseit als Berater selbständig gemacht.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Ohne Verpackung geht es nicht!  Aber wir verpacken zu viele Waren mit zu viel Material! Hauptgrund ist die Tatsache, dass Verpackungen nicht nur zum Schutz der Waren gebraucht werden, sondern heute vielfach hauptsächlich Marketingaufgaben zu erfüllen haben.

    Mit Ihrem Thema “Was bedeutet nachhaltige Verpackung eigentlich?” leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Verpackungen, wie alle Produkte und Dienstleistungen, sollten so gestaltet sein, dass durch sie das ökologische Gleichgewicht der Erde nicht gestört wird. Das ist hauptsächlich auch ein Mengenproblem. Wie müssen weniger und intelligenter konsumieren (verpacken).

    Das Thema Nachhaltigkeit ist eines Ihrer Lieblingsthemen, mit dem Sie sich schon seit einigen Jahren beschäftigen. Was bedeutet das Thema Nachhaltigkeit für Sie ganz persönlich, nicht nur auf Verpackungen bezogen?

    Ich denke, dass wir, besonders in den Industrieländern, der Erde zu viel zumuten (ohne dass der daraus resultierend Nutzen für uns merklich ist) Daher versuche ich bewusster zu handeln, weniger und intelligenter zu konsumieren.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Ohne Verpackung geht es nicht! Bei Anwendungen der bestehenden Gesetze können Verpackungen heute so gestaltet werden, dass Gesundheitsrisiken ausgeschlossen werden können. Umweltrisiken können durch intelligentere Verpackungen und Kreislaufsysteme auf ein Minimum reduziert werden. Alles muss sich jedoch an einer Ökobilanz mit Fakten belegen lassen!

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig: Das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Minimierung, Mehrweg- oder Pfandsysteme oder das Recycling von Verpackungen, alles geht in die richtige Richtung, zu einer Kreislaufwirtschaft und weniger Ressourcenverbrauch! Welcher Weg in einem bestimmten Fall der beste ist, können nur die Fakten einer Ökobilanz beantworten.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Bei Verpackungen schaue ich nicht auf „Schönheit“, sondern kaufe, wenn möglich, Produkte, deren Verpackung ihre Hauptfunktion – den Schutz – sinnvoll erfüllt. Im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit lässt sich das Image eines Packmittels nur an den Fakten eine Ökobilanz festmachen.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihres Berufes?

    Astrophysik, Reisen, Modelleisenbahn und vieles mehr.

     

  • Interview mit Herrn Dr. Carl-Jürgen Wefelmeier zu umwelt- und umfeldgerechten Verpackungen

    Interview mit Herrn Dr. Carl-Jürgen Wefelmeier zu umwelt- und umfeldgerechten Verpackungen

    Herr Dr. Wefelmeier studierte Wirtschaftsingenieurwesen und promovierte am Institut für Kunststofftechnik in Paderborn.

    Er arbeitete anschließend als Verfahrensingenieur im Bereich der Folienextrusion bei einem bekannten Maschinenbauunternehmen, bevor er vor gut 6 Jahren seine Tätigkeit bei der Firma Gneuß begann. Herr Dr. Wefelmeier ist nun seit mehr als 15 Jahren im Bereich der Folienextrusion tätig und leitet bei Gneuß den Geschäftsbereich Folie.      

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    In puncto „Marketing- und Konsumentenanforderungen“ verpacken wir meines Erachtens „richtig“, so dass es für den Verbraucher möglichst praktisch ist. Diese „Convenience-Verpackungen“ richten sich nach den Kundenanforderungen (schnell, bequem, ohne großen Aufwand, angepasste Verpackungsgröße).

    In puncto „Umweltanforderungen“ besteht noch viel Verbesserungspotential. Die Recyclingquote des wertvollen Rohstoffs „Kunststoff“ muss noch deutlich erhöht werden. Aber gerade hierzu tragen innovative Maschinenkonzepte bei. Ein solches Konzept werde ich in Form des MRS-Systems vorstellen.

    Mit Ihrem Thema Anlagentechnik zur Herstellung recycelter Tiefziehfolie mit Lebensmittelzulassung leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Als Anlagenbauer ist man häufig auf die Maschinentechnik fokussiert. Das Thema Recycling greift aber viel weiter. Hier spielen die Themen Recyclingfähigkeit von bestimmten Kunststoffen und Verfügbarkeit der Rohstoffe eine entscheidende Rolle. PET lässt sich beispielsweise so gut recyceln, weil dieser Rohstoff verfügbar (z. B. Flaschenmahlgut bzw. Post Consumer Bottleflakes) und gut zu verarbeiten ist. Unsere Aufgabe als Maschinenhersteller ist es, unseren Kunden (z. B. den Herstellern von Verpackungsfolie) eine Anlagentechnik zu liefern, die den nachfolgenden Anforderungen entspricht:

    • Minimaler Energieverbrauch
    • Minimaler Materialeinsatz
    • Optimale optische und mechanische Folieneigenschaften
    • Erhöhung der Kunststoffschmelze- und Produktqualität durch Dekontamination und Schmelzefiltration
    • Flexibler Einsatz von Input-Materialien: z. B. Post Consumer Bottleflakes, Folienmahlgut, Granulate, Gemische aus unterschiedlichen Rohstoffen
    • Einfache Handhabung der Maschinentechnik und geringe Wartung
    • Produkte (EFSA, FDA), welche mit dieser Anlagentechnik hergestellt werden
    • Einfache Integration von modernen Anlagenkomponenten in vorhandene Anlagen

    Die Kernaussage ist also, dass die sogenannte „Gneuß Processing Unit“, bestehend aus MRS-Extruder (Multi-Rotations-System) und Rotary-Filtrationssystem, die oben genannten Anforderungen besonders gut erfüllt.

    Können Sie uns vorab Besonderheiten Ihrer Folien-Recycling-Anlage nennen, von der Sie ganz besonders begeistert sind?

    Die Dekontaminationsleistung des MRS-Extruders ist für mich eine zentrale Besonderheit. Es ist möglich, das Input-Material ohne Vorbehandlung (ohne Kristallisation und  Vortrockung) direkt im Extruder zu verarbeiten und daraus dann eine reine, lebensmitteltaugliche Folie herzustellen, und das mit einem Anteil von bis zu 100 % Rezyklat (z. B. Post Consumer Bottleflakes).

    Aus dem Wegfall der Schritte Kristallisation und Vortrocknung, wie es beim konventionellen Einschneckenextrusionsprozess bei der Verarbeitung von PET notwendig ist, resultiert eine Energieeinsparung. Ferner sinkt für den Folienhersteller der Wartungsaufwand.

    Der MRS-Extruder basiert grundsätzlich auf der Einschneckentechnologie und ist daher sehr einfach zu bedienen. Ferner können vorhandene Folienextrusionsanlagen sehr einfach mit dem MRS-System nachgerüstet werden.

    Aber nicht nur die Extrusion ist entscheidend. Gerade beim Recycling spielt das Thema Filtration eine wichtige Rolle. Beispielsweise Bottleflakes können sehr stark verschmutzt sein. Mit dem Gneuß Rotary-Filtrationssystem ist es möglich, auch stark verschmutze Kunststoffschmelzen von Feststoffen zu reinigen. Es funktioniert vollautomatisch, druck- und prozesskonstant.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Umweltrisiken lassen sich durch einen Ausbau des Recycling vermindern. Beim PET funktioniert das schon recht gut, weil für diesen Rohstoff bereits Sammelsysteme (z. B. für die PET-Flaschen) vorhanden sind.

    Gesundheitsrisiken lassen sich ebenfalls vermeiden, wenn die Politik entsprechende Anforderungen definiert, wie es bereits durch die EFSA bzw. das FDA erfolgt ist.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig: Das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Im Vergleich zur Käse- oder Fleischverpackung hat die Flasche den Vorteil, dass es sich hier um ein flüssiges Gut handelt. Die Art und Form des zu verpackenden Guts ist bei Folienverpackungen aber sehr unterschiedlich. Ich könnte mir daher ein Pfandsystem z. B. für eine Käseverpackung nicht vorstellen, weil eben nicht jeder Käse in die gleiche Verpackung passt. Ferner sind die Anforderungen je nach Verpackungsgut stark unterschiedlich, so dass sich nicht nur die Form, sondern auch die Materialauswahl für die Verpackung nach dem Packgut richtet.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Privat achte ich sehr auf die Kunststoffverpackung, weil ich aus beruflichen Gründen einfach daran interessiert bin. Ich wähle die Verpackung bewusst aus und finde es als Verbraucher wichtig, dass die Verpackung z. B. wiederverschließbar ist, weil ich häufig das Lebensmittel nicht sofort nach dem Öffnen der Verpackung verbrauche.

    Ob man es will oder nicht, ich bin davon überzeugt, dass eine hochwertige Verpackung auch die Qualitätsanmutung des Inhaltes beeinflusst. „Das Auge isst mit.“

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb Ihres Berufes?

    Ich halte mich gern in der Natur auf und gehe gern mit meiner Familie wandern.

     

  • Weniger Kunststoffe sollen ins Meer gelangen, Davos 2017

    Weniger Kunststoffe sollen ins Meer gelangen, Davos 2017

    Der Initiative von Ellen MacArthur haben sich im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos 40 teils illustre Mitstreiter angeschlossen. Der „Action Plan“ diene der Bekämpfung des weltweiten Problems der Kunststoffabfälle in den Meeren.

    Die Initiative ziele laut in Davos vorgestelltem „Action Plan“ darauf ab, dass 50 Prozent des jährlich verbrauchten Kunststoffes recycelt und weitere 20 Prozent wiederverwendet würden, wie beispielsweise Sprühflaschen für Reinigungsmittel.

    Mehr Details und Quelle: http://www.bkv-gmbh.de/infothek/woechentliche-presseschau.html#panel-4841-0

  • Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in Deutschland 2015

    Lebensmittelbedingte Krankheitsausbrüche in Deutschland 2015

    Erstmalig haben das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) für das Jahr 2015 einen gemeinsamen Jahresbericht zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in Deutschland erarbeitet.

    Von einem lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch spricht man, wenn mehrere Verbraucher auf Grund eines kontaminierten oder verdorbenen Lebensmittels erkranken. Die zuständigen Gesundheits- und Lebensmittelüberwachungsbehörden vor Ort arbeiten zusammen, um die Ursachen eines solchen Ausbruchs aufzuklären. Im Anschluss an die Untersuchung übermitteln die Lebensmittelüberwachungsbehörden Informationen zum Ausbruch an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).
    Im BVL wird hierfür das bundesweite Erfassungssystem für Lebensmittel, die an Krankheitsausbrüchen beteiligt sind (BELA), betrieben. Die Gesundheitsbehörden übermitteln ihre Daten und Informationen an das Robert-Koch-Institut (RKI). Alle übermittelten Daten werden auf Bundesebene zusammengeführt, gemeinsam durch das RKI und das BVL bewertet und an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weitergeleitet. Auf Basis der Meldedaten erstellt die EFSA jährlich einen Bericht zu lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in Europa.
    Der Bericht wurde im Journal für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht und ist über die Internetauftritte von BVL und RKI kostenfrei abrufbar.

     

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