Kategorie: Biofolien

Biofolien, deren Rohstoffe und Additive, sowie ihre Anwendungsbereiche.

  • PFAS in Flexpack – Herausforderungen und Lösungen

    PFAS in Flexpack – Herausforderungen und Lösungen

    Hinter der Abkürzung „PFAS“ verstecken sich sogenannte per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (per- and polyfluoroalkyl substances). Dies ist eine große Gruppe von mehreren tausend Chemikalien (ca. 5 Tsd. – 15 Tsd. je nach Quelle der Informationen), die seit Jahrzehnten aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften in zahlreichen industriellen und verbrauchernahen Anwendungen eingesetzt werden. Besonders häufig finden sie sich in papierbasierten Lebensmittelverpackungen – etwa in Fast-Food-Verpackungen, Pizzakartons oder Mikrowellenpopcorntüten. Bei Lebensmittelkontaktmaterialien ist der wohl bekannteste Vertreter dieser Gruppe das Polytetrafluorethylen, welches unter dem Handelsnamen „Teflon®“ für Antihaftbeschichtungen von z.B. Kochutensilien (Töpfe, Pfannen) zum Einsatz kommt.

    PFAS

    Spätestens seit Inkrafttreten der „PPWR“ (Packaging and Packaging Waste Regulation – Verordnung (EU) 2025/40) ist das Thema PFAS in aller Munde und führt bei vielen zu Unsicherheiten, wie mit diesen Stoffen umgegangen werden soll.

    Dieser Artikel gibt Ihnen einen kurzen Überblick über die wichtigsten Informationen zum Thema PFAS und beantwortet die Frage, ob und wie sie als Hersteller/Verwender von Lebensmittelverpackungen tätigen werden sollten.

    Migration aus Verpackungen in Lebensmittel

    PFAS sind besonders problematisch, da sie chemisch extrem stabil sind, d.h. sie widerstehen biologischem Abbau, Hitze, Licht und Chemikalien. Sie werden häufig in papierbasierten Lebensmittelverpackungen verwendet, um Feuchtigkeits- und Fettbeständigkeit zu gewährleisten, aber auch in flexiblen Folienverpackungen kommen sie als Extrusions-Hilfsmittel bzw. Prozessadditive zum Einsatz. Diese „forever chemicals“ können dann aus (beschichteten) Verpackungen in Lebensmittel migrieren, vor allem bei Kontakt mit heißen, fettigen oder flüssigen Speisen. Studien zeigen, dass Lebensmittel aus PFAS-beschichteten Verpackungen signifikante Mengen dieser Substanzen bzw. deren Reaktionsprodukte aufnehmen können.

    Ein wichtiger Aspekt: Auch als „kompostierbar“ oder „nachhaltig“ deklarierte Verpackungen, beispielsweise aus geformtem Zellstoff, enthalten oft PFAS, um die notwendigen Barriereeigenschaften gegen Fett und Feuchtigkeit zu erzielen. Solche Materialien können bei der Kompostierung PFAS freisetzen, die dann erneut in die Umwelt und somit potenziell zurück in die Nahrungskette über Böden, Pflanzen oder Tierfutter gelangen.

    Gesundheitliche Risiken und Alternativen

    PFAS sind extrem persistent und bioakkumulativ, sie reichern sich vor allem in Blut, Leber und Lunge an. Der Großteil der menschlichen Exposition erfolgt über die Ernährung, laut Schätzungen rund zwei Drittel, sowie über Trinkwasser und Hausstaub. Die chronische Aufnahme von PFAS über kontaminierte Lebensmittel stellt ein immer größer werdendes Risiko dar. Die gesundheitlichen Risiken sind mittlerweile gut dokumentiert, insbesondere langkettige PFAS (z.B. PFOA, PFOS) sind mit gesundheitlichen Problemen wie Fortpflanzungsstörungen, Immunsuppression und Tumorbildung verbunden. Aber auch neuere, kurzkettige Alternativen wie GenX  (benannt nach dem Herstellungsprozess) oder PFBS weisen toxikologische Effekte auf und werden aufgrund ihrer hohen Mobilität und Umweltpersistenz kritisch bewertet. (G. Glenn et al. Per‑ and polyfluoroalkyl substances and their alternatives in paper food packaging. Comprehensive Reviews in Food Science and Food Safety, 2021)

    Angesichts der bekannten Risiken besteht ein wachsender Bedarf an PFAS-freien, funktional gleichwertigen aber gleichzeitig auch biologisch abbaubaren Verpackungslösungen. Derzeit getestete Alternativen, etwa auf Basis von Polysacchariden (z. B. Stärke, Chitosan), Proteinen oder Polymilchsäure (PLA), erreichen bisher nur begrenzt die gewünschten Fett- und Feuchtigkeitsbarriere-Eigenschaften.

    Analytische Herausforderungen

    Die Herausforderung bei der PFAS-Analyse liegt in ihrer strukturellen Vielfalt und der niedrigen Konzentration, in der sie vorkommen. Moderne Analysenmethoden wie Flüssigchromatographie gekoppelt mit hochauflösender Massenspektrometrie (LC-QTOF, LC-MS/MS) ermöglichen den Nachweis selbst kleinster Mengen in verschiedenen Matrices, einschließlich Lebensmitteln und Umweltproben. Diese Systeme erlauben auch die Identifikation bisher unbekannter PFAS oder Abbauprodukte – eine wichtige Voraussetzung für Regulierungen und Risikoabschätzungen. Mit diesen Methoden kann allerdings nicht sichergestellt werden, dass alle PFAS detektiert und quantifiziert werden, so dass häufig der Gesamtfluorgehalt mittels Veraschung in der Sauerstoffbombe und Ionenchromatografie bestimmt wird. Allerdings lassen sich damit anorganische und organische Fluoride nicht trennen, so dass Fehlinterpretationen möglich sind.

    PPWR: Ein regulatorischer Wendepunkt

    Die Verordnung (EU) 2025/40, eine zentrale Initiative der EU zur Kreislaufwirtschaft, sieht umfassende Regelungen für Verpackungen vor, mit dem Ziel, Verpackungsmüll bis 2040 deutlich zu reduzieren und Materialien sicher und recyclingfähig zu gestalten. Besonders relevant: Die PPWR enthält klare Anforderungen an die Sicherheit von Materialien mit Lebensmittelkontakt.

    Im aktuellen Verordnungstext wird explizit auf die Reduktion „besorgniserregender Stoffe“ in Verpackungen abgezielt – PFAS stehen dabei im Fokus. Hersteller müssen künftig nachweisen, dass ihre Verpackungen frei von persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Stoffen wie PFAS sind. So dürfen nach Ablauf der Übergangsfrist am 12.08.2026 Lebensmittelverpackungen nicht mehr in Verkehr gebracht werden, wenn sie PFAS in folgenden Konzentrationen enthalten:

    • 25 ppb für jedes gezielt analysierte PFAS (ohne polymere PFAS)
    • 250 ppb für die Summe der PFAS, gemessen als Summe aus gezielter Analyse und ggf. Abbau von Vorläuferverbindungen (ohne polymere PFAS)
    • 50 ppm für PFAS (einschließlich polymere PFAS); bei einem Gesamtfluorgehalt über 50 mg/kg muss der Erzeuger oder Importeur auf Verlangen Nachweise über die Menge des gemessenen Fluors vorlegen.

    Diese Regelungen sind besonders relevant für Hersteller von Lebensmittelverpackungen,  die mit der Messung des Gesamtfluorgehaltes schon jetzt prüfen können, ob Handlungsbedarf besteht.  

    Bei Fragen wenden Sie sich bitte an fcm@innoform.de. Wir erstellen Ihnen gerne ein Angebot für die Bestimmung des Gesamtfluorgehaltes.

    Prüfungen zu PFAS können Sie hier finden.

    Ein Artikel von Dr. Tim Schlüter

    Tim Schlüter
  • Präzise Materialanalyse von (Verbund-) Folien 

    Präzise Materialanalyse von (Verbund-) Folien 

    Dr. Daniel Wachtendorf 
     
    Die Materialcharakterisierung von Folien spielt eine entscheidende Rolle in der Forschung und Industrie, insbesondere bei der Entwicklung und Qualitätssicherung von Verpackungsmaterialien, technischen Folien und Verbundwerkstoffen. Um die Struktur, Zusammensetzung und thermischen Eigenschaften dieser Materialien genau zu analysieren, kommen verschiedene bewährte Verfahren zum Einsatz. 

    Die genaue Analyse von Verbundfolien ist essenziell, um deren Struktur und Eigenschaften zu verstehen. Man nutzt sie häufig, um folgende Fragestellungen zu klären:

    1. Materialinformation: Wie ist die Folie aufgebaut? Diese Frage ist besonders relevant, wenn das Material unbekannt ist – beispielsweise zur Beurteilung der Recyclingfähigkeit. 
    1. Verwechslung vermeiden: Entspricht die gelieferte Folie tatsächlich der bestellten Spezifikation? 
    1. Fehlersuche in der Rezeptur: Liegt eine Abweichung oder Verwechslung in der Zusammensetzung vor? 
    1. Wettbewerbsanalyse: Welche Folienvarianten existieren am Markt – auch von Mitbewerbern – für spezifische Anwendungen? 

    Der Innoform Testservice in Oldenburg bietet ein umfassendes Analysenpaket zur präzisen Bestimmung des Folienaufbaus und der Materialzusammensetzung. Dieses umfasst Mikrotomquerschnitte, DSC (Differential Scanning Calorimetry), Polarisationsthermomikroskopie und Infrarot-(IR)-Spektroskopie. Mit diesen Methoden lassen sich fundierte Erkenntnisse gewinnen, die für Qualitätssicherung, Produktentwicklung und Marktanalysen unverzichtbar sind. 

    Der erste Schritt zur Analyse 

    Wir erstellen bei Eingang der Kundenprobe zunächst einen schnellen Mikrotomquerschnitt. Dieser gibt eine erste Übersicht über die Komplexität der Probe und dient als Grundlage für die Planung weiterer Untersuchungen. Nachdem wir den erforderlichen Analyseaufwand ermittelt haben, fertigen wir einen detaillierten Mikrotomquerschnitt an und betrachten ihn meist unter hoher Vergrößerung im Durchlicht. Diese Methode erlaubt es, die Anzahl der Schichten, deren Dicken und grundlegenden Aufbau exakt zu bestimmen. 

    Der Mikrotomquerschnitt einer Folie 

    Die erstellten Bilder dienen nicht nur als Orientierung für weiterführende Analysen, sondern auch zur anschaulichen Visualisierung für den Auftraggeber. Moderne Mikroskope liefern dabei exzellente Ergebnisse und sind eine wesentliche Voraussetzung für die nachfolgende Materialcharakterisierung. Der Mikrotomquerschnitt bildet somit einen zentralen Bestandteil der Analyse und stellt zusammen mit der tabellarischen Ergebniszusammenfassung das Herzstück unserer Berichte dar. 

    Thermische Analyse 

    Der zweite Schritt ist die Differential Scanning Calorimetry (DSC), eine präzise Methode zur thermischen Analyse der Probe. Vor Beginn dieser Untersuchung müssen jedoch Halogene ausgeschlossen werden. Dies erfolgt mithilfe der Beilsteinprobe, einer einfachen chemischen Nachweismethode für Halogene wie PVC oder PVDC. Wir nutzen die Eigenschaft, dass Halogene in Gegenwart von Kupfer charakteristische grüne Flammenfärbungen erzeugen. Enthält die Folie Halogene, verzichten wir anschließend auf die DSC-Analyse, um den Sensor vor den entstehenden Gasen zu schützen.

    Fällt die Beilsteinprobe negativ aus, wird ein Thermogramm der Probe erstellt. Dieses liefert wichtige thermische Parameter wie Schmelztemperaturen, Schmelzenthalpien (Energieaufnahme oder -abgabe) sowie Kristallinitäts- und Glasübergangstemperaturen. Obwohl die DSC keine schichtspezifischen Ergebnisse liefert, bietet sie einen umfassenden Überblick über die thermischen Eigenschaften der gesamten Probe. Besonders in Kombination mit der Heiztischmikroskopie lassen sich typische Werkstoffe wie Polyethylen (PE) präzise identifizieren. 

    Analyse des Schmelzverhaltens einzelner Schichten 

    Ein weiterer wichtiger Schritt der Materialcharakterisierung ist die Heiztischmikroskopie. Diese ermöglicht die detaillierte Untersuchung des Schmelzverhaltens einzelner Schichten von Verbundfolien. Nach der Anfertigung eines Mikrotomquerschnitts wird die Probe ohne Medium auf einem Glasträger im Durchlichtmikroskop positioniert. Dort wird sie schrittweise in einer Art „Miniofen“ erhitzt und kontinuierlich beobachtet. 

    Durch spezielle Polarisationsfilter entsteht ein Dunkelfeld, in dem teilkristalline Schichten als helle Bereiche sichtbar werden. Durch eine kontrollierte Temperaturerhöhung lassen sich die Schmelzbereiche exakt bestimmen. Beim Erreichen des Schmelzpunkts verschwindet die Doppelbrechung, wodurch die zuvor hellen Schichten dunkel erscheinen. Dieses Verfahren erlaubt es, die thermischen Eigenschaften einzelner Schichten genau zu bestimmen – auch bei eingefärbten Schichten, beispielsweise mit TiO₂, die eine besondere Herausforderung darstellen. 

    Chemische Analyse der Zusammensetzung 

    Zur Ergänzung der thermischen Analysen kommt die Infrarot-(IR)-Spektroskopie zum Einsatz. Diese Methode liefert detaillierte chemische Informationen über die Zusammensetzung der einzelnen Schichten. Zunächst werden die Außenschichten der Probe mittels ATR (abgeschwächte Totalreflexion)-Spektroskopie untersucht. Anschließend fertigen wir einen Mikrotomquerschnitt an und setzen ihn in einem eigens entwickelten Edelstahlhalter für die Durchlichtmessung ein.

    Mithilfe eines Infrarot-Spektrometers können Spektren der einzelnen Schichten aufgenommen und mit Referenzspektren verglichen werden. Diese Untersuchung ergänzt die thermischen Analysen und dient als zweite Verifizierung der Ergebnisse. 

    Auch die Zwischenschichten einer Probe können mithilfe des IR-Mikroskops können analysiert werden, so dass sich ein vollständiger und detaillierter Aufbau der Verbundfolie ergibt. 

    Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse einer Folie

    Fazit: Umfassende Charakterisierung durch kombinierte Analysen 

    Durch die Kombination mechanischer, thermischer und chemischer Analysen bietet das Analysenpaket von Innoform Testservice eine Möglichkeit, Folien detailliert zu charakterisieren. Vom ersten Mikrotomquerschnitt bis hin zur abschließenden IR-Spektroskopie entsteht ein umfassendes Bild der Materialstruktur und Zusammensetzung. Diese präzise Vorgehensweise liefert nicht nur wertvolle Erkenntnisse für technische und industrielle Anwendungen, sondern setzt auch einen hohen Standard in der modernen Foliencharakterisierung. 

  • Die Wahl des richtigen Verpackungsmaterials für eine grünere Zukunft 

    Die Wahl des richtigen Verpackungsmaterials für eine grünere Zukunft 

    Beispiel: Papier oder Plastikfolie 

    Die Frage nach der Nachhaltigkeit zwischen Folien- und Papierverpackungen kann ziemlich komplex sein, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter die Herstellungsprozesse, die Lebensdauer des Materials und die Recyclingmöglichkeiten. 

    1. Produktionsaufwand 
    • Papierverpackung: Die Herstellung von Papier ist energieintensiv und erfordert den Einsatz von großen Mengen Wasser. 
    • Folienverpackung aus Plastik: Die Produktion von Kunststofffolien erfordert weniger Energie und verbraucht weniger Wasser als die Papierherstellung. 
    1. Recyclingfähigkeit 
    • Papierverpackung: Papierverpackungen sind im Allgemeinen leichter zu recyceln und kompostierbar, was ihnen in puncto Umweltverträglichkeit einen Vorteil verschafft. 
    • Folienverpackung: Kunststoffverpackungen sind derzeit noch schwerer zu recyceln. Allerdings gibt es Fortschritte in der Entwicklung von recycelbaren und biologisch abbaubaren Kunststofffolien. Beim Papier hingegen scheint die Entwicklung langsamer voranzugehen, was die Recyclingfähigkeit angeht. Fortschritte beim Entfernen von Druckfarben und Klebstoffen sind aber schon zu sehen und kleinere Innovationen auch noch zu erwarten. 
    1. Schutzfunktion 
    • Papierverpackung: Papier bietet nicht immer den besten Schutz vor Feuchtigkeit und Gasen, was die Haltbarkeit des Produktes beeinträchtigen kann. Auch die Siegelfähigkeit zum dichten Verschließen einer Verpackung ist nicht gegeben. Papier kann jedoch beim Öffnen einer versiegelten oder verklebten Verpackung glänzen. 
    • Folienverpackung: Folienverpackungen können eine bessere Barrierefunktion bieten, wodurch das Produkt länger frisch bleibt, und weniger Lebensmittel verschwendet werden, was sich ebenfalls positiv auf die Nachhaltigkeit auswirken kann. Auch leichtes Öffnen und Wiederverschließen sind heute gängige Eigenschaften von Folienverpackungen. 

    Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, sollte eine Lebenszyklusanalyse (LCA) in Betracht gezogen werden, die alle Umweltaspekte von der Herstellung bis zur Entsorgung bewertet. Typische Parameter, die häufig zur Vereinfachung verwendet werden, sind der CO2-Fußabdruck und der Wasser-Fußabdruck. Diese beiden Werte sollen eine nachvollziehbare Vergleichbarkeit herstellen. Je kleiner beide Fußabdrücke sind, desto umweltfreundlicher ist das Produkt. 

    Nachhaltigkeit besteht jedoch aus den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales. Alle drei Säulen müssen ausgewogen betrachtet werden.  

    Zwischen diesen teilweise konkurrierenden Aspekten ist ein Optimum anzustreben. Bei solchen komplexen Entscheidungen werden heute meist nur der ökonomische Faktor und die beiden genannten Fußabdrücke bewertet. Hier wird aber an Modellen gearbeitet, die ein Nachhaltigkeitscontrolling – ähnlich dem Finanzcontrolling – auf Knopfdruck ermöglichen. 

    Das kommt in der heutigen Diskussion oft noch zu kurz. Auch hier haben wir uns zunächst nur auf die Umweltwirkungen und den Ressourcenverbrauch konzentriert. 

    Mit diesem Artikel möchte ich schrittweise wieder einen Beitrag zur sachlichen Diskussion über die Auswahl von Verpackungsmaterialien leisten – Fortsetzung folgt. 

  • Barrierefolien werden recyclingfähiger

    Barrierefolien werden recyclingfähiger

    Es war in Würzburg am 22. und 23. Juni 2023 klar – der Megatrend im Verpackungsbereich – Recyclingfähigkeit – strahlt auch, und ganz besonders, auf Barrierefolien aus.

    Ausgehend von Vorträgen zum Thema Food-Waste und dem Leitbild der Nachhaltigkeit an sich, wurde schnell klar – Barrierefolien werden den Flexpack-Markt weiter antreiben. Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales müssen ausgewogener berücksichtigt werden, so Hilmar Heithorst. Wir konzentrieren uns derzeit auf Recycling und damit auf die Ökologie, aber wenn das nicht auch sozial und ökonomisch umgesetzt wird, ist das nicht nachhaltig.

    Die oberste Aufgabe der Verpackung insgesamt sei es, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, sagte Thomas Gröner. Es sei eine Schande, dass etwa ein Drittel der produzierten Lebensmittel nicht gegessen werde. Ein Teil davon verdirbt immer noch auf dem Weg vom Acker zum Teller, weil Barrieren fehlen und die Lieferketten zu lang sind. Auch hier kann Flexpack helfen, CO2-Emissionen zu vermeiden.

    Peter Olbrich hat dafür Lösungen mit seinen Vakuumbeschichtungsanlagen und viel Know-how, um hauchdünne Barriereschichten aus Aluminium, Aluminiumoxid (transparent) und Siliziumoxid herzustellen. Hier gibt es marktgerechte Systeme, um extrem preiswerte und inzwischen auch robuste Barrieren gegen Sauerstoff und Wasserdampf herzustellen. Und das Beste: Diese nur wenige Nanometer dünnen Schichten stören keinen der bisherigen Recyclingprozesse, so dass die polymeren Trägerschichten stofflich recycelt und wiederverwendet werden können. Lediglich Metallisierungen führen zu einer leichten Vergrauung der Regenschutzfolien – “grey is the new green”.

    Stefan Schiessl stellte die Fraunhofer-Entwicklungsergebnisse rund um Nanokomposite vor, die unter anderem als Barrieren auf Papier eingesetzt werden können. Die mit üblichen Lackier- und Beschichtungsverfahren applizierbaren Systeme sind auch recyclingfähig und teilweise bereits kommerziell verfügbar.

    In die gleiche Richtung zielt Ben Raven mit seinen Polyethylenen für mono- und sogar biaxial- orientierte PE-Folien. Mono-Material statt Multi-Material für ein noch besseres Recycling von Folienverpackungen. Neu sind hier PE-Typen mit höherer Dichte für den Reckprozess, die sich mechanisch und chemisch einwandfrei recyceln lassen.

    Jiabril Gigli setzt auf wässrige Barrierelacke und stellte seine Hochleistungssysteme vor, die sowohl auf Papier als auch auf Folie zu guten bis sehr guten Barrierewerten führen.

    Thomas Schmitt berichtete über monoaxiale Reckanlagen für Blasfolien, die vor dem Flachlegen des Schlauches oben an der Blase recken. Dies spart Energie, da die Blase noch warm ist, und erhöht die Freiheitsgrade im Prozess. Ein Vorteil ist u. a. die verbesserte Planlage solcher Folien.

    Anna Helgert berichtet von Tiefziehverpackungen, die auch in der Konstruktion materialreduziert werden können. So lässt sich Fleisch in Schrumpfverpackungen kaum minimalistischer verpacken – aber natürlich ist das mit dünnsten Folien auch mit Barriere-Coextrudaten möglich.

    Achim Grefenstein teilt seine Neuentwicklungen aus dem Baukastensystem, die alle auf monoaxial verstreckten Blasfolien basieren, mit Marktbegleitern. Wir müssen schnell nennenswerte Mengenverschiebungen von Multi-Material zu Mono-Material erreichen. Für Flexpack sieht er mittelfristig nur noch 3 Polymere: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET). Seine Folien basieren alle entweder auf PE oder PP und können auch kombiniert werden. Die mehrschichtige, gestreckte Blasfolie kann – je nach Anwendung – mit oder ohne Barriere geliefert werden.

    Christian Lutze klärte die Kunststoff-Experten über das Für und Wider von Papierverpackungen auf. Mitsubishi liefert ausschließlich Frischfasern für den Lebensmittelverpackungsmarkt und setzt bei den Barrieren auf recycelbare, wässrige Systeme, die bei Papierverpackungen stets die 5 % Fremdstoffgrenze nicht überschreiten sollten. Sauerstoff-, Aroma-, Fett- und Wasserdampfbarrieren sind bereits im mittleren Barrierebereich verfügbar. Aber auch im Papierbereich werden Rezyklate für Lebensmittelverpackungen nur zögerlich eingesetzt – aus gutem Grund!

    Jochen Moesslein bietet einen fluoreszierenden Tracer an, um nicht nur einzelne Materialien oder Schichten zu markieren, sondern ganze Rezepturen im Recyclingstrom identifizierbar zu machen. Einem Tracer kann also eine ganze Rezeptur mitgegeben werden – am besten aufgedruckt auf Verpackungen oder als Etikett. Erste industrielle Prototypen gibt es bereits mit Zeiss, ab September können Rezycler bei Polysecure im Technikum Tests durchführen.

    Andreas Peterhanwahr bietet Überwachungs- und Qualitätssicherungssysteme für Regeneratfolien aus einer Hand. Auch die Integration in die Maschinensoftware und eine Nachrüstung sind möglich.

    Victor Trapp setzt auf Bio-Ormocere. Hier schließe sich der Kreis, sagt er und verweist auf die beeindruckenden Barriereeigenschaften von Ormoceren – auch auf Basis von Biopolymeren. Auch am Preis werde intensiv gearbeitet. Dass Ormocere unter anderem zur Veredelung von Hoch- und Ultrahochbarrieren eingesetzt werden, beweist ihre Daseinsberechtigung.

    Lars Hancke beschrieb abschließend die enorme Vielfalt an Lackierungen mit unterschiedlichen Barrieren gegen UV-Licht, Fett, Sauerstoff und Wasserdampf, die ein Lack- und Farbenhersteller heute anbieten kann. Auch das Deinking wird hier eine Rolle spielen, um bedruckte Folien und Papiere in Zukunft noch besser recyclingfähig zu machen. Alles zusammen, weniger Material, Mono-Materialaufbauten, Deinking und eine der Anwendung angepasste Barriere werden nach seiner Meinung und der Einschätzung aller Teilnehmer und Referenten den Weg in eine Kreislaufwirtschaft mit Barrierefolien ermöglichen.

    Verzichten können wir auf diese nicht – das ist Konsens.

    Mehr Informationen und der Kauf der Zugangsdaten für die Aufzeichnungen und Vortragsunterlagen unter: innoform-coaching.de/tagung/barriere-verbundfolien-der-expertentreff-2022

    Die Zusammenfassung haben wir live auf LinkedIn gestreamt und ist hier verfügbar: https://www.linkedin.com/posts/karstenschroeder_flexpackbranche-skz-innoform-activity-7077962399147786240-UTfI?utm_source=share&utm_medium=member_desktop

    Karsten Schröder, Juni 2023

  • Karsten Schröder antwortet Ansgar Wessendorf im Rahmen der Marktumfrage 2023

    Karsten Schröder antwortet Ansgar Wessendorf im Rahmen der Marktumfrage 2023

    leicht überarbeitete Version 26.04.2023

    Die gesamte industrialisierte Welt hat es versäumt, auf einen sinnvollen Umgang mit unseren begrenzten Ressourcen zu achten. Dies gilt auch für den Bereich der Einwegverpackungen, weshalb diese Verpackungsform heute – zu Recht oder zu Unrecht – besonders heftiger Kritik ausgesetzt ist. Obwohl für die Herstellung von Kunststoffverpackungen nur ein Bruchteil der fossilen Rohstoffe benötigt wird, besteht in der Öffentlichkeit der Eindruck, dass damit die Meere verschmutzt und die Landschaft verunstaltet wird. Dies liegt unter anderem an der „Langlebigkeit“ der Verpackungen im Gegensatz zu den meist kurzlebigen Füllgütern.

    Liegt unser eigentliches Problem nicht darin, dass wir zwar die Füllgüter immer nachhaltiger machen, nicht aber die Verpackungen? Ich vermute daher, dass das „Plastik-Bashing“ seinen Zenit überschritten hat und wir uns komplexeren und wichtigeren Problemen zuwenden sollten. Ich denke dabei an den Weltfrieden, die Ausrottung von Seuchen, die Sicherung der Ernährung und den Respekt gegenüber allen Lebewesen auf unserem Planeten.

    Gerade wir als Flexpacker sollten unsere Verpackungen noch minimalistischer und handhabungsfreundlicher gestalten und uns durchaus trauen, andere Denkwege zu beschreiten. Mehrweglösungen dürfen weder tabuisiert noch als schlechte zweite Wahl diffamiert werden. Denn gerade die Mehrfachnutzung, die wir bisher überwiegend nur stofflich in Form des mechanischen Recyclings umsetzen, ist die Basis jeder Kreislaufwirtschaft.

    Bei der Gestaltung von Lebensmittelverpackungen sollten wir sozusagen in Kaskaden denken. Das heißt zum Beispiel, aus hochwertigen Folien zunächst eine Abdeckfolie für den Baubereich zu recyceln und diese dann wieder dem chemischen Recycling und damit dem Neuwarenstrom zuzuführen, um daraus erneut Lebensmittelverpackungen herzustellen. Dies muss allerdings durch digitale Technologien, Produktpässe und Informationen über die Materialzusammensetzung unterstützt werden, wie es auch von der Politik gefordert wird.

    Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als Gutes noch besser zu machen, um weitere Klima- und Umweltschäden zu vermeiden.

    Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie in Ihrem Bereich der Wertschöpfungskette, um die Nachhaltigkeit von Verpackungen zu fördern, ohne deren Funktionalität zu beeinträchtigen?

    Im Rahmen unseres Testservice untersuchen wir neue Materialkombinationen auf ihre Eignung für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen. Wir erwarten in naher Zukunft vielversprechende Neuentwicklungen wie Materialien aus Lebensmittelabfällen, Altpapier oder Graspapier, um die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern. Auch neue Barrierekonstruktionen, insbesondere für Lebensmittelverpackungen, sind in der Entwicklung. Wir unterstützen die Entwicklung neuer organischer und anorganischer Barriereschichten mit Rat und Tat sowie mit Daten und Fakten aus unserem Prüfservice. Auch der Online-Permeationsrechner, den jeder kostenlos nutzen kann, ist so ein Beispiel.

    Mit unserer Initiative für mehr “Flexpackwissen“ informieren wir Stakeholder im Inno-Talk (www.Inno-Talk.de) und in Inno-Meetings (www.inno-meeting.de) zeitnah über neue Entwicklungen und Trends. In unserem stark wachsenden Angebot an Präsenz- und Online-Seminaren vermitteln wir Kompetenzen zum Beispiel zu nachhaltigen Verpackungen und zur höheren Leistungsfähigkeit von Verpackungen, die mit weniger und recyceltem Material hergestellt werden.

    Ein Beispiel ist die Ausrichtung von Tagungen, wie den Expertentreff: Barriere-Verbundfolien

    Materialneutralität ist ein klarer Trend. Unternehmen, die bisher nur Papier produziert haben, verkaufen ihre Anlagen und stellen Kunststoffverpackungen her. Andere versuchen, Folienverpackungen durch Papiere mit aufgetragenen Barrierelacken zu etablieren. All diese Ansätze unterstützen wir ergebnisoffen und so neutral wie möglich. Vielleicht können wir so dazu beitragen, vielen Menschen Denkanstöße zu vermitteln.

    Wie schätzen Sie persönlich die Zukunftsfähigkeit der Verpackungsindustrie ein?

    Ich kann und will mir eine Welt mit mehr als 8 Milliarden Menschen ohne Hochleistungsverpackungen nicht vorstellen. Ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass dies eigentlich unmenschlich wäre. Denn der Verzicht auf Minimalverpackungen im Hochleistungsbereich, insbesondere bei Lebensmitteln, würde katastrophalen Hunger bedeuten. Die Folge wären die heute noch überschaubaren Migrationsbewegungen von Süd nach Nord und die damit verbundenen Herausforderungen und Konflikte. Verpackungen sind also immer auch Indikatoren, vielleicht sogar Garanten für Wohlstand.

    Die Lebensmittelverpackung wird sich sowohl mengenmäßig als auch leistungsmäßig weiterentwickeln. Gefragt sind daher Innovationskräfte, die sich nicht in der Abwehr von Plastik-Bashing erschöpfen, sondern den Weg für neue Lösungen ebnen, um nicht nur marktgerechte, sondern auch umweltgerechte Verpackungen zu entwickeln. Zweifellos gibt es viele sehr tatkräftige Menschen, die Gutes noch besser machen wollen. Die Flexpack-Industrie mit ihrem immer enger werdenden System der Kreislaufwirtschaft spielt dabei eine wichtige und wachsende Rolle. Egal ob Süßwarenverpackungen aus Papier, Getränkekartons oder Gurkenfolien.

    Natürlich sind hohe Energiepreise ein Hindernis, aber der Einsatz erneuerbarer Energien könnte hier eine Lösung bieten. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine Verpackungsanlage eine Photovoltaikanlage oder eine Windkraftanlage in Betrieb nimmt. Nicht nur, weil es nachhaltiger ist, sondern auch weil es günstiger ist.

    Auch die Materialknappheit ist lösbar, wenn wir die Kreislaufwirtschaft noch ernster nehmen und entsprechend skalieren. Wenn wir weniger fossile Rohstoffe benötigen, weil wir mehr nachwachsende Rohstoffe zur Verfügung haben, machen wir uns sogar unabhängiger von diskontinuierlichen Lieferquellen. Wenn uns das gelingt, kann die europäische Verpackungsindustrie sogar von günstigeren Energiepreisen und eigenen Rohstoffquellen aus Recycling profitieren.

    Ich sehe viele, die eine Krise herbeireden wollen, aber ich sehe viel mehr, die sich inspirieren lassen, Neues zu wagen und die Zukunft mit Verpackungen sinnvoll zu gestalten.

  • Kennzeichnung von Kunststoffen mit Tracern für mehr Kreislaufwirtschaft

    Kennzeichnung von Kunststoffen mit Tracern für mehr Kreislaufwirtschaft

    Interview mit Nelly Freitag vom Fraunhofer IVV

    Auch im Projekt CIRCULAR FoodPack des Fraunhofer IVV geht es um die Unterscheidung und Trennung von Verpackungskunststoffen hinsichtlich ihrer Anwendung für Food- oder Non-Food-Produkte. Ergänzend zu anderen Rückverfolgbarkeitsinitiativen wie Holy-Grail 2.0 sollen Tracer die Kunststoffe bei der Sortierung unterscheiden oder perspektivisch entlang der gesamten Lieferkette charakterisieren.
    Die Tracer können während des Recyclings entfernt und bei der Verpackungsherstellung wieder hinzugefügt werden, um eine Vermischung von markierten und nicht markierten Kunststoffen zu vermeiden.
    Basierend auf der Sortierung von Lebensmittelverpackungen werden im Projekt derzeit hocheffiziente, reinigende Recyclingverfahren und Barrierekonzepte erprobt, um letztlich sichere und recycelbare Verpackungsmaterialien für Lebensmittel zu generieren, sogenannte “circular food packs”.
    Hören Sie sich das ausführliche Interview zum Stand der Entwicklungen an.

  • Die Flexpack-Branche befindet sich im Frühling in voller Blüte

    Die Flexpack-Branche befindet sich im Frühling in voller Blüte

    Ein zuversichtlicher Blick aus der Vogelperspektive auf die Folienverpackungsbranche von Karsten Schröder

    Keine Branche bleibt vom Wandel verschont – und das ist gut so. Denn die Klimakatastrophe erfordert entschlossenes Handeln – das ist Konsens. Zudem wachsen die Weltbevölkerung und die Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln.

    Die Folienverpacker ringen deshalb um neue Standards. Sie suchen nach nachhaltigeren Lösungen und immer besseren Verpackungen. Aber warum lesen und hören wir immer nur von Krisen?

    Meine Einschätzung ist, dass die Flexpack-Branche, wie so viele Branchen in dieser Zeit, gerade eine grandiose Verjüngungskur durchmacht, wie sie uns auch die Natur in Form des Frühlings jedes Jahr vorführt.

    Warum komme ich zu der Erkenntnis? Ich beobachte aus Berufsgründen die Trends in der Branche – so wie viele andere Stakeholder der Folienbranche. Dabei sehen Chat GPT und ich folgende 7 Trends::

    • Nachhaltigkeit: Immer mehr Verbraucher und Unternehmen suchen nach umweltfreundlicheren Verpackungslösungen. Die Verpackungsindustrie reagiert darauf mit der Entwicklung von Biokunststoffen, Recyclingfähigkeit und anderen nachhaltigen Verpackungslösungen.
    • Digitalisierung: Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Verpackungen produziert und verwendet werden. Innovative Technologien wie digitale Druckverfahren und die Verwendung von QR-Codes ermöglichen personalisierte Verpackungen und verbessern die Kundenbindung.
    • E-Commerce: Der Boom des Online-Handels erfordert spezielle Verpackungslösungen, die den Versand von Produkten sicher und effizient machen. Hierzu gehören beispielsweise Kartons mit integriertem Schutz vor Feuchtigkeit oder Stoßdämpfung.
    • Gesundheit und Sicherheit: Verpackungen, die Lebensmittel oder Medikamente schützen und konservieren, müssen höchsten Standards in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit entsprechen. Die Branche arbeitet daher an neuen Materialien und Technologien, die die Haltbarkeit und Sicherheit von Produkten verbessern.
    • Convenience: Verbraucher suchen nach einfachen und bequemen Verpackungslösungen, die das Leben erleichtern. Hierzu gehören beispielsweise wiederverschließbare Verpackungen, Portionierung und praktische Öffnungssysteme.
    • Personalisierung: Verpackungen können verwendet werden, um Markenbotschaften zu kommunizieren und das Markenimage zu stärken. Die Verpackungsindustrie bietet daher immer mehr personalisierte Lösungen an, die individuell gestaltet werden können.
    • Circular Economy: Die Verpackungsindustrie setzt sich zunehmend für die Schaffung einer Kreislaufwirtschaft ein, in der Ressourcen effizient genutzt werden und Abfälle vermieden werden. Die Branche arbeitet an Lösungen, die es ermöglichen, Verpackungen nach dem Gebrauch zu recyceln oder zu biologisch abbaubaren Materialien zu verarbeiten.

    Wann konnten Verpackungsentwickler schon einmal vor so weit geöffneten Türen stehen? Vor der Pandemie war es schon etwas Besonderes, freie Versuchszeit an einer Verpackungsmaschine oder einen freien Regalplatz für eine innovative Verpackungslösung zu bekommen. Heute ist die Nachfrage nach Veränderung aus den oben genannten Gründen so groß, dass eine gute Idee schnell und unkompliziert den Weg zum Verbraucher findet.

    Aber auch schlecht gemachte Verbesserungen finden ihren Weg, werden aber nach einer gewissen Frustrationsphase wieder aus dem System entfernt. Ein Beispiel dafür ist der papierummantelte Joghurtbecher, der einfach nicht funktioniert hat, weil die Verbraucher mit der Trennung von Plastik und Papier überfordert waren – ebenso wie die Sortieranlagen.

    Das alles stimmt hoffnungsvoll und beflügelt nicht nur mich.

    Bildrechte iStock-921437106

  • Umweltgerechte Kunststoffverpackungen

    Umweltgerechte Kunststoffverpackungen

    Das letzte Inno-Meeting fand in Würzburg im Juni 2022 statt – hier eine Zusammenfassung:

    Es war heiß in Würzburg. Aufgrund der Pandemie wurden alle Pläne durcheinander gewürfelt, und wir mussten in ein Festzelt ausweichen. Dass es Ende Juni schon deutlich über 30° C werden würde, hatten wir nicht erwartet, und wir mussten schwitzen – aber es hat sich gelohnt.

    Für alle, die nicht dabei waren, haben wir hier das Finale – etwas gekürzt – zusammengeschnitten.

    Für alle, die sich für das Thema interessieren und die Tagung oder einzelne Vorträge daraus nachhören und die Unterlagen bestellen möchten, besteht hier die Möglichkeit, die Lizenz dafür zu erwerben: Event-Details anzeigen

    Für alle, die der englischen Sprache mächtig sind, empfehlen wir das Inno-Meeting Europe in Berlin. Dort werden internationale Unternehmen mit Referenten aus Forschung, Entwicklung und Produktmanagement über Flexpack & Climate Change diskutieren – schauen Sie sich die Agenda an.

    http://ie.innoform.de
  • Guido Aufdemkamp von Flexible Packaging Europe zu den Hintergründen des Inno-Meeting Europe

    Guido Aufdemkamp von Flexible Packaging Europe zu den Hintergründen des Inno-Meeting Europe

    Ein Interview von Karsten Schröder mit Guido Aufdemkamp

    … “das eigentliche Ziel ist der Kampf gegen den Klimawandel …”

    Guido, wir haben seit Jahren darüber diskutiert, warum es das Inno-Meeting in Osnabrück nur in deutscher Sprache gibt. Es hat sich im deutschsprachigen Raum als echter Branchentreff etabliert. Mittlerweile reiht Innoform sogar einige Ableger in die Marke Inno-Meeting ein und benutzt sogar eine eigene Website dafür www.inno-meeting.eu . Nun gibt es das erste europäische Inno-Meeting Europe in englischer Sprache in Berlin. Welche Intention verfolgt der europäische Flexpack-Verband mit dieser Kooperation mit Innoform?

    Ein europäischer und offener Branchentreff stellt eine tolle Ergänzung zu unseren zahlreichen Verbandsforen, die nur für Mitglieder zugänglich sind, dar. Da der Schwerpunkt unserer Aktivitäten in Europa liegt, kooperieren wir mit Innoform, um bald die Premiere des ersten europäischen Branchentreffs des gesamten flexiblen Verpackungssektors inklusive Zulieferern und Kunden der eigentlichen Hersteller zu erleben.

    Die Inno-Meetings in deutscher Sprache sind geprägt von technischen Themen und Schwerpunkten. Beispiele hierfür sind Standbeutel, Drucktagung, Barrieretagung und viele mehr. Wo liegt der Fokus konzeptionell beim europäischen Blick auf die Branche im Inno-Meeting Europe?

    In allererster Linie geht es um die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette rund um flexible Verpackungen. Daher freut es uns sehr, dass die zahlreichen Referenten wirklich die Vielfalt der Branche abbilden. Wir sind überzeugt, dass wir eine tolle Plattform sowohl für Wissensvermittlung als auch für aktive Diskussionen zwischen den Akteuren bieten werden.

    Die Zielgruppe des europäischen Inno-Meetings unterscheidet sich nicht nur regional von der der deutschsprachigen Tagungen. Wen sprecht ihr konkret an?

    Wie bereits gesagt, der eine große Unterschied ist die Europäisierung des Inno-Meeting-Ansatzes, welche übrigens dem Status der Branche entspricht, die seit vielen Jahren den europäischen Binnenmarkt aktiv lebt. Der andere ist die Nicht-Fokussierung auf Teilbereiche, sondern die ganzheitliche Betrachtung der Wertschöpfungskette flexibler Verpackungen, Rohstoff- und Maschinenhersteller, Converter, Abfüller, Handel und Verwerter. Dieser totale Blick auf die Branche mit ihren vielen Akteuren wird das Inno-Meeting Europe zu einem einzigartigen Treffpunkt machen.

    Der Inno-Talk Europe – das Online-Format des Innoform Branchentreffens im 4-Wochen-Rhythmus – findet am 16. September 2022 zum dritten Mal statt https://www.inno-talk.de/termine/INE-09-22.

    Welche Rolle spielen die Inno-Talks Europe in diesem Gesamt-Angebot mit Innoform und FPE? Die Namensähnlichkeit kann ja kein Zufall sein.

    Der Inno-Talk Europe als digitale Plattform ist das logische unterjährige Gegenstück zur Präsenzveranstaltung Inno-Meeting Europe. Wobei hier nicht Gegensatz, sondern Ergänzung gemeint ist. Aufgrund der limitierten Möglichkeiten von Präsenzveranstaltungen während der Pandemie hatte der Inno-Talk Europe bereits die Gelegenheit, sich innerhalb der Branche zu etablieren. Genau das möchten wir nun auch mit dem Inno-Meeting Europe erreichen.

    Worum wird es inhaltlich beim ersten Inno-Meeting Europe hauptsächlich gehen? Flexpack & Climate Change heißt der Titel – aber was verbirgt sich dahinter?

    Recycling oder Kreislaufwirtschaft mögen die großen Themen unserer Zeit sein, aber das eigentliche Ziel ist der Kampf gegen den Klimawandel. Fast alles andere sind lediglich Mittel und Wege, um den Klimawandel aufzuhalten. Wenn das große Ganze außer Acht gelassen wird, ist das leider allzu häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Flexible Verpackungen sind mit Abstand die Ressourcen schonendste Art, vor allem Lebensmittel zu schützen – somit ein guter Baustein gegen den Klimawandel. Aber es gibt noch einige Hausaufgaben zu bewältigen, um flexible Verpackungen weiter zu verbessern. Das betrifft neben der Materialoptimierung vor allem die Verwertung der eingesetzten Materialien, für die bereits einige vielversprechende Technologien existieren und weiterentwickelt werden. All das und vieles mehr wird beim Inno-Meeting Europe präsentiert und hoffentlich kontrovers diskutiert werden.

    http://ie.innoform.de
  • Klimawandel und Ressourcenknappheit mit Verpackungen bremsen

    Klimawandel und Ressourcenknappheit mit Verpackungen bremsen

    Eine Beobachtung und Meinung von Karsten Schröder

    Gerade auch die Verpackungsindustrie leidet unter knappen Ressourcen und gestörten Lieferketten. Liegt das an den hohen Energiepreisen, den gestörten Lieferketten oder gibt es auch andere Lösungsansätze? Und wie sieht es mit dem Produktschutz durch Verpackungen aus?

    Konsens besteht mittlerweile darin, dass die höher entwickelten Staaten seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse leben. Die Weltbank führt absurd anmutende Indikatoren wie den Fleischverbrauch im Verhältnis zum BIP (Brutto-Inlands-Produkt) an. Und schon landen wir wieder bei der Lebensmittelverpackung.

    Denn nur die Verpackung zeichnet derzeit einen Ausweg aus der enormen menschlichen “Überbevölkerung” und der damit einhergehenden Ernährungsprobleme. Doch nicht die schiere Anzahl an Menschen macht das Problem, sondern auch der enorme, luxuriöser werdende Anspruch immer größer werdender Bevölkerungsschichten. Doch wer will das irgendjemandem verdenken?

    Ein maßgeblicher Verbrauchstreiber von Rohstoffen und Lebensmitteln sind die s. g. reicheren Länder. Dieser Einfluss der Länder auf den “Erdenverschleiß”, wie die Ingenieure sagen würden, ist in den USA über sieben Mal höher als in Indien. Die USA-Bevölkerung verschlingt also jedes Jahr Ressourcen von umgerechnet 5 Erden. Wie kann das sein? Und was hat das mit Verpackungen zu tun?

    Die Ursachen sind vielfältig und nicht systematisch bekannt bzw. umstritten in ihrer Gewichtung. Fest steht, dass sowohl in entwickelten als auch weniger entwickelten Ländern enorme Mengen an Lebensmitteln verderben. Bei den weiter entwickelten Länder liegt das meistens am Überkonsum und dem daraus folgenden Verderb. Es wird zu viel gekauft und nicht alles verzehrt. Es verdirbt zu viel in Restaurants und wir nehmen zu viel Nahrung zu uns, was am Anstieg des BMI (Body Mass Index), aber auch der steigenden Bevölkerungszahl ablesbar ist.

    In den weniger entwickelten Ländern entsteht der Lebensmittelverderb eher schon in der Lieferkette selber, d.h. auf dem Weg vom Acker zum Teller verdirbt ein wesentlicher Teil. In beiden Bereichen können optimale Verpackungen zur Minimierung der Verschwendung beitragen.

    Der mittlerweile manisch anmutende Druck auf die Lieferanten einiger Lebensmittelhersteller mit ihren Nachhaltigkeitszielen mit Fokus vor allem auf recyclingfähigen und recycelten Verpackungen erscheint da wenig zielführend. Auch wenn das Ziel an sich wertvoll für diese erscheinen mag, wird es im großen Kontext kaum Wirkung entfalten und dient sicherlich auch der Sicherung von Absatzmärkten in Ländern mit fehlenden Kreislaufsystemen und entsprechenden Umweltproblemen, die durch gebrauchte Einwegverpackungen ihre Gestalt und einen Sündenbock finden.

    Doch jedes verpackte und damit vor dem Verderb geschützte Lebensmittel ist ein Nachhaltigkeitsgewinn. Es ist sozial, da es Ernährungsprozesse verbessert, es ist ökonomisch, da die Hauptwertschöpfung im Lebensmittel selbst liegt und diese geschützt bleibt, und sie ist ökologisch, da Ressourcen geschont und die Umwelt damit entlastet wird. Damit sind alle drei Säulen der Nachhaltigkeit wie Ökonomie, Ökologie und Sozialwesen positiv beeinflusst.

    Aber warum ist Verpackung für viele, besonders in den entwickelteren Ländern, auf einmal “böse”? Ich möchte mit folgenden Punkten zum Weiterdenken anregen.

    • Wir haben es als Verpacker und Verpackungshersteller weitgehend versäumt, Vorteile zu kommunizieren.
    • Wir haben bisher zu viel in linearen Materialströmen gedacht und zu wenig in Kreisläufen. Und das gilt nicht nur für die Verpackung, sondern auch für die Lebensmittel und Konsumgüter, ja letztlich für das gesamte moderne Wirtschaften. Zum Beispiel ist es bisher in der EU nicht zugelassen, menschliche Exkremente zur Düngung zu nutzen – das wäre ja ein Kreislauf.
    • Unser Blick aufs Ganze ist durch die reine Kostenbrille getrübt. Das bedeutet, dass Dinge, die nicht in der Bilanz als Kosten erscheinen, immer zweitrangig oder gar nicht einkalkuliert werden. Wir sehen diese schlichtweg nicht.
    • Überbetont werden hingegen absatzsteigernde Maßnahmen – egal wie langfristig sinnvoll das für Mensch und Umwelt sein wird – es geht ums pure Wachstum in Gewinn und mindestens Umsatz.

    So zahlt eine Ölförderfirma der Natur ja nichts für das entnommene Öl zurück. Der Landwirt laugt Böden aus, bis sie versanden oder nicht mehr profitabel sind, ohne neuen Ackerboden zu erzeugen. Viele Packmittelproduzenten produzieren kurzlebige Einwegverpackungen, ohne sich um den Materialnachschub zu kümmern.

    Und so zieht es sich durch unser gesamtes Wirtschaftsleben mit mehr oder weniger offensichtlichen katastrophalen Auswirkungen. Das hier ist keine Klageschrift, sondern ein Aufrütteln, den begonnenen Weg des Kreislaufdenkens weiterzuführen, ohne sich selbst im Kreise zu drehen. Die Idee ist, gelegentlich zurückzutreten und sich zu fragen: Ist diese Monomaterialverpackung, die 25 % teurer wird und die Haltbarkeit des Lebensmittels vielleicht sogar herabsetzt, wirklich besser als eine Multimaterialverpackung, deren Gesamt-Energiebilanz einschließlich eines aufwendigeren Recyclingprozesses besser wäre?

    Ist bei den Mengen an verbrannten Ölprodukten zur Energieerzeugung und zur Mobilitätserhaltung und -steigerung das wahllose Zwingen von Verpackungen in Monomaterialstrukturen immer richtig? Ist das mechanische Recycling von Lebensmittelverpackungen nicht nur eine Brückentechnologie, an der wir aber nun unsere Monomaterial-Manie ausleben, da dieser wenig entwickelte Prozess einfach keine saubere Materialtrennung ermöglicht? Oder sollten wir vielmehr an echte Kreisläufe wie Cradle to Cradle denken? Wo aus einer Chips-Tüte wieder eine gleichwertige, rezyklierte Chips-Tüte werden kann?

    Oder brauchen wir diesen Zwischenschritt der Monomaterialisierung erst, um dann die wirkliche Kreislaufwirtschaft in Angriff zu nehmen? Und gerade wir Flexpacker haben schlechte Recyclingquoten wegen ihrer Kleinteiligkeit und Verbundstrukturen, die leider in heutigen mechanischen Recyclingverfahren ein KO-Kriterium darstellen. Und das führt zu kläglichen Recyclingquoten bei kleinen Folienverpackungen.

    Momentan geben die Recycler – auch für Flexpack – den Monomaterial-Weg eindeutig vor. Aber sind wir da auf dem richtigen Pfad? Warum stellen noch so wenige wirklich auf Monomaterialien im Regal um? Lohnt es sich für den, der Mehrkosten zahlen muss, vielleicht nicht genug an anderer Stelle? Ein hoher Recycling-Score auf Basis der vorliegenden Recycling-Möglichkeiten reicht da vermutlich nicht als Anschubmotivation.

    Der Umwelt wird es egal sein, ob ein Multi- oder Monomaterial-Standbeutel mit Einschweißteil für die Baby-Einmalration in die Müllverbrennug, auf den Waldboden, ins Meer oder auf den Recyclinghof gerät. Lasst uns alle noch einmal tiefer gehen und einen Schritt zurücktreten, was im großen Bild (big picture) wirklich zielführend ist. Es muss ja ökologischer, sozialer und ökonomischer werden, wenn es wirklich nachhaltiger sein soll. Da bringen echte Systemwechsel bahnbrechende Erfolge. Aufwendige Weiterentwicklungen verschleppen eher den Fortschritt, wie es die Autobauer gerade zu spüren bekommen. Was vor zehn Jahren noch unmöglich schien, wird durch einen, der es vormacht, in wenigen Jahren zum Status Quo. Quo vadis Flexpack – wer weiß?

    Wer mehr Wissen über diese Zusammenhänge im Austausch mit bunt gemischten Fachleuten erleben und studieren will, ist herzlich nach Würzburg eingeladen – es lohnt sich auch Online – der Nachhaltigkeit zuliebe …

    www.inno-meeting.de

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