Schlagwort: Rohstoff

  • Lebensmittelverpackung und Gedanken, die zum Thema Klimawechsel führen.

    Lebensmittelverpackung und Gedanken, die zum Thema Klimawechsel führen.

    „Der Versuch einer Bestandsaufnahme“

    Der Begriff “Eine babylonische Sprachverwirrung“ dürfte den verehrten Lesern dieses Aufsatzes bekannt sein. Wer, außer den jeweiligen Fachleuten, ist heute noch in der Lage, die sich überschlagenden Informationen in der Tagespresse oder den Tagesnachrichten zu folgen, wenn es sich um die Themata Plastikverpackung und Klimawechsel handelt.

    Wir werden überschüttet mit Zahlen, Daten und Fakten und können nur mit Interesse, Zeit und gutem Willen diese Informationen verarbeiten bzw. versuchen zu verstehen. Schreckensszenarien werden oftmals genüsslich ausgebreitet und die bereits vorhandenen technischen Lösungen gar nicht erwähnt, erklärt und leider zu oft nicht angewendet.

    Wenn doch, gilt die Frage „Wem nutzt es (kommerziell)?“ Beide Themen, die Verpackung generell und die Lebensmittelverpackung im Besonderen, verdienen es, differenziert betrachtet zu werden. Es besteht kein Zweifel, dass moderne Lebensmittelverpackung mehr nutzt als schadet. Der Fokus bleibt dann auf den Klimawechsel gerichtet. Die Kleinzelligkeit aller damit zusammenhängenden Themata ist bekannt. In jedem Fall gilt es zu betonen, dass moderne Lebensmittelverpackung Energie spart.

    Die Herausforderung, mit der die Menschheit konfrontiert wird, ist in den meisten Fällen fehlende Infrastruktur (Wertstoffsammlung) und das komplette Fehlen vom Verständnis der Zusammenhänge (Bildung).

    Setzen wir voraus, dass es uns gelingt, diese beiden Defizite in den kommenden Jahrzehnten auszugleichen. Lassen Sie uns weiterhin hoffen, dass die Menschen erkennen, dass wir eine Lösung nur global erreichen können. Insellösungen sind anerkennenswert, aber nicht immer sachdienlich und oft kapitalbindend. Die verbleibende Zeit (Klima) spricht einfach gegen solche Insellösungen.

    Schauen wir uns einmal die beiden Kerngrößen an. Zum einen ist es das Wachstum der Weltbevölkerung (https://www.worldometers.info/de/) und zum zweiten der damit direkt im Zusammenhang stehende Energieverbrauch. Beide rasanten Laufzahlen u. a. sind dem Link folgend zu finden. (Bild Entwicklung der Weltbevölkerung)



    Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Benutzung fossiler, kohlenstoffbasierter Energieträger zum derzeitigen Dilemma ununterbrochen beiträgt. Benutzen wir diese Energieträger, oxidieren wir sie und gewinnen wir Energie, setzen folglich Kohlendioxid frei (Treibhausgas).

    Zwar wissen wir, dass andere Treibhausgase noch schädlicher sind, aber wir benutzen das Kohlendioxid als Äquivalent zu allen anderen Treibhausgasen (CO2e). (Bild fossile Energie vs. erneuerbare)



    Mehr als 65 % der Stromerzeugung werden durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern (Kohle, Gas und Öl) gewonnen. Darüber hinaus werden diese fossilen Rohstoffe auch in technischen Prozessen umgewandelt: Kraftstoffe, Kunststoffe oder relevante chemische Zwischenprodukte.

    Sieht man sich mit diesen Fakten konfrontiert, wird einem klar, dass eine Lösung global zu erfolgen hat. Inwieweit das möglich ist, bleibt die wesentliche Aufgabe aller Volksvertreter in den kommenden Jahren.
    Verbrauch an fossilen Energieträgern:

    • Kohle 7,3 Milliarden T/a (Steinkohle und Braunkohle, Wikipedia)
    • Erdgas 3,9 Milliarden m3 /a (ohne Fackelgas und Recyclegas, Wikipedia)
    • Rohöl 4,5 Milliarden T/a (Wikipedia)

    Dieser, durch die wachsende Weltbevölkerung und dem wachsenden Wohlstand ständig wachsende Bedarf an Energie, muss reduziert bzw. weitestgehend gestoppt werden. Die dahinterstehenden Interessengruppen müssen eingebunden werden in die globale Lösung. Macht man das nicht, ist ein Scheitern absehbar.

    Welche Lösungen bieten sich an? Letztlich enden alle Modelle bei den uns gegebenen Ressourcen:

    • Sonne
    • Wind
    • Wasser (Stauen oder Gezeiten)
    • Geothermik
    • Kernenergie (nur in Form von TerraPower basierten Systemen)


    Ein Beispiel:
    Das Desertec Verfahren zur Gewinnung von Strom durch Sonnenenergie wurde bereits 2003 vom Club of Rome als die ideale Lösung angeboten (Gründung TREC). Da es bereits gut funktionierende Anlagen gibt – auch in Europa (Sanlucar, Spanien) – fragt man sich, warum diese Technik nicht intensiver angewendet wird. Die Konsortiumsteilnehmer (die meisten namhaften Stromerzeuger in Europa) zogen sich zurück, da die Anbieter fossiler Energieträger leichtere und höhere Gewinne versprachen. Im Falle der uns näherstehenden Lebensmittelverpackungsproblematik sollten folgende Schritte zuerst bedacht werden:

    • Reduzieren (den Einsatz von Verpackungsmaterial nicht den Designern überlassen)
    • Wiederverwenden (z. B. Glasflaschen)
    • Recyceln (Monomaterialien organisch & anorganisch)
    • Thermische Verwertung (Strom und Wärme)

    50 % des zurzeit eingesetzten Verpackungsmaterials – wurde bereits errechnet – könnten bei konsequenter Anwendung eingespart werden.

    Denken wir jedoch generell an Kohlenstoffchemie bzw. die Vielzahl der uns tagtäglich umgebenden und von uns benutzten Werkstoffe/Wertstoffe in größter Dimension. Es bleiben für eine reale Kreislaufwirtschaft einige technische Verfahren, z. B. die Gasifizierung. Diese Technik würde uns erlauben, alle kohlenstoffhaltigen Wertstoffe/Reste in einen neuen Rohstoff zu verwandeln.

    Dieser neue Rohstoff ermöglicht einen echten Kreislauf der Wertstoffe/Reste. Dafür würden natürlich erhebliche Energiemengen benötigt. Die bereits zur Verfügung stehenden Energietechnologien (geprüfte Konzepte und Pilotanlagen) könnten das ermöglichen.

    Fazit:
    Die Vorgaben der Politik, die Kreislaufwirtschaft u. a. der Plastikverpackung wird sich nicht realisieren lassen, da der Kreislauf nicht geschlossen werden kann. Nur in der Zusammenarbeit mit der Energiewirtschaft wird sich der Kreislauf schließen lassen, der die Verpackungsindustrie und andere Industrien einbindet. Siehe oben!

    17.02.2020
    Manfred-Werner Römer

  • Herr Dr. Helmut Spoo über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Helmut Spoo über umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen

    Herr Dr. Helmut Spoo studierte Bergbau an der RWTH Aachen und der TU Clausthal. Er war Doktorand im Forschungszentrum Jülich und promovierte an der RWTH Aachen im Bereich Abfallwirtschaft und Recycling zum Dr.-Ing. mit dem Thema “Untersuchungen zur Verwertung und Deponierung von Steinkohlenaschen und Rauchgasreinigungsrückständen”.

    Nach einer mehrjährigen Tätigkeit in den Bereichen Abfall/Recycling, Arbeitsschutz/Gefahrstoffe sowie als Auditor von Qualitätsmanagementsystemen bei einem Technischen Überwachungsverein ist Herr Dr. Spoo seit 1995 als selbstständiger Berater, Gutachter und Referent tätig.

    Herr Dr. Spoo ist Spezialist für Rohstoffgewinnung, Rohstoffaufbereitung und Vermarktung und beschäftigt sich in diesem Bereich intensiv mit innovativen und hochwertigen Verwertungsverfahren und Rücknahmesystemen sowie Ressourcen- und Energieeffizienz.

    Die Tagungsüberschrift: Umwelt- und umfeldgerechte Kunststoffverpackungen beschreibt den Spannungsbogen zwischen Marketing-, Konsumenten- und Umweltanforderungen. Wie sehen Sie insgesamt, abgesehen von Ihrem Vortragsthema, die Rolle der Verpackung im gesellschaftlichen Umfeld? Verpacken wir richtig?

    Verpackungen sind zum Schutz des Füllgutes unverzichtbar. Es wird aber zu viel und vielfach auch unnötig verpackt. Das ärgert den Verbraucher, wie die jüngst publizierte Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW gezeigt hat. Der “Schuss” geht für die Verpackungshersteller nach hinten los. So viel Marketing kann gar nicht gemacht werden, um verprellte Kunden wieder zurückzugewinnen. Mittlerweile geht es auch ohne Verpackungen, wie das Projekt „Unverpackt“  am Beispiel Laserkennzeichnung von Bio-Lebensmitteln zeigt.
    Viele Verpackungen sind auch nicht optimal konstruiert. Dies haben eigene Untersuchungen bezüglich der Restentleerbarkeit, d. h. der Entnahme des Füllgutes, gezeigt.

    Für flexible Verpackungen sollte unbedingt ein praktikables Rücknahmesystem aufgebaut und eingerichtet werden, damit diese „High-Tech“-Verpackungen nicht in der Verbrennung landen.

    Mit Ihrem Thema „Circular Economy, die EU-Strategie zur Förderung der Kreislaufwirtschaft“ leisten Sie einen inhaltlich sehr gut passenden Beitrag. Was genau werden Ihre Kernaussagen sein?

    Wir brauchen neben der Energiewende eine Rohstoffwende. Ziel der  “Circular Economy-Strategie”  ist die Förderung  des Recyclings, genau genommen des hochwertigen Recyclings. Quoten allein sagen noch nichts aus. Die Qualität des Recyclings und die Qualität der zurückgewonnenen Sekundärrohstoffe sind von entscheidender Bedeutung, wenn Verwertungskreisläufe auf hohem Niveau geschlossen werden sollen. Die Verbrennung ist die niedrigste Stufe der „Verwertung“, aber letztendlich Rohstoffvernichtung, und sie trägt durch die CO2-Emissionen zur globalen Erwärmung bei. Die Deponierung will die EU in den nächsten Jahren verbieten. Deponieren ist meines Erachtens Verstecken von Rohstoffen und Ausdruck unterlassener Verwertungsbemühungen.

    Über Nachhaltigkeit und Rohstoff-/Ressourceneffizienz wird viel geredet, aber nur wenig tatsächlich getan. Nur eine geringe Anzahl von Unternehmen setzt das wirklich konsequent um. Es herrscht vielfach noch die Denke vor, es wird noch eine ganze Weile so weitergehen wie bisher. Rohstoffe seien noch genügend vorhanden. Dem ist nicht so. Außerdem ist die Verfügbarkeit ungewiss. An den Rohstoffmärkten  sind bereits erhebliche Veränderungen im Gange.

    Medien und auch die öffentliche Meinung tendieren in jüngerer Vergangenheit eher zu Negativ-Darstellungen von Verpackungen insgesamt. Neben Umweltrisiken werden auch immer wieder Gesundheitsrisiken bemängelt. Wie schätzen Sie das Aufwand-Nutzen-Verhältnis von Verpackungen allgemein und von Kunststoffverpackungen insbesondere ein?

    Verpackungen haben eine wichtige Funktion. Neben den Umweltanforderungen muss auch der gesamte Bereich Chemikalienrecht (z. B. REACH oder die POP-Verordnung)  im Blick sein. Die Beispiele Mikroplastik und HBCD-haltige Polystyrolabfälle zeigen – auch wenn es sich hier nicht um Verpackungen handelt – dass eine vernetzte Denkweise wichtig ist, denn Chemikalienrecht hat Vorrang vor dem Kreislaufwirtschaftsrecht. Bei Lebensmittelverpackungen spielt die Schadstoffproblematik eine besonders wichtige Rolle. Diese Thematik ist beim Recyclingprozess zu beachten.

    Wo sehen Sie die Schlüsselstellen für das Gelingen eines echten Kreislaufwirtschaftens?

    Am wichtigsten ist, dass Produkte so konzipiert werden, dass sie kreislauffähig sind. Hier herrscht vielfach noch lineares Denken in den Unternehmen vor.

    Die Herstellung kreislauffähiger Produkte ist eine Querschnittsaufgabe im Unternehmen. Hier müssen alle an einem Strang ziehen. Das gilt auch für den Einkauf, das Marketing und den Vertrieb.

    Voraussetzung für ein wirtschaftliches Recycling ist eine effiziente Erfassungslogistik und die Information des Verbrauchers. Das Ganze muss einfach und bequem sein (Convenience auch in der Retourlogistik). Ferner ist ein intensiver Dialog innerhalb der gesamten Recyclingkette bis hin zum Endverwerter erforderlich. Wir benötigen zudem als Pendant zur globalen Primärrohstoffgewinnung eine globale Kreislaufwirtschaft mit entsprechenden Qualitätskriterien.

    Folienverpackungen werden als Minimalverpackung bezeichnet. Doch in einem Punkt sind sich viele einig – das Recycling ist schwierig und belastet die Ökobilanz der Folie. Wie schätzen Sie diesen Nachteil im Vergleich zu Mehrweg- oder Pfandsystemen ein, wie es uns die Flaschenindustrie vormacht?

    Ich glaube nicht, dass das Recycling schwierig ist. Man muss es nur wollen. Recycling ist nicht gleich Recycling. Ich bin ein Verfechter des hochwertigen Recyclings, also der stofflichen Verwertung, und zwar auf hohem Niveau. Hier ist Spezialwissen gefragt. Ich entwickele High-Tech-Recyclingverfahren unter Einsatz modernster Identifikations- und Sortiertechnik. Downcycling hat keine Chance mehr am Markt. Verbrennen ist kein Beitrag zum Ressourcenschutz und läuft auch den Bemühungen zum Klimaschutz zuwider.

    Und was die Ökobilanz angeht – es ist immer eine Frage der Bilanzgrenzen. Wenn man die Umweltauswirkungen der Primärrohstoffgewinnung monetär bewerten und in die Produkte einpreisen würde, hätte das Recycling eindeutige Vorteile. Diese Betrachtungsweise wird sehr bald kommen.

    Achten Sie auf eine optimale Verpackung, wenn Sie privat einkaufen? Wählen Sie Produkte bewusst oder unbewusst nach der Verpackung und nicht nur nach dem Inhalt aus? Und wie wichtig stufen Sie als Verbraucher und Fachmann das Image eines Packmittels im Vergleich zu alternativen Packmitteln ein?

    Da ich mich beruflich seit Jahren intensiv u. a. mit Verpackungen beschäftige und ich 1998 auch als Gutachter an der Novelle der Verpackungsverordnung (Grüne-Punkt-Fähigkeit von Gefahrstoffverpackungen) beteiligt war, achte ich natürlich auch privat auf optimierte Verpackungen. Die findet man leider selten im Regal. Dennoch gibt es sie. Ich habe eine Prüfmethode und ein patentiertes Prüfgerät zur Untersuchung der Restentleerbarkeit von Verpackungen (z. B. Kanistern) entwickelt und in Zusammenarbeit mit Verpackungsherstellern deren Verpackungen geprüft und auf freiwilliger Basis zertifiziert. Hier lässt sich oftmals mit einfachen Mitteln eine Verbesserung erzielen. Funktionalität, optisches Erscheinungsbild und Anforderungen des Umweltschutzes sind keineswegs Widersprüche.

    Eines Ihrer Lieblingsthemen ist Ressourcen- und Energieeffizienz. Leben Sie das auch privat, wie setzen Sie das um?

    Wer sich mit Rohstoffen, mit Ressourcen- und Energieeffizienz beruflich beschäftigt, sollte sich auch privat diesem Thema widmen, um glaubwürdig zu sein.

    So weit wie möglich achte ich daher darauf. Leider kommen viele Hersteller noch nicht ihrer Produktverantwortung nach. Viele Produkte sind nicht kreislauffähig gestaltet bzw. es fehlen Rücknahmeangebote nach Gebrauch.

    Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was begeistert Sie außerhalb ihres Berufes?

    Ich bin seit meinem neunten Lebensjahr begeisterter Hobbymusiker. Spiele u. a. Keyboard, Saxophon und noch andere Instrumente und habe in verschiedenen Bands gespielt.

    Ich tanze auch sehr gern, bin gern in der Natur und liebe Kurzreisen, um Land und Leute kennenzulernen.